Der US-Pioniermythos in grandiosem Technicolor.: Cecil B. De Milles Die Unbesiegten
Unconquered * Die Unbesiegten (1947) spielt während des „French and Indian War“ im Jahre 1763. Damit passen Die Unbesiegten – wie allerdings auch Trommeln am Mohawk – genau genommen nicht sauber ins Westerngenre. Die Konflikte zwischen Siedlern und indianischen Ureinwohnern spielen sich ja noch gar nicht im späterhin so genannten Wilden Westen ab, sondern vielmehr im Osten der späteren USA. Außerdem ist die Handlung zeitlich lange vor der systematischen Besiedlung der Regionen im Westen angesiedelt, deren Beginn im größeren Stil man etwa um das Jahr 1850 ansetzen kann. Damit gehört DeMilles Film eher in die in den zeitlichen Abläufen allerdings sehr breit aufgestellte Kategorie Kostümabenteuer. Daher sind diese Streifen, auch weil es im Verhältnis nur wenige davon gibt, letztlich doch eingeordnet bei den Western zu finden.
Den Hintergrund der Filmhandlung bildet die „Pontiac-Verschwörung“, bei der der Ottawa-Kriegshäuptling Pontiac sein Volk mit anderen Stämmen vereinigte, um die mittlerweile verhassten Engländer aus dem Lande zu treiben. Die Handlung fokussiert den Konflikt auf den völlig schablonenhaft gezeichneten, skrupellosen Geschäftsmann und Waffenhändler Garth, dargestellt von Howard Da Silva. Wenn der Kampf um das von den Indianern berannte Fort Pitt (das spätere Pittsburgh) seinen Höhepunkt erreicht, ist Garth interessanterweise, ähnlich den Unholden der Stummfilm- und frühen Tonfilmära, fast ausschließlich in schwarz gekleidet. Garth, der auch in früheren Szenen bereits einiges Schwarz und darüber z.B. ein Jacket in sattem Rot trägt, wird hierdurch geradezu perfekt zum klassischen Kinobösewicht stilisiert. Hieran zeigt sich besonders deutlich, in welch ausgeprägtem Maße Regisseur Cecil B. DeMille (siehe auch Die 10 Gebote) zu dieser Zeit noch einem eher altmodischen Unterhaltungskino verpflichtet geblieben ist.
Auch wenn ausgefeilte, psychologisierende Charakterdarstellungen erst im Kommen waren, derart old-school-mäßig gespiegelte stereotype Charakterzeichnungen waren bereits seinerzeit im Kino längst nicht mehr alltägliche Produktionspraxis. Man denke dabei an deutlich vielschichtigere Filme wie Pursued * Verfolgt von Raoul Walsh aus demselben Jahr oder gar William Wellmans The Ox-Bow Incident * Ritt zum Ox-Bow (1943) und Yellow Sky * Herrin der toten Stadt (1948) oder auch an John Hustons The Treasure of the Sierra Madre * Der Schatz der Sierra Madre (1948).
Dem stehen eine üppige Ausstattung, z.B. edle Kostüme, sowie eine äußerst solide Schauspielerriege gegenüber, die mit Gary Cooper (Oscar für Wem die Stunde schlägt) als britischer Hauptmann Christopher Holden und Paulette Goddard (Chaplins Moderne Zeiten) als Abbey Hale in den Hauptrollen besetzt ist. Ward Bond, der besonders regelmäßig in den John-Ford-Western spielte, ist als Holdens Freund mit von der Partie. Die attraktive indianische Geliebte des schurkischen Waffenhändlers Garth wird von DeMilles Adoptivtochter Katherine verkörpert. Bemerkenswert ist ebenfalls der für seine Auftritte in Horrorfilmen berühmte Boris Karloff (Frankenstein, Die Mumie), der hier als finster dreinblickender Häuptling der Seneca (ein Stamm der Irokesen), Guyasuta, agiert. Selbst der damals noch unbekannte Lex Barker, welcher späterhin zum Old Shatterhand der deutschen Karl-May-Filme der 1960er Jahre avancierte, ist hier in einer seiner frühesten kleinen Filmrollen zu sehen.
Das seinerzeit mit fünf Millionen Dollar Produktionskosten sehr teure Kinospektakel ist zudem opulent bebildert. Kameramann Ray Rennahan (Mystery of the Wax Museum, Trommeln am Mohawk, Vom Winde verweht, Wem die Stunde schlägt) sorgte für prächtige Technicoloraufnahmen, welche eines der unleugbaren Qualitätsmerkmale des Films sind. Auch wenn es bei DeMille zwischendurch häufiger etwas zäh und dialoglastig zugeht. Wenn dann aber mal etwas passiert, dann sind Set-Pieces und Action-Szenen insbesondere in Technicolor eigentlich immer sehr ansehnlich und unterhaltsam. Das betrifft hier z.B. einen Großangriff auf Fort Pitt, bei dem die Indianer Boote als Sturmleitern verwenden. Zu dessen Auftakt wird das britische Fort mit einer Serie von Brandgeschossen belegt, die von als Katapulte dienenden biegsamen Bäumen in Serie abgeschossen werden. Eines davon fliegt äußerst effektvoll, nämlich quasi 3D-mäßig, direkt auf das Objektiv der Kamera zu. Natürlich ist das kein auf Realismus in der Darstellung getrimmtes Kino. Die zur Schau gestellte immer perfekt ausgeleuchtete und durchgestylte erhabene Künstlichkeit ist allerdings bei makelloser Präsentation eine wahre Augenweide.
Die Unbesiegten in HD auf BD
Die Blu-ray-Veröffentlichung von explosive media ist als Einzel-BD in weißer Amaray-Box, versehen mit ansprechendem, auf einem Filmplakatmotiv beruhenden Cover erhältlich.
Bild und Ton
Zwar haben Die Unbesiegten selbst in den früher regelmäßigen TV-Ausstrahlungen nie richtig schlecht ausgesehen. Derart brillant jedoch wie vom aktuellen, erstmalig veröffentlichten HD-Transfer hat man den Film zuvor noch nicht auf Video zu sehen bekommen. Neben den dank der edlen Kostümierung häufig besonders üppigen und leuchtkräftigen, aber niemals übersättigt erscheinenden Farben sorgt das exzellente, bis hinunter zum reinen Schwarz optimal abgestuft erscheinende Kontrastverhältnis zusammen mit der sehr guten Schärfe für vielfältig abgestuft dargestellte Bilddetails und damit für Brillanz.
Auch der Mono-Ton ist sowohl in Englisch als auch in Deutsch recht frisch und klar.
Extras
Als Boni gibt es zwei durchaus ansehnliche Bildergalerien, mit Standfotos bzw. Werbematerialien.
Fazit: DeMilles’ Die Unbesiegten (1947) präsentiert sich jetzt in HD auf Blu-ray in herausragender Qualität. Insbesondere die hier so vorzüglich zur Geltung kommende, üppige Technicolorfotografie, gepaart mit einigen guten Actionszenen machen das zweifellos etwas altmodische und naive Kinoabenteuer alter Schule dank der technisch exzellenten Präsentation zum besonders vorzeigbaren Vertreter des Ausstattungskinos einer vergangenen Kino-Ära.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.