Die Schöne und das Biest (Diamond-Edition, 3D-Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
24. Dezember 2011
Abgelegt unter:
3D

Film

(5/6)

Bild

(5.5/6)

Ton

(6/6)

Extras

(3.5/6)

Jetzt in der dritten Dimension: Disneys Die Schöne und das Biest

Bereits vor nur rund einem Jahr, im November 2010, stand Disneys charmante Adaption des traditionellen französischen Volksmärchens in HD, ebenfalls als Diamond-Edition, zum Kauf bereit. Im Kielwasser der ebenfalls auf 3D konvertierten Disney-Produktionen The Nightmare before Christmas (1993) und dem parallel zur 3D-Blu-ray-Veröffentlichung auch hierzulande im Kino dreidimensional wiederaufgeführten Der König der Löwen (1994) ist jetzt auch Die Schöne und das Biest (1991) für daheim in 3D erhältlich. Im Januar 2012 wird diese 3D-Version übrigens zumindest in den USA auch in die Kinos kommen.

Die Schöne und das Biest erneut als „Diamond Edition“

Schaut man sich die auf 3D konvertierte Variante von Die Schöne und das Biest an, dann kann man der nachträglich erfolgten 3D-Konvertierung sicherlich keine Schlampigkeiten attestieren. Nein, daran ist zweifellos ohne Hast (über rund drei Jahre) und entsprechend sorgfältig gearbeitet worden. Entsprechend sauber ist das Ergebnis geraten. Aber so richtig zu überzeugen vermag es mich trotzdem nicht. Zwar ist in manchen Einstellungen eine beachtliche Raumtiefe vorhanden, z. B. in der Eröffnungsszene, und auch das eine oder andere, z. B. die im Vordergrund fallenden Schneeflocken, ist nett anzusehen. Verschiedentlich wirkt der Raumeffekt allerdings eher blass, und vor allem bei der Darstellung der Figuren hapert es häufig deutlich. Diese erscheinen nämlich meist eher flächig (z.B. in den Gesichtern die meist platt erscheinenden Nasen und erst recht der Kopf der Bestie), anstatt echt dreidimensional zu wirken, und das unterstreicht immer wieder die Künstlichkeit des Ganzen. Ebensowenig ist es dem, was ganz vorn im Bild platziert ist, vergönnt, ein wenig aus dem Bild hervorzutreten und damit fast zum Greifen nahe zu wirken. Das gilt z. B. für die erwähnten Schneeflocken, die in einer Art Guckkasten zu fallen scheinen. Und damit zeigt sich exakt wieder das, was überzeugend gemachtes 3D-Kino eigentlich aufheben soll, die unsichtbare Trennwand zwischen Leinwandgeschehen und Kinopublikum.

Wechselt man zwischen 2D und 3D und schaut sich auch verschiedene Szenen hintereinander in beiden Versionen an, dann zeigt sich m. E. auch besonders deutlich, wie wenig das Pseudo-3D in der Lage ist, dem Gezeigten wirklich sinnvolle Impulse zu verleihen, und damit, wie eher entbehrlich es doch eigentlich ist.

3D-Film in überzeugender Qualität zu produzieren, das ist nämlich keineswegs eine simple Angelegenheit. Es bedeutet nicht etwa nur, anstatt einer 2D- eine 3D-Kamera zu nehmen und im Übrigen wie gewohnt zu arbeiten. Nein, sämtliche Einstellungen müssen zuvor speziell auf 3D konzipiert und beabsichtigte, eindrucksvolle Raumeffekte müssen ebenso speziell geplant und vieles dabei muss zuvor getestet werden. Wenn erst nachträglich aus einem 2D-Film ein 3D-Film gemacht wird, dann ist und bleibt dies ähnlich problematisch, wie aus einem Schwarz-Weiß-Film einen Farbfilm zu machen: Man muss nachträglich und damit etwas künstlich erschaffen, das in dieser Form ursprünglich nicht berücksichtigt worden ist. Ob Schwarz-Weiß und Farbe bzw. 2D und 3D, jedes Verfahren hat seine eigenen Gesetze, die bereits beim Produktionsprozess eingehalten werden müssen. Und das bedeutet, dass das Resultat eines nachträglichen Umwandelns zwangsläufig ein Kompromiss bleiben muss.

Freilich muss der künstliche Pseudo-3D-Effekt nun nicht zwangsläufig als vergleichbar störend empfunden werden, wie etwa die praktisch immer auffällig unecht wirkenden und damit eher unsäglichen Resultate beim „Einfärben“ von Schwarz-Weiß-Film. Es stellt sich für mich dabei vor allem die Frage, ob man einen derartigen Mode-Gag wirklich in der Menge braucht, wie 3D-Konvertierungen jüngerer wie auch älterer „Film-Klassiker“ im Moment offenbar in Arbeit sind. Ebenso wird wohl erst die Zukunft zeigen, inwieweit die nachträglich auf Pseudo-3D konvertierten Filme dem 3D-Film als solchem nicht sogar geschadet haben.

Die Schöne und das Biest wirkt dank des Einsatzes von Kollege Computer bereits in 2D annähernd wieder derart plastisch wie die wahren Disney-Zeichentrickklassiker der ausgehenden 30er und 40er Jahre mit ihrer Multiplantechnik. Ohne die bereits beim 1991er Disney-Film zum Einsatz gekommenen CGI-Vorläufer wäre die 3D-Konvertierung aber noch deutlich bescheidener ausgefallen. Zwar hat man beim digital in Raumebenen gestaffelten Bildaufbau plastischer CGI-Shots beim nachträglichen 3D-Konvertieren deutlich mehr Möglichkeiten als beim fertigen Realfilm. Allerdings bleibt das Problem, das nachträglich manches eben nicht realisiert werden kann, was bei einer nativen 3D-Umsetzung machbar ist.

Das 3D-Bild von der 3D-Blu-ray zeigt verschiedentlich leichte Doppelkonturen, ist aber ansonsten von praktisch gleich hoher Qualität, wie das von der dem Set ebenfalls beiliegenden 2D-Blu-ray-Disc. An diesem Punkt setzt allerdings eine echte Enttäuschung ein. Beim etwas genaueren Hinsehen entpuppt sich die aktuelle Edition nämlich als eine schlichte Kombination aus der jetzt erstmalig verfügbaren 3D-Blu-ray und der bereits in der 2010er Diamond-Edition enthaltenen 2D-(Film-)Blu-ray. Die zweite Blu-ray-Disc der Vorjahres-Edition mit dem Löwenanteil der tollen Bonusmaterialien ist aber leider nicht im Set enthalten. Die einzig wirklich neue Disc des Sets, die 3D-Blu-ray, enthält außer dem 3D-Trailer zu Cars 2 kein weiteres Bonusmaterial.

Warum Disney hier gegeizt und nicht ein Tripel-Set aufgelegt hat, also die beiden Blu-ray-Discs der wirklich tollen Diamond-Edition aus dem Vorjahr mit der 3D-Filmversion auf 3D-Blu-ray gekoppelt hat, bleibt unverständlich. Immerhin wurde doch die Bezeichnung „Diamond-Edition“ als ein Qualitätssiegel eingeführt, das für ein Produkt stehen soll, welches neben einer brillanten Filmpräsentation auch in Sachen wertvollen Bonusmaterials perfektioniert ist. So bleibt dem Liebhaber von Die Schöne und das Biest, der den Film gern auch in der 3D-Fassung haben, aber bei den Boni nicht unter Vorjahresniveau absacken möchte, nichts anderes übrig, als beiden Diamond-Editionen in der hauseigen Sammlung ein Plätzchen zu reservieren. Das dürfte bei so manchem Interessenten für ein Quantum berechtigten Frusts sorgen. Darüber vermag die Aussage, dass die 2011er „Diamond-Edition“ im Übrigen (bei Bild und Ton) keinen Anlass zum Klagen gibt, nur bedingt hinwegzuhelfen.

Fazit: Disneys beliebter Animationsfilm Die Schöne und das Biest ist von 3D¬-Blu-ray sicherlich ansehbar und besitzt verschiedene nett verräumlichte Momente. Übermäßig fesselnd ist die mit beträchtlichem Aufwand erfolgte nachträgliche Pseudo-3D-Umsetzung aber letztlich nicht. Ob nun eher entbehrliche oder doch angenehme Spielerei: Das muss jeder für sich entscheiden. Disney gibt bei dieser Art von Film-Recycling wohl kaum einem unbändigen Wunsch der am jeweiligen Projekt beteiligten Künstler nach, sondern handelt vielmehr ganz im Sinne der hauseigenen karibischen Piraten: Es geht hierbei nur ums Geschäft.

[alert type=“blue“]Siehe auch Jean Cocteaus 1948er Version La Belle et la Bête • Die Schöne und die Bestie.[/alert]

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2011.

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Erschienen:
2011
Vertrieb:
Walt Disney Studios Home Entertainment
Kennung:
BGY 0087604 (Diamond-Edition: 3D-Blu-ray + 2D-Blu-ray)
Zusatzinformationen:
USA 1991

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