Black Hill Pictures präsentiert den 1979er Dracula von John Badham jetzt bereits zum zweiten Mal: Im März 2019 erschien die zuvor von Universal erhältliche Blu-ray-Ausgabe als Produkt-Übernahme in der seit rund 30 Jahren einzig noch erhältlichen Version des Films, nämlich mit nachträglich stark entsättigten Farben. Seit Dezember 2020 ist der Film jetzt auch hierzulande in der so genannten „Cinema-Edition“, d. h. im ursprünglichen Farb-Look der Erstaufführung, erhältlich. Dem voraus ging im November 2019 die (mit Black Hills „Cinema-Edition“ allerdings beim verwendeten Filmmaster nicht identische) US-Veröffentlichung als „Collector’s Edition“ von Shout! Scream Factory (s.u.), welche auch die ältere, farblich entsättigte Fassung auf einer zweiten Blu-ray mit im Gepäck hat.
John Badhams Dracula erstmalig wieder in den Farben des Uraufführungsjahres auf BD
Regisseur John Badham hätte seine Version des Dracula-Stoffes, wie den vom ihm hoch geschätzten 1931er Ur-Tonfilm-Dracula von Tod Browning, gern in Schwarzweiß gedreht. Universal widersprach jedoch, und Kameramann Gilbert Taylor drehte den Film in warmen „goldenen“ Farbtönen, was auch das Produktionsdesign besonders schön zur Geltung kommen ließ. Erst 1991, anlässlich der Wiederveröffentlichung des Films erstmalig im korrekten Scope-Seitenverhältnis, als US-Laser-Disc, wurde Badham gestattet, die Farben elektronisch nachzubearbeiten, woraus die bereits erwähnte, farblich entsättigte Version resultierte. Mit dieser vermochte ich mich allerdings nie wirklich anzufreunden. Mit knackigem Schwarzweiß kann man zweifellos ausdrucksstarke Filmbilder komponieren. Damit hat aber – bei allem Respekt vor der Entscheidung des Künstlers – die farblich entsättigte Version nicht viel zu tun. Das Ergebnis wirkt in meinen Augen farblich völlig willkürlich verfälscht und darüber hinaus insgesamt kalt und trist. Was von der warmen, goldenen Farbästhetik der Uraufführungskopien übrig geblieben ist, erscheint unnatürlich wie in Seenot geratene Aquarellbilder.
Die farblich restaurierte Cinema-Edition verleiht gerade in zwei kürzeren pastoralen Einschüben im ersten Filmdrittel, wo der pittoreske Hintergrund zur Geltung kommt, dank des hier mit betont goldenem Touch versehenen warmen Lichts den Bildern eine ganz spezielle vitale Stimmung. Das betrifft nicht nur das Grün der Vegetation oder das sanfte Himmelsblau. Auch die dunklen Erdfarben in der Szene, wo frühmorgens Kinderarbeiter einen Minenstollen verlassen, erscheinen so ganz besonders reizvoll. Und wie zu erwarten, sehen so auch Sonnenuntergänge eindringlich und ganz besonders glutvoll aus. Völlig unbeeinflusst im Sinne von natürlich sind allerdings auch die Farben der Premierenfassung nicht. Um deren speziellen Look zu erhalten kamen vielmehr bei der Aufnahme entsprechende Farbfilter zum Einsatz, und zusätzlich wurde verschiedentlich weichgezeichnet.
Im Verlauf der Handlung sind die Farben verschiedentlich aber auch merklich kühler gehalten. Wenn etwa Dr. Seward (Donald Pleasence) seinen Kollegen Dr. Van Helsing (Laurence Olivier) abends vom Bahnhof abholt, dann sind abseits der Fleischtöne der Gesichter kaum zusätzliche Farben auszumachen. Wobei das hier eben nicht goldene, sondern mit dezentem Blaustich versehene Licht dafür sorgt, das die gesamte Szenerie eher nüchtern wirkt. Das gilt sehr ähnlich, wenn Van Helsing und Jonathan Harker (Trevor Eve) eine erste Konfrontation mit dem Vampir in Draculas englischer Behausung, Carfax Abbey, haben.
Einen stimmungsmäßigen Höhepunkt bildet die Szene vom Rendezvous zwischen Dracula (Frank Langella) und Lucy (Kate Nelligan), wiederum in Carfax Abbey. Dieser in den übrigen Szenen erheblich ungemütlicher, ja geradezu abstoßend erscheinende Ort, wirkt nur dieses eine Mal ungemein romantisch-düster und märchenhaft zugleich. Die äußerst sorgfältige Ausstattung und Ausleuchtung gehen einher mit der vorzüglichen Kameraarbeit von Gilbert Taylor, der dem Zuschauer auch einen fantastischen Blick von oben durch ein riesiges Spinnennetz hindurch ermöglicht. Den Hintergrund der großen Halle besetzt eine riesige Fledermaus, getaucht in leicht bläuliches sanftes Licht. Dazu setzt im vorderen Bereich das wiederum betont warme goldene Licht der Flammen von unzähligen Kerzen und Fackeln einen besonders eleganten Kontrast. So kommen die ebenfalls golden anmutenden Fleischtöne der Gesichter der Flirtenden besonders schön zur Geltung. In einzelnen Momenten sorgt zusätzlich Weichzeichner in den ansonsten von Schwarz und Grautönen dominierten – somit zum Monochromen tendierenden – Bildern, für einen diffusen goldenen Schein. Dieser verleiht diesem außergewöhnlichen Flirt eine gewisse Wärme und zugleich eine ganz besondere, eigentümliche Aura. Die ein sanftes, fast wohliges Schaudern erzeugende Szenerie erinnert dabei sogar merklich an Jean Cocteaus La Belle et la Bête ∗ Die Schöne und die Bestie (1946).
Dazu bildet die außergewöhnliche, extravagante Liebesszene, gestaltet vom Designer früher James-Bond-Streifen Maurice Binder, dank des Einsatzes der seinerzeit außergewöhnlichen Laser-Lichtanlage der Band „The Who“ eine besonders markante Steigerung. Die scherenschnittartigen schwarzen Silhouetten der Darsteller werden beim vampirischen „Liebesakt“ in ein gleißend blutrotes, flirrendes Licht getaucht. Als discomäßig, wie dazu gelegentlich zu lesen, erscheint mir das Gezeigte jedoch keineswegs. Vielmehr hat man das Verlangen nach dem Kuss des Vampirs, der noch dazu im gesamten Film ohne sichtbare Fangzähne erfolgt, weder zuvor noch danach wieder derartig leidenschaftlich erotisierend gezeigt bekommen. Auch Filmblut kommt nur in wenigen kurzen Momenten des Films und dann auch nur in äußerst geringem Maße zum Einsatz. Ebenso angenehm zurückhaltend bleiben auch die wenigen Momente physischer Gewalt.
Im Finale sind die Scarborough-Hafenszenen sowie die daran anschließende Verfolgung des Seglers, der Dracula und Lucy an Bord hat, auch wegen des beständig grauen Himmels farblich wiederum besonders nüchtern gehalten. Und das gilt ähnlich auch für die sich bei eher schwacher Ausleuchtung unter Deck abspielende finale Konfrontation zwischen Dracula und seinen Verfolgern. Erst wenn der Graf per Seilwinde aus dem Schiffsinneren heraus gezogen sein Schicksal erleidet, spielt das wiederum betont goldene Sonnenlicht einen finalen Trumpf aus.
In der farblich entsättigten Version bleiben die unterschiedlichen Stimmungen der 1979er Premierenfassung weitgehend auf der Strecke. Selbst die zwar noch farbige, allerdings nur noch mit deutlich blasserem Rot aufwartende Liebesszene enttäuscht und wird so fast schon zum Fremdkörper. In der ursprünglichen Farbgebung hingegen treten die wechselnden Stimmungen nicht nur unmittelbarer hervor. Sie werden auch erheblich eindringlicher wahrgenommen. Zweifellos haben die Studiobosse so manchem hochkarätigen Kinofilm durch nachträgliche Eingriffe Schlimmes angetan. Im vorliegenden Falle allerdings kann ich das Insistieren beim Dreh vollkommen nachvollziehen und glaube nicht, das mich der Film im Jahr der Uraufführung vergleichbar beeindruckt hätte, wäre er schon damals auf Pseudo-Schwarzweiß getrimmt gewesen.
Was John Badhams (und nicht nur seine) außerordentliche Wertschätzung von Tod Brownings schwarzweißer Verfilmung von 1931 angeht, kann ich diese ebenfalls nur sehr eingeschränkt nachvollziehen. Warum? Insbesondere wegen der steifen Darstellung der Titelfigur durch Bela Lugosi. Dessen in meinen Augen plattes Agieren hat mich, als ich etwa 13-jährig den Film erstmalig im TV erblickte, primär gelangweilt, jedoch überhaupt nicht geängstigt oder gegruselt. (Im Gegensatz zu Lugosi hat mir etwas später dann Hammers Christopher Lee zumindest ein paar etwas unruhigere Nächte bereitet.) Bei späteren Wiederbegegnungen sind mir in erster Linie die zum Teil beachtlichen Kulissen und insbesondere die stimmungsvolle Kameraarbeit von Karl Freund als Pluspunkte im Gedächtnis geblieben. Ein Teil der insgesamt antiquierten Wirkung ist auch dem Umstand geschuldet, dass die gesamte Klangkulisse dieses frühen Tonfilms noch sehr unausgewogen, und unelegant wirkt.
Die Broadway-Bühnen-Adaption von Bram Stokers Roman diente sowohl Tod Browning als auch John Badhams Verfilmung als Vorlage. Lugosi war letztlich durch seine erfolgreiche Darstellung des Vampirgrafen am Broadway an die Rolle gekommen. So auch Frank Langella, der 1977 in der erfolgreichen Neuinszenierung des Bühnenstücks die Titelrolle verkörperte, was letztlich zu seinem Engagement für Badhams Neuinterpretation führte.
Das Verlegen der Handlung in die Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg macht den Badham-Dracula zugleich ein Stück neuzeitlicher als die in ihren besten Inkarnationen ebenfalls unverwechselbaren, sowohl charmant-viktorianisch-plüschigen als auch blutrot-bissigen Dracula-Inszenierungen der Hammer-Studios. Die heraufdämmernde Moderne spiegelt sich da auch mal recht humorvoll, wenn sich die eher raren Automobile mit den noch dominierenden Pferdefuhrwerken einzelne Wettrennen liefern. Überzeugend gewählt sind dazu auch die mehrheitlich in Cornwall beheimateten Drehorte, etwa Tintagel (für Dr. Sewards Asyl) und St. Michael’s Mount (für Carfax Abbey, Draculas Behausung).
Langellas Charme verströmender Dracula ist die mit Abstand interessanteste Figur auf der Abendgesellschaft von Dr. Seward, bei der er zugleich seinen ersten großen Auftritt hat. Und wie er im weiteren Verlauf Lucy in zunehmenden Maße in seinen erotischen Bann zu ziehen vermag, hat mich bereits im Jahr der Uraufführung beeindruckt. Er warnt die sich von ihm bereits unübersehbar angezogen Fühlende beim Rendevous in Carfax Abbey sogar dezent davor, sich mit ihm einzulassen: „Aber ich muss sie warnen achtzugeben. Wenn ihnen meine Gesellschaft zu irgendeiner Zeit nicht zusagt, dann können sie nur sich selbst die Schuld für einen Bekannten geben, der sich zwar selten aufdrängt, den man aber nur sehr schwer los wird!“ Dabei entpuppt sich die anfänglich als Gentleman mit starker Ausstrahlung verkörperte Titelfigur für alle übrigen gewöhnlichen Sterblichen rasch als hochgradig lebensgefährliches Monster. So etwa, wenn er des Nachts im Trockeneis-Nebel, mit dem Kopf nach unten an der Fassade von Dr. Sewards Irrenanstalt einer dämonischen Katze gleich hinab gleitet.
Außergewöhnlich ist auch der Schluss: Dr. Van Helsing (Laurence Olivier) wurde im Showdown von Dracula tödlich verletzt, und wenn nach dem Todeskampf des Vampirgrafen dessen schwarzer Umhang vom Wind erfasst im wiederum warmen, goldenen Licht der Morgensonne geradezu fledermausartig davon fliegt, erscheint kurz vor dem Abspann auf Lucys Gesicht ein mehrdeutiges Lächeln. Das alles hat zusammen mit der das Erotische im Vampirismus so ungemein betonenden, extravaganten Liebesszene (s. o.) John Badhams Verfilmung in meinen Augen zu einem der bemerkenswertesten Vampirfilme des Horrorkinos gemacht. Dagegen vermag die m.E. etwas überschätzte Version von Francis Ford Coppola, Bram Stoker’s Dracula (1992) nur begrenzt mitzuhalten. Zwar wird auch der hier von Gary Oldman verkörperte Vampir betont liebessehnsüchtig gezeichnet, aber die ausgeprägte Sinnlichkeit von Frank Langellas Darstellung wird nicht annähernd erreicht, sondern durch den in einigen Momenten geradezu splatterhaften Einsatz von Filmblut vielmehr praktisch komplett zerstört.
1979 war allerdings die im selben Jahr gestartete, recht drollige Vampirkomödie Love at First Bite ∗ Liebe auf den ersten Biss (Regie: Stan Dragoti, Musik: Charles Bernstein) mit George Hamilton erheblich erfolgreicher. Das etwas magere Einspielergebnis von John Badhams Dracula ist allerdings nicht als Flop, sondern eher als moderate Enttäuschung verbucht worden. Das Ansehen dieser anfänglich eher vernachlässigten Verfilmung ist in den folgenden Jahrzehnten jedoch gewachsen. Dank der jetzt – erstmals seit der Veröffentlichung des Films auf Videokassette in den frühen 1980er Jahren – erfolgten Wiederveröffentlichung in der rekonstruierten ursprünglichen Farbgebung steht er nun in besonderem Maße zur Wieder- und auch Neuentdeckung bereit.
Bild und Ton
Das leicht körnige HD-Bild im korrekten Scope-Format (1:2,35) macht einen weitgehend tadellosen Eindruck. Fast durchgehend gehen gute Schärfe sowie eine sehr solide und konsistente Farbwiedergabe mit einem sehr guten Kontrastverhältnis und ebenso ordentlichem Schwarzwert Hand in Hand. Hier und da sind auch mal dezente Verschmutzungen zu erkennen.
Etwas enttäuschend ist dafür der Tonmix, der zwar durchweg klar, aber wenig dynamisch ist und gelegentlich auch etwas spitz klingt. Sowohl in deutscher als auch englischer Tonfassung sind die Dialoge gut verständlich, und auch die darunter liegende exzellente Musik von John Williams wird durchaus passabel präsentiert. Der englische Ton ist im Pegel allerdings deutlich leiser als der deutsche. Bei uns ist vermutlich der seinerzeit von CIC verliehene Dracula im Uraufführungsjahr ausschließlich mit Mono-Lichtton gezeigt worden, da bis zum Sommer 1979 noch zu wenige hiesige Kinos für das neue 4-kanalige, matrixcodierte, noch analogen Lichtton verwendende Dolby-Stereo-Verfahren nachgerüstet waren. Dass nun von BD auch die englische Sprachfassung nur in Mono vorhanden ist, ist allerdings schon merkwürdig, zumal dazu etwa die Kritik auf THE DIGITAL BITS vermerkt, der Stereo-Effekt sei insbesondere in der vom Sturm durchtosten Eröffnung geradezu aggressiv! Ich konnte jedoch weder eine stereofone Trennung der Frontkanäle noch Surround-Effekte ausmachen.
Auf Anfrage hat Black Hill zum Produktionsprozess Interessantes mitgeteilt: Die „Cinema-Edition“ ist nämlich nicht mit der rund ein Jahr zuvor in den USA erschienenen, auf einem neuen 4K-Transfer von besterhaltenem 35mm Filmmaterial beruhenden „Collector’s Edition“ von Shout!/Scream Factory identisch. Man habe die „Cinema-Edition“ davon komplett unabhängig in Zusammenarbeit mit dem freiberuflich tätigen kanadischen Filmschaffenden Julian Francis Adderley erarbeitet. Auf dem Backcover der Cinema-Edition, im rot unterlegten Info-Feld, wird Adderley denn auch zur Farbrestaurierung genannt. Er hat dazu noch besonders angemerkt, dass der 4K-Transfer der US-Ausgabe technisch unzulänglich geraten sei, insbesondere zu hell und zu soft wirke. Man habe sich daher entschlossen, die Farbrestaurierung völlig anders, nämlich ausgehend vom HD-Transfer der farblich entsättigten Version anzugehen. Die ursprüngliche Farbgebung aus dem Premierenjahr wurde wieder hergestellt indem man den von John Badham und seinem Team ebenfalls elektronisch vollzogenen Entsättigungsprozess in mühevoller Detailarbeit und mit Hilfe diverser farblicher Referenzen – darunter auch der US-Trailer (s. u.) – so exakt wie möglich wieder umgekehrt hat. Dabei erwiesen sich am Filmset aufgenommene Fotos, die noch erworben werden konnten, als sich das Projekt bereits in der Schlussphase befand, als ein besonderer Glücksfall. Mit ihrer Hilfe sei es gelungen, das Gesamtergebnis anhand letzter Korrekturen nochmals merklich aufzuwerten.
Zu Adderleys Feststellung, der 4K-Transfer sei zu hell, habe ich in US-Rezensionen allerdings keine eindeutige Bestätigung gefunden. Zur von ihm ebenfalls angemerkten Softness hingegen gibt es einzelne Einlassungen, die einen Mangel in der Bildschärfe allerdings nur partiell, über rund 20 Minuten (ab ca. 15 Minuten Laufzeit) attestieren, der sich in den Bild-Bewertungen insgesamt aber kaum negativ auswirkt. Ein direkter Vergleich zwischen beiden Ausgaben war leider nicht möglich.
Extras
Neben dem bereits in der älteren BD-Fassung enthaltenen informativen Audiokommentar von Regisseur Badham, gibt dieser auf der Film-BD auch noch eine Mini-Einführung von rund einer Minute zu den beiden farblich unterschiedlichen Filmversionen. Darüber hinaus ist von den beiden Trailern der aus den USA besonders bemerkenswert. Dieser ist nämlich nicht nur in HD und im korrekten Scope-Format mit an Bord. Die als kurzlebiges Werbeprodukt eingestuften und daher auf billigem Material gezogenen Filmtrailer liegen späterhin in aller Regel nur mehr verschlissen und farblich stark defekt vor. Dazu bildet dieser US-Trailer eine seltene Ausnahme: Er ist von geradezu erstaunlicher, annähernd neuwertiger Bildqualität. Der an den Seiten auf 1:1,85 beschnittene deutsche Trailer sieht dagegen, wie zu erwarten, nur sehr bescheiden aus.
Auf der Bonus-DVD finden sich dazu noch zwei jeweils aktuell produzierte, rund halbstündige Interviewzusammenschnitte mit Regisseur John Badham in „King of My Kind“ sowie mit dem Drehbuchautor W.D. Richter in „What Sad Music“. Darüber hinaus ist „The Revamping of Dracula“, vertreten. Dabei handelt es sich um ein bereits 2004 in SD produziertes Making-of mit knapp 40 Minuten Laufzeit. Erfreulicherweise sind sowohl zum Audiokommentar als auch zu den übrigen Boni deutsche Untertitel wählbar. Die arg softe, auf nur rund 36 Minuten zusammengestoppelte und sowohl farblich als auch vom stark beschnittenen Bildformat beeinträchtigte Super-8-Fassung des Films taugt bestenfalls zum einmaligen eher verstörten Ansehen. Einen angenehmen Eindruck hinterlässt hingegen die gewohnte Bildergalerie.
Gegenüber der US-Ausgabe von Shout!/Scream Factory ist Black Hill bei den Boni insgesamt deutlich sparsamer, die, da nur von einer DVD stammend, zudem ausschließlich in SD vorliegen. Auch wenn wohl das Substanzielle vorhanden ist, fehlen im Vergleich insgesamt sechs weitere Interview-Segmente mit satten rund 95 Minuten Gesamtlaufzeit. Ebenfalls fehlt der neue Audiokommentar von Filmhistoriker Constantine Nasr. Ich hätte mir noch ein zusätzliches Bonus-Segment gewünscht, das einige Stationen im digitalen Farbrestaurationsprozess durch Julian Francis Adderley gut fasslich veranschaulicht.
Fazit:
Wer sich grundsätzlich auf John Badhams Dracula (1979) einlassen mag, hat ab sofort die Möglichkeit, beide sich farblich so markant voneinander unterscheidende Versionen des Films zu vergleichen und die für ihn „richtige“ zu bestimmen.
Derzeit steht dafür neben der hiesigen „Cinema-Edition“ (Black Hill) auch die US „Collector’s Edition“ (Shout! Scream Factory) zur Verfügung. Diese Blu-ray-Editionen sind allerdings ausschließlich in Teilen der Bonusmaterialien identisch, jedoch nicht beim verwendeten Filmmaster: Beide Firmen sind bei der Wiederherstellung der Farbästhetik des Uraufführungsjahres komplett eigene Wege gegangen (s.o.). Welche der beiden Editionen davon letztlich das überzeugendere Resultat liefert, kann natürlich nicht einzig anhand einiger Screenshots in Rezensionen der US-Ausgabe sauber festgemacht werden, die im Übrigen keine unmittelbaren Schwächen erkennen lassen. Der grundsätzlich natürlich interessante Vergleich ist an dieser Stelle jedoch weniger bedeutend, denn für sich genommen ist Black Hills „Cinema-Edition“ in jedem Falle derart hochwertig, dass man bedenkenlos zugreifen kann.
Weiterführende LINKs und zuätzliche Infos:
- Vorab-Eindrücke zur Black-Hill-Dracula-Cinema-Edition erhält der Interessierte auf vimeo, wobei über knapp fünf Minuten in HD zum Vergleich die entsättigte und farbrestaurierte Version in Ausschnitten übereinander gelegt sind. Der in beiden Editionen enthaltene, als eine Referenz im Farbrestaurationsprozess der Cinema-Edition verwendete, US-HD-Trailer ist im Internet leicht zu finden.
- Zur Rezi der bemerkenswerten Dracula-Filmmusik von John Williams in der 2018er Varèse-Deluxe-Edition geht’s hier.
- Von „Uncut Dealer“ ist ein Combi-Pack beider Black-Hill-Editionen erhältlich. Da hier beide Farbversionen des Films allerdings nicht (wie bei der US-Collector’s-Edition von Shout! Scream Factory) nur als BD, sondern zusätzlich auch noch als DVD mit an Bord sind, kommt man zusammen mit der Bonus-DVD sogar auf insgesamt fünf Silberlinge. Als vor etwa einer Dekade die BD noch relativ neu und die zur Wiedergabe benötigten Player noch recht teuer gewesen sind, war die Beigabe des Hauptprogramms zusätzlich auf DVD noch ein Sinn ergebender Werbegag. Heutzutage ist dieser allerdings entbehrlich und vermittelt allein noch den Eindruck eines künstlich aufgeblasenen Pakets.
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