Im Angesicht des Todes

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
1. Juli 2001
Abgelegt unter:
DVD

Film

(3.5/6)

Bild

(5/6)

Ton

(4/6)

Extras

(5/6)

James Bond auf DVD

James Bond, Geheimagent-007, der Spion ihrer Majestät bringt seit inzwischen rund vier Jahrzehnten die miesesten Superschurken dieser Welt zur Verzweiflung. Die ersten Pläne zur Verfilmung der Erlebnisse des Geheimagenten 007 reichen (sogar) bis in das Jahr 1953 zurück. Der literarische Vater von James Bond ist der Brite Ian Fleming, dessen erster Bond-Roman, „Casino Royale“, in der ersten Hälfte der 50er Jahre ein Bestseller war. Ursprünglich sind die Bond-Geschichten Flemings eher ernste, harte Agenten-Stories und typische Produkte der Ära des „Kalten Krieges“. Die Filme betonen stärker als die Romane humoristische und (besonders in den Filmen mit Roger Moore) zum Teil slapstickhafte Elemente. Letztlich bleibt die Kino-Figur James Bond zwar immer der Sieger, ist aber keineswegs ein reiner Supermann: Er ist vielmehr weder fehlerfrei noch emotionslos und hat auch verschiedene Laster. Gerade der gekonnte Wechsel zwischen Perfektion und menschlichen Schwächen bestimmen den Reiz der Figur und deren Erfolgs-Story – bis auf den heutigen Tag.

Die Filme präsentieren (immer aufs Neue) eine Reihe liebgewordener Kino-Klischees: Neben dem kino-typischen Super-Bösewicht und seinen Gehilfen – die nach altbewährter Sitte zum „moralisch sauberen“ Film-Ende hin beseitigt werden – gibt es immer eine schöne Frau (meist eine Blondine) und damit auch Raum für erotische Akzente. Spätestens seit Goldfinger (1964) sind „High-Tech“ und damit meist verbunden ein die Spannung fördernder „Wettlauf mit der Zeit“, mindestens ebenso bedeutungsvolle Handlungs-Komponenten.

20th-Century-Fox-Home-Entertainment komplettierte inzwischen seine 007-Kollektion auf DVD. Erstmals erschienen ist jetzt auch der 1983er Sag niemals nie, in welchem Ur-Bond Sean Connery in einem originellen High-Tech-Remake von Feuerball – fast 20 Jahre danach – charmant und selbstironisch nochmals alle (bekannten und bewährten) Register zieht. Leider handelt es sich in diesem Fall nicht um eine mit attraktivem Zusatz-Material versehene sogenannte Special-Edition: zusätzlich gibt es ausschließlich einen einsamen Kino-Trailer. Der deutsche Ton ist solides Mono, der britische zwar als Dolby-Surround ausgewiesen, bietet aber nur einige wenige, eher gekünstelte Effekte und keine stimmige Raum-Atmosphäre.

Der Morgen stirbt nie und Golden Eye sind erneut – in Form sogenannter „Special-Editions“ – jetzt mit verbessertem Zusatz-Material herausgebracht worden. Ebenfalls erhältlich ist nun auch Casino Royale (1967): Hierbei handelt es sich zwar um einen Original-Ian-Fleming-Titel, der Film ist aber kaum mehr als ein Star-überladener (z.B. David Niven, Peter Sellers und Ursula Andress), ziemlich verkorkster und allzu heftig überdrehter Langweiler.

Rund zwei drittel der gesamten „DVD-Bond-Kollektion“ habe ich prüfen können und dabei keine gravierenden Mängel festgestellt. Die Bild-Transfers sind durchweg gut bis sehr gut, nur ganz vereinzelt fallen ein paar leichte Unschärfen negativ auf, die aber wohl ein Problem des jeweiligen Films sein dürften. Klanglich gibt’s bei den älteren Bonds solides Mono und erst ab Golden Eye knackig-druckvollen AC-3-5.1-Sound. Zwar ist bereits bei einigen früheren Filmen z.B. bei Im Angesicht des Todes die englische Ton-Spur als AC-3-5.1 ausgewiesen, die Effekte sind jedoch nur mono. Hier handelt es sich demnach wohl um die ursprünglichen (4-kanaligen) Dolby-Surround-Ton-Mixe, bei denen man die monoralen Effekte einfach auf beide hintere Kanäle gelegt hat. Enttäuschend ist, dass in diesen Fällen die deutsche Ton-Spur den Dolby-Surround-Mix nur als AC-3-2.0-Abmischung bietet, was erheblich blassere rückwärtige Effekte zur Folge hat!

In Sachen Zusatz-Material lassen sich die Special-Editions nicht lumpen: Im Rahmen des Machbaren (bei den älteren Titeln zwangsläufig etwas weniger) gibt’s Audio-Kommentare der Regisseure, Trailer, Video-Clips und interessante und vielseitige Dokumentationen. Für Filmmusik-Freunde dürfte hier die ansprechende und informative Doku zum „James-Bond-Sound“ (rund 20 Minuten) auf der DVD Im Angesicht des Todes und auch die reine Musik-Spur auf der DVD Der Morgen stirbt nie ein Leckerbissen sein.

Drei Filme ragen besonders positiv hervor: Golden Eye, Der Morgen stirbt nie sowie Die Welt ist nicht genug (bereits im letzten Jahr auf DVD erschienen) erreichen in Sachen Bild und Ton Spitzenwerte.

Fazit: Die James-Bond-Bomd-Filme sind jetzt sämtlich auch auf DVD verfügbar – fast ausschließlich in sorgfältig produzierten Special-Editions mit interessanten Zusatz-Materialien.

Unterm Strich sind die James-Bond-Filme das einzige Serien-Phänomen, dem es (trotz Durchhängern und Verschnaufpausen) in zeitgemäß aufgefrischter Form bis heute gelungen ist, neue Generationen von Kinogängern zu begeistern. Nach dem überraschend großen Erfolg von Golden Eye haben die Produzenten offenbar wieder einigen Mut gefasst; „007 forever“ dürfte zwar übertrieben sein, das Bond-Phänomen dürfte uns allerdings in jedem Fall noch einige Zeit begleiten.

Regisseur:
Glen, John

Erschienen:
2001
Vertrieb:
20th Century Fox
Kennung:
DVD 1623408
Zusatzinformationen:
USA/GB 1985

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