Eloise at the Plaza • Eloise at Christmastime

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
25. Mai 2007
Abgelegt unter:
CD

Score

(4.5/6)

Zwar sind die Filmmusiken zu Eloise at the Plaza und Eloise at Christmastime erst im Jahr 2006 auf CD veröffentlicht worden, allerdings gehören die beiden Vertonungen Bruce Broughtons zu bereits im Jahr 2003 im US-TV gezeigten Fernsehfilmen. Die Filmstorys beruhen auf einer in den USA offenbar sehr populären Kinderbuchreihe von Kay Thompson: Die sechsjährige Eloise ist das Töchterchen eines Stars und wächst in den Mittfünfzigern im noblen New Yorker Plaza-Hotel auf. Bei uns dürften die Upper-Class-Abenteuer sowie die mitunter recht extravaganten Einfälle, mit denen eine verwöhnte und verzogene Wohlstandsgöre ihre Umgebung zu necken und gelegentlich zu malträtieren versteht, wohl weniger fürs Kinderbuch geeignet erscheinen als im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Gleichgültig was man von den beiden hierzulande bislang nicht gezeigten Fernsehstreifen halten mag, Bruce Broughton hat sich zum filmischen Doppelpack sehr ins Zeug gelegt. Davon zeugt das feine Intrada-Doppel-CD-Album der Reihe „Signature Collection“, das beide Scores vollständig präsentiert. Einmal mehr zeigt Broughton hier, welch vorzüglicher und vielseitiger Orchesterhandwerker er ist. In Eloise at the Plaza arbeitet er in erster Linie mit seinem spielerischen Thema für den titelgebenden Charakter, dem er vielfache Wandlungen abzugewinnen versteht. Die auf die kleine Eloise bezogenen Musikteile werden dabei originellerweise von einem neunköpfigen, farbig agierenden Kammerensemble bestritten. Dieses wird bei Bedarf, z. B. wenn romantische Szenen Musik benötigen, auf ein mit 35 Spielern besetztes Orchester erweitert, was für weitere interessante klangliche Kontraste sorgt. Neben geschickt auskomponiertem Mickey-Mousing sorgt ein leicht swingender Hauch Gershwin („Rhapsody in Blue“) für ein wenig Big-Apple-Flair. Und ebenso kommt eine merkliche Portion Romantik nicht zu kurz, z. B. im charmanten „The Eloise Waltz“. Broughton, der dem großen Orchesterapparat Faszinierendes zu entlocken vermag, zeigt hier, wie einfalls- und facettenreich er auch mit einem insgesamt eher schlanken Ensemble umzugehen versteht.

2116In Eloise at Christmastime wird die Blechsektion des schlanken Orchesters dezent aufgestockt, was festlichere Stimmungen ermöglicht. Gegen Ende sehr ansprechend eingearbeitete Weihnachtslieder beschwören traditionelles Christfest-Feeling. Das unterstreichen ebenso an verschiedenen Stellen gespiegelte Partien aus Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“. Dabei wird allerdings nicht allein bekanntes Musikmaterial hübsch zitiert, sondern eigenes Themenmaterial im Stil markanter Teile der Ballettmusik drollig und raffiniert zugleich eingewoben. Der „Main Title“ verknüpft mit fein auskomponiertem Kontrapunkt nicht allein die Nussknacker-Ouvertüre mit dem Eloise-Thema, was auf das Kommende gelungen einstimmt. Wie hier neben besagter Miniatur-Ouvertüre, weitere markante Teile der Ballettmusik (Tanz der Zuckerfee, Spielzeugmarsch, Tanz der Rohrflöten) in ausgefeilter Kombination von Zitat und Arrangement Revue passieren und miteinander verwoben sind, das besitzt eine Klasse, die man nicht alle Tage zu hören bekommt. Eloise at Christmastime ist naheliegenderweise ein wenig die (etwas) kleinere Schwester von Miracle on 34th Street (1994).

Beide Musiken bestehen übrigens überwiegend aus eher knappen einzelnen Cues: So verteilt Eloise at Christmastime 31 Stücke auf nur 42 Minuten Laufzeit. Dies beeinträchtigt erfreulicherweise keineswegs den Hörfluss, derart reibungslos erfolgen die Übergänge von Stück zu Stück. Beide weitgehend luftig instrumentierten und zugleich abwechslungsreich gehaltenen Musiken sind überaus unterhaltsam, ohne dabei substanzarm zu sein. Damit ist das Eloise-Doppel-CD-Album ein Schmankerl, das sich Freunde sinfonischer Filmmusik nicht entgehen lassen sollten. Fette viereinhalb Sternlein à la Cinemusic.de (also mit Tendenz zu vollen fünf) sind dafür nicht überzogen.

Wie die Erfahrung zeigt, ist musikalisch-kompositorische Qualität nun leider kein Garant für guten Absatz. Der Name Broughton steht im Vorfeld auch nicht unbedingt für hitverdächtig verkaufte Stückzahlen. Entsprechend vorsichtig ist Intrada an die Sache herangegangen und hat nur eine sehr kleine Auflage von 1200 Stück riskiert. Davon sind derzeit noch vereinzelt Restexemplare zu fairen Preisen verfügbar. Wer da nicht noch schnell zugreift, der könnte es später bitter bereuen.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zu Pfingsten 2007.

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Komponist:
Broughton, Bruce

Erschienen:
2006
Gesamtspielzeit:
101:25 Minuten
Sampler:
Intrada Signature Edition
Kennung:
ISE 1009 (2 CDs)

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