John Frankenheimers rasanter War-Action-Thriller aus der Dampflok-Ära: Der Zug
Die Entstehungsgeschichte des Films verlief recht turbulent. Arthur Penn, Initiator des Filmprojektes, war in einem Fundus ungenutzter Drehbuchentwürfe auf eine spannende Story aus den letzten Tagen der deutschen Besatzung von Paris, August 1944, gestoßen: Es geht dabei um die Rettung eines mit unersetzbarer Beutekunst beladenen in Richtung Reich fahrenden Zuges durch den französischen Widerstand. Eingehendere Infos zum Film finden sich im Artikel zum FSM-Filmmusikalbum.
Das Szenario basiert auf den Schilderungen der französischen Kunsthistorikerin und ehemaligen Résistance-Kämpferin Rose Valland (1898–1980). Penn wurde allerdings zum Verhängnis, dass United Artists Burt Lancaster als Hauptdarsteller verpflichtete, denn dieser ließ ihn nach wenigen Tagen feuern und durch den jungen, ebenfalls vom Fernsehen kommenden John Frankenheimer ersetzen. Mit Frankenheimer hatte Lancaster zuvor zwei vorzügliche Filme gemacht: Das äußerst subtile Gefängnisdrama The Birdman of Alcatraz (1962) und den auch heute noch bestechenden Politthriller um einen in letzter Sekunde vereitelten Militärputsch in den USA in Seven Days in May (1964).
Der Zug bezieht einen wichtigen Teil seiner überzeugend realistischen Wirkung aus der äußerst kontrastreichen Schwarz-Weiß-Fotografie in Kombination mit dem eher schmalen Breitwand-Projektionsformat von 1 : 1,66, was dem Film nicht erst heutzutage einen an historisches Filmmaterial erinnernden, quasi dokumentarischen Look verleiht. Der Zug unterstreicht dies noch, indem er in raffinieren Kameraperspektiven und -fahrten in ungeschminkt nüchternen, unpathetischen Bildern das Werk einer gnadenlosen Kriegsmaschinerie einfängt. Die meisten der in die Rettungsaktion der Kunstwerke leidenschaftlich involvierten Resistance-Kämpfer fallen im Verlauf des Dramas den Gegenaktionen der zwar schwer angeschlagenen, aber immer noch todbringenden Wehrmacht zum Opfer. Wenn dann im Finale, geradezu beiläufig durch ein deutsches MG noch mehr als ein Dutzend französischer Geiseln niedergemäht werden, also ein klares Kriegsverbrechen in Szene gesetzt wird, ist auch der Zuschauer betroffen.
Darüber hinaus ist Der Zug nicht nur in der Lage rasch an Fahrt aufzunehmen. Er versteht es ebenso geschickt, die aufgebaute Spannung bis zum Schluss zu halten. Selbst in den eleganten und rasanten Actioneinlagen, verspielt der Film seinen auf Authentizität in der Darstellung beruhenden Kredit nicht: etwa wenn der Zug sich von einer britischen Spitfire gejagt in höchster Not in einen Tunnel rettet, bei den beachtlichen Stunts von Burt Lancaster und ebenso mit überzeugender, nicht übertrieben eingesetzter Pyrotechnik. Die von den französischen Staatsbahnen zum Dreh großzügig zur Verfügung gestellten ausgemusterten Dampfloks, aufgelassenen Rangierfelder und stillgelegten Streckenabschnitte ermöglichten phänomenale, nämlich echte (!) Zugcrashes. Diese machen den Film zugleich zum außergewöhnlichen Dokument einer längst mit Nostalgie besetzten Ära.
Bild und Ton
Bereits in den früheren DVD-Ausgaben und auch den TV-Austrahlungen hat Frankenheimers Kriegsdrama durchaus respektabel ausgesehen. Die jetzt vorliegende HD-Abtastung von nahezu makellosem Archivmaterial packt da allerdings noch ein spürbares Quäntchen obendrauf. Das kontrastreiche Bild sieht jetzt noch merklich knackiger aus als früher und ist jetzt insgesamt zugleich deutlich schärfer und wesentlich feiner durchzeichnet. Das eher naturbelassen (ungefiltert) erscheinende Filmkorn ist nicht störend. Sehr sauber und klar ist dazu auch der Mono-Ton.
Extras
Neben der überaus soliden Filmpräsentation ist die übrige Ausstattung von ergreifender Schlichtheit: Es sind nämlich leider keinerlei Boni, nicht einmal ein Filmtrailer, vorhanden.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.