DVD: Fluch der Karibik
Das Piratenfilmepos Fluch der Karibik von Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Gore Verbinski soll nun auch in den Heimkinos für Kasse sorgen. Obwohl das etwas überdrehte Spektakel im Vergleich mit manchem stimmigeren Klassiker des Genres nicht voll mithalten kann: eine tricktechnisch reizvolle, dabei prächtig ausgestattete und alles in allem ordentliche Unterhaltung bekommt der Käufer durchaus. (Ein eingehender Kommentar zu Film und Filmmusik findet sich hier.) Buena Vista hat den Film jetzt als „Special Edition“ mit 2 DVDs auf den Markt gebracht.
Top-Qualität gibts beim Bild: dafür stehen hervorragende Schärfe, exzellente und dabei fantastisch ruhig stehende Farbflächen — was besonders die Szenen mit dem problematischen Nacht-Blau aufwertet — und entsprechend dazu passend sind hervorragende Detailliertheit und Kontrast.
Auch der Ton (mit dem THX-Logo versehen) braucht sich keinesfalls zu verstecken. Für einen Mix sowohl in Dolby-Digital als auch in dts im 6.1-Standard (also mit rückwärtigem Center-Kanal) ist der Sound insgesamt aber doch etwas zu unspektakulär — das den Film beschließende Jerry-Bruckheimer-Productions-Logo überzeugt vom Raumeffekt her mehr. An dieser Stelle reicht es daher „nur“ für ein „Sehr Gut“.
Das etwas vollmundige Versprechen von „über 10 Stunden Bonusmaterial“ rechnet die drei zum Film gebotenen Audio-Kommentare (von Regisseur, Produzent, Schauspieler Johnny Depp und anderen überwiegend unterhaltsam dargeboten) großzügig mit ein. Aber auch so kann man mit dem Sortiment Bonusmaterialien auf der DVD 2 sehr zufrieden sein. Überzeugende Einblicke in die Produktion sind nicht allein im ausführlichen, knapp 40-minütigen Making-of „Das Epos auf See“ enthalten. So zeigt das rund 20-minütige „Blick auf das Film-Set“, worauf es beim Dreh von fünf Szenen im Einzelnen ankam. Im Segment „Tagebücher“ finden sich in kürzeren Beiträgen individuelle Eindrücke von Produzent Bruckheimer, vom Schauspieler Lee Arenberg, der im Film den Piraten Pintel verkörpert, sowie vom Segelschiff „Lady Washington“, das im Film als die „Interceptor“ fungierte.
Darüber hinaus wartet die Bonus-DVD mit ausführlichen Infos zu Schauspielern, Schiffen, Kostümen, Stunts und auch den zum Teil faszinierenden Special Effects auf. Die Entstehung verschiedener Szenen wird eingehender beleuchtet: Höhepunkt ist hierbei die originelle „Mondschein-Serenade“ auf dem Geisterschiff mit seiner hervorragend getricksten, aus Knochenmännern bestehenden Besatzung.
„Gag Reel“ gibt Auskunft über Pannen beim Dreh. Ebenso findet man Geschichtliches — in erster Linie in einer für junge Film-Freunde aufbereiteten Form. Bemerkenswert ist hier das Segment „Unter Deck“, das mit einer ordentlich zusammengestellten interaktiven Geschichte der Piraterie aufwartet. Der Seefahrthistoriker David Cordingly weiß auf unterhaltsame Art nicht allein von den bekannten historischen Vertretern wie Blackbeard, Sir Francis Drake, Henry Morgan und John Paul Jones Interessantes zu berichten. Neben den markanten männlichen Kollegen gibt es aber auch etwas über weibliche Anführer in diesem Gewerbe, wie Anne Bonny und Mary Read; und ebenso finden sich Anmerkungen zum Vorbild für die fiktive literarische Figur des berühmten Robinson Crusoe. Cordingly beleuchtet aber auch knapp ein wenig geläufiges Kapitel: das chinesischer Piraten, die es offenbar geradezu in Scharen gab. Aber das ist noch nicht alles: in einem Untermenü findet sich noch mehr zum Thema, wie Alltag auf See, Piratenschiffe, Waffen, Strafen usw. Vielleicht macht dies ja manch einen neugierig, tiefer in diese wahrhaft bunte und facettenreiche Materie einzusteigen.
Und wer immer noch nicht genug hat, der kann in der „Bildergalerie“ stöbern und sich auch insgesamt rund 20 Minuten geschnittene oder anders konzipierte Filmszenen anschauen. Für die Nachwuchs-Klientel enthalten beide DVDs außerdem noch diverse Features in einem separaten DVD-ROM-Teil. Dass sämtliche englischsprachigen Teile (inklusive der Kommentare) sauber deutsch untertitelt sind, ist ein weiterer Pluspunkt.
Summa Summarum kann König Kunde zufrieden sein. Auch wer (wie ich) dem Film nur bedingt zustimmt, kann sich an einer Reihe gelungener Gags und aufwändig realisierter Szenen, wie der originellen „Moonlight Serenade“, erfreuen und diese ab sofort in prima Bild- und Ton-Qualität auch zu Hause genießen. Die ebenso überzeugende Kollektion an Zusatzmaterialien ist eine professionelle Mischung aus Werbung, Unterhaltung und Information und hat für mancherlei Geschmäcker etwas im Gepäck.
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Dieser Artikel ist Teil unseres umfangreichen Programms zu Pfingsten 2004.
© aller Abbildungen bei DISNEY PICTURES