Drei Koch-Media-Western erstmalig in HD: Die weiße Feder, Der letzte Wagen & Rache für Jesse James
Die weiße Feder (1955) und Der letzte Wagen (1956) wurden bereits seinerzeit in ihren DVD-Media-Book-Ausgaben der Reihe „Western-Legenden“ auf Cinemusic.de vorgestellt. Infos zu den Filmen können den verlinkten DVD-Rezensionsartikeln entnommen werden. Ich beschränke mich hierzu auf ein Update der technischen Daten der aktuellen Präsentation. Alle drei Titel werden dieses Mal in deutlich schlichterer Aufmachung als „Classic Western in HD“ vertrieben. Anstelle der aufwändigeren Media-Books der älteren DVD-Ausgaben, werden die Blu-rays in einem einfachen Amaray-Case geliefert, das aufgeklappt zwar auf der linken Seite Halteklammern zum Unterbringen eines Begleithefts aufweist, aber leider ohne ein solches daherkommt. Statt des üblichen Blaus sind die Kunststoffboxen in Schwarz gehalten.
Die weiße Feder und Der letzte Wagen zeigen beim Bild jeweils gute bis sehr gute Werte, erscheinen beide jetzt noch ein Tickchen schärfer und detailfreudiger als ihre beachtlichen DVD-Pendants. Insbesondere gilt das für Kontrast, Schärfe und den soliden Schwarzwert. Entsprechend zeigen beide Titel meist eine gute Detailzeichnung sowie mäßiges, weitgehend naturbelassen erscheinendes Filmkorn. Der letzte Wagen überzeugt ebenso durch eine stimmige Farbwiedergabe, etwa in den vielfältigen prächtigen Landschaftspanoramen. Das Bild zu Die weiße Feder zeigt, stimmig zum Format früher CinemaScope-Produktionen von 1 : 2,55, besonders fette schwarze Balken. Die Farbwiedergabe war allerdings bereits bei der DVD-Ausgabe nicht perfekt und ist auch beim aktuellen HD-Transfer leider sehr ähnlich und damit nur bedingt befriedigend ausgefallen. Das als Vorlage der Abtastung dienende Filmmaterial ist offenbar durchweg in unterschiedlicher Stärke gefadet (verblasst). So wirkt z.B. bereits der Landschaftshintergrund im Rollentitel durch das mangelnde Grün sehr unnatürlich. Zwischendurch fällt häufiger eine dezente Blässe der Hauttöne ins Auge. Selbst in den besten Momenten vermag die Farbwiedergabe infolge der unstimmigen Farbbalance über ein „knappes Befriedigend“ kaum hinauszukommen: Die für diese Ära so typischen, oftmals satt leuchtenden Farbtöne, etwa ein pralles Rot, sucht man hier vergeblich. Trotz dieser Einschränkung kann man aber mit dem Resultat durchaus leben. Nie zuvor hat dieser eher seltenere Gast der Westernunterhaltung mit derart scharfen Bildern zu glänzen vermocht.
Im Gegensatz zum von Blu-ray jetzt deutlich knackiger erscheinenden HD-Bild ist beim Ton alles so geblieben, wie bereits von den älteren DVD-Ausgaben geläufig: Diese Aussage steht zwar für eher unspektakulär aber zugleich für ordentlich, d.h. im Falle der deutschen Tonspuren steht ein recht sauberes Mono und bei den originalsprachigen Formaten (jeweils in 2.0 und/oder 4.0) zumindest ein passabler, gegenüber dem Mono-Sound etwas voller und satter erscheinender, mindestens zweikanaliger Stereosound zur Verfügung.
Abgesehen von der dieses Mal fehlenden Textbeilage mit Hintergrund-Infos zum jeweiligen Film sind auch die sonstigen Zugaben (Boni) mit denen der älteren DVD-Ausgaben identisch. Nur die Bildergalerie wurde neu gestaltet.
Fritz Langs Rache für Jesse James (1940) zum ersten Mal auf Cinemusic.de.
Es handelt sich hierbei um die Fortsetzung zu Jesse James * Jesse James, Mann ohne Gesetz (1939), für die Regisseur Henry King nicht zur Verfügung stand. In seiner bemerkenswerten Biografie „Fritz Lang – Ich bin ein Augenmensch“ beleuchtet Norbert Grob besonders aufschlussreich Langs Zeit in Hollywood, also die Jahre von 1936 bis 1956. Er stellt dabei fest, im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Emigranten habe Lang eine ausgewiesene Neigung zum Western-Genre besessen. Auch wenn Rache für Jesse James im Vergleich mit den anerkannt großen Kinowestern der Fifties auf den ersten Blick schon etwas altbacken wirkt. Der persönliche Konflikt des von Henry Fonda dargestellten, von Rache für seinen ermordeten Bruder getriebenen Frank James ist für einen Western der frühen Fourties im Verhältnis betont psychologisierend und damit eher ungewöhnlich gestaltet. „Lang hat dazu späterhin bemerkt, ihn habe besonders das Problem des Kriegsheimkehrers gereizt, das Problem dessen der Geschmack am Töten bekommen hat, dem man ein Gewehr in die Hand gedrückt hat, damit er in den Krieg zieht, und der weiterkämpft, lange nach Einstellung der Feindseligkeiten. Das Individuum gegen die Gesetze oder gegen die Konventionen: das interessierte mich.“
Die Handschrift Langs tritt gerade in den in schnellen Schnittfolgen, dynamisch und rasant fotografierten Actionszenen zu Tage. Bereits in seinen Schwarzweiß-Produktionen kann man ihn als einen im Sinne Rembrandts die (Kino-)Leinwand mit raffinierten Licht- und Schattenwirkungen und durchdachten Grauabstufungen subtil gestaltenden Maler ansehen. Rache für Jesse James ist aber nicht nur Langs erste Westernfilmproduktion, es war zugleich sein erster Farbfilm, und das erforderte beim Dreh eine große Umstellung. Entsprechend bemerkenswert ist der hier eher zurückhaltende, betont künstlerische Umgang mit der in US-Farbfilmen jener Zeit häufiger etwas unbekümmert eingesetzten Technicolor-Farbpalette. Fox-Studioboss Daryl F. Zanuck war von Langs Umgang mit der Farbe und vom „malerischem Blick“ des Regisseurs verblüfft.
Fritz Langs erster Western in HD von Blu-ray
Rache für Jesse James ist beim Ton und den Boni wie auch die beiden anderen Westernfilme dieses Artikels im positiven Sinne unauffällig, enttäuscht allerdings massiv beim Bild. Schärfe und Farbdarstellung sind zwar ordentlich, aber das fast durchgehend zu beobachtende Helligkeitspumpen beeinträchtigt den Bildeindruck besonders stark in dunkleren Einstellungen. Es ist darüber hinaus aber auch in den helleren Szenen störend wahrnehmbar. Unterm Strich muss man hier leider sagen, dass es nur wenig Spaß bereitet, sich den kompletten Film so anzuschauen. Ein derartig eindeutig negatives Resultat bei der Bildbewertung ist seit geraumer Zeit für Koch-Media-Veröffentlichungen absolut nicht typisch und insofern doppelt schade.
Fazit: Von den drei hier vorgestellten Koch-Media-Western-Veröffentlichungen in HD fällt infolge massiver Beeinträchtigungen beim Bild Rache für Jesse James leider weitgehend durch. Der letzte Wagen hingegen schneidet insgesamt sehr zufriedenstellend ab. In kleinem Abstand dahinter folgt Die weiße Feder, bei der die Farbwiedergabe zwar wiederum nicht perfekt ist, die aber ansonsten einen ebenfalls sehr positiven Eindruck hinterlässt. Etwas bedauerlich bleibt allerdings, dass den aktuellen Präsentationen die sowohl informativen als auch so hübsch nostalgisch aufgemachten Textbeilagen der älteren DVD-Ausgaben nicht ebenfalls spendiert worden sind.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.
Mehrteilige Rezension:
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