Elliot, der Drache

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
3. März 2017
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(3.5/6)

Bild

(5/6)

Ton

(6/6)

Extras

(3.5/6)

Elliot, das Schmunzelmonster, jetzt in völlig neuem Gewand

1977 lief die Erstverfilmung von Pete’s Dragon hierzulande noch unter dem Titel Elliot, das Schmunzelmonster. Heute ist daraus Elliot, der Drache geworden. Mit dem filmischen Vorläufer hat die Neuauflage allerdings fast nichts mehr gemein. Bereits die Titelfigur sieht dem Vorgänger kaum mehr ähnlich, sondern erscheint vielmehr wie eine Kreuzung aus viel von Fuchur, dem pudeligen Drachen aus Die unendliche Geschichte (1984), und ein wenig vom vergleichbar knuffigen Pendant Draco aus Dragonheart (1996).

Die erheblich veränderte Story spielt in und um Millhaven, einer Kleinstadt im waldreichen amerikanischen Nordwesten. Gedreht wurde freilich in Neuseeland, wo, nach Darstellung von Regisseur David Lowery, die Natur noch etwas urzeitlicher, gewaltiger und damit auch magischer wirkt als in den USA. In Millhaven lebt der Waisenjunge Pete (Oakes Fegley), der einzige Überlebende eines tragischen Autounfalls, und wird seit sechs Jahren beschützt und behütet vom sagenumwobenen Drachen Elliot. Die insgesamt eher einfach gestrickte Filmhandlung erinnert bis hierher an Mowgli aus dem Dschungelbuch und greift im weiteren Verlauf auch ein paar Elemente aus King Kong auf, wobei es hier natürlich am Ende gut ausgeht. Als der Teil des Waldes abgeholzt werden soll, in dem Pete und sein Drache ihr Versteck bei einem riesigen alten Baum haben, kommt nicht nur Pete mit den Menschen in Kontakt. Auch Elliot, das disneyhaft nette Fabelwesen, das sich nicht nur unsichtbar machen, sondern dessen Fell auch in magischem grün erstrahlen kann, wird von raffgierigen Holzfällern entdeckt, betäubt und im Triumph nach Millhaven gebracht. Auch wenn Oakes Fegley, der Darsteller des kleinen Pete gegenüber seinem Pendant aus Disneys aktuellem The Jungle Book schon etwas blass wirkt: Unterm Strich ist das neue Disney-Reboot eine unterhaltsame Sache geworden, bei der die disneytypischen Werte auch noch mit einer Okö-Prise Naturverbundenheit verfeinert sind. Dabei ist in einer Nebenrolle auch die inzwischen fast 80-jährige Filmlegende Robert Redford ein zwar kleiner, aber umso feinerer Teil der Inszenierung.

Das Score-Album von Daniel Hart

Daniel Hart, ein junger, aus Texas stammender Geiger, der mit diversen Independent Rock- und Countrybands auftritt, ist hier für den ursprünglich avisierten Howard Shore eingesprungen. Im Filmmusikbereich ist Hart derzeit noch ein wenig geläufiger Newcomer. Das könnte sich ändern, denn mit dieser Disney-Vertonung ist ihm zwar kein großer Wurf, aber doch, da so erfreulich altmodisch gehalten, eine sympathische, nämlich breitorchestrale und themenorientierte Filmuntermalung gelungen.

Während es im 1977er Schmunzelmonster diverse, allerdings nur mäßig eingängige Songs gibt, fehlt der Musical-Touch im Reboot komplett. Allein das seinerzeit erstaunlicherweise sogar für einen Oscar nominierte „Candle on the Water“, vorgetragen von Okkervil River, ist (da im Film nicht auftauchend) als eine indirekte Remineszens auf dem CD-Album vertreten. Die das Album eröffnenden sechs Songs mit Country-Toch runden die Albumspielzeit auf sehr respektable 76 Minuten auf. Im Film agieren diese aber in erster Linie ohne unmittelbaren Bezug zur Handlung, sondern vielmehr im Hintergrund, als eher der Atmosphäre dienliche Source-Cues. Abgesehen vom auf die Geschichte direkt Bezug nehmenden „The Dragon Song“, der als Variante zitiert wird, werden ihre Themen im ebenfalls mit Folk- und Country-Elementen durchsetzten orchestralen Score daher auch nicht aufgegriffen. Dabei trittt neben Banjo und Bluegrass-Mandoline die Country-Musik typische, fidelähnlich gespielte Violine hervor. Der von Kevin Kaska instrumentierte und dirigierte orchestrale Score wurde in London eingespielt. Die Violinsoli darin werden übrigens nicht, wie vielleicht erwartet, von Daniel Hart selbst, sondern vielmehr von der Violinistin Lindsey Stirling interpretiert. Das Album beherbergt einen Scoreanteil von knapp 50 Minuten, wobei der besonders prägende thematische Gedanke erstmalig in „Are You Gonna Eat Me“ erklingt. Insbesondere nach mehrmaligem Hören entwickelt dieser sogar dezenten Ohrwurmcharme.

Elliot, der Drache auf Blu-ray

Im Kino war der neue Elliot in 3D zu sehen, eine 3D-Blu-ray hingegen ist derzeit offenbar nicht geplant. So muss sich der Interessent zumindest vorerst also mit einer freilich tadellosen als Einzeldisc veröffentlichten 2D-Version im hochauflösenden Videoformat begnügen. Anhand der 2D-Fassung grob abgeschätzt scheint 3D allerdings eher beiläufig eingesetzt worden zu sein, denn Einstellungen mit außergewöhnlichen Perspektiven oder von auffällig hervorstechender Plastizität bleiben nicht in Erinnerung.

Bild und Ton

Die Silberscheibe hinterlässt optisch wie akustisch einen guten bis sehr guten Eindruck. Ein fast durchweg solides Kontrastverhältnis, solide Farbwiedergabe und ein nur gelegentlich etwas zu heller Schwarzwert stehen für überwiegend detailfreudige Bilder. Der Schärfeeindruck variiert dezent, reicht von gut bis sehr gut. Einzelne Übergänge zwischen Szenen erscheinen ein klein wenig unsauber.

Qualitativ hochwertig ist dazu der Ton, in Deutsch in DTS-HD High Resolution 5.1 sowie in Englisch in DTS-HD Master Audio 7.1. Infolge des eher ruhigen Filmgeschehens agiert der Surroundton eher zurückhaltend. Der sauber ausbalancierte Tonmix hat aber für die Actionmomente im Finale, wo Elliot auch mal kraftvoll Feuer spucken darf, dann auch noch ein wenig willkommene Power im Gepäck.

Extras

Das umfangreichste Bonusfeature ist ein (erfreulicherweise auch mit deutschen Untertiteln wählbarer) Audiokommentar, bei dem neben Regisseur und Drehbuchautor David Lowery sowie Co-Autor Toby Halbrooks auch die beiden Jungdarsteller Oakes Fegley und Oona Laurence zu Wort kommen.

Notiz an mich: Das Tagebuch des Regisseurs“ (ca. 8 min.) und „Wie Magie entsteht“ (ca. 2 min.) bilden trotzt der kurzen Laufzeit zusammen ein zwar nur kleines, aber unterm Strich recht informatives und solides Making of. Unter „Verschwindende Momente“ (ca. 9 min.) finden sich einige Outtakes. Neben „Pannen vom Dreh“ (ca. 2 min.) sind noch zwei Musikvideos zu im Film verwendeten Songs vertreten: „Nobody Knows“ und „Something Wild“, welche sich übrigens beide auch auf dem Filmmusikalbum befinden.

Fazit: Nach The Jungle Book ist Pete’s Dragon * Elliot, der Drache im Moment das jüngste nun auch im Home-Videosegment verfügbare Produkt aus Disneys Remake-Küche. Zwar schmunzelt der neue Elliot hier nicht. Er macht dies aber mehr als nur wieder wett: durch disneytypischen Charme in der sanften, warmherzigen Mimik und ebenso wenn er Pete denn auch mal Pfötchen geben mag. Alles in allem ist es eine mit 65 Mio $ kleinere Disney-Produktion, die auch mit Actionpower haushält. Dabei herausgekommen ist eine unaufgeregt erzählte, gegenüber dem unübersehbar in die Jahre gekommenen, heutzutage recht antiquiert wirkenden Original aus dem Jahr 1977 zwar erheblich veränderte, dabei jedoch zugleich angenehm entstaubte und sowohl entspannte als auch sensible Unterhaltung für große und kleine Leute. Dazu bildet die auch als CD-Album erhältliche, überraschend ansprechend geratene, charmant orchestral auskomponierte Filmmusik und damit ein feines klingendes Souvenir zum Film.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Originaltitel:
Pete's Dragon

Regisseur:
Lowery, David

Erschienen:
2016
Vertrieb:
Walt Disney Studios Home Entertainment
Kennung:
1x BD-Set
Zusatzinformationen:
USA 2016

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