The Reivers * Der Gauner (1969), Regie: Mark Rydell, fungierte Hauptdarsteller Steve McQueen zugleich als Produzent. Als Vorlage diente William Faulkners Roman „Die Spitzbuben“ aus dem Jahr 1962. Es handelt sich um eine warmherzige Geschichte aus den amerikanischen Südstaaten um die Jahrhundertwende 1900 mit reizendem, zu Beginn leicht märchenhaften, insgesamt jedoch nicht idealistisch verklärenden Touch. Es geht um das Heranreifen („Coming of Age“) des 12-jährigen Lucius, der zugleich (im gesetzteren Alter) als Off-Erzähler die Handlung kommentiert, aus dem verschlafenen Städtchen Jefferson in Mississippi zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Lucius wird, als die Eltern zu einer Beerdigung reisen, vom als Chauffeur arbeitenden Boon Hogganbeck (Steve McQueen), einem notorischen Tunichtgut, überredet, mit Großvaters nagelneuem Automobil (einem prächtigen gelben Winton Flyers, bei dessen Lieferung zu Beginn das ganze verschlafene Städtchen zusammenläuft) durchzubrennen und eine Spritztour zu unternehmen. Zusammen mit „Onkel Ned“, dem farbigen Stallburschen gelangen sie nach Memphis, wo der wie Boon wenig zuverlässige Ned fatalerweise das Auto versetzt, um mit einem aufgeschwatzten „Rennpferd“ auf das schnelle große Geld zu setzen. Die „Pension“ von Madame Reba entpuppt sich als Bordell. Dort lernt Lucius Boons warmherzige Freundin Corrie (Sharon Farrell) kennen, die aus diesem Milieu heraus möchte. Lucius erkennt nicht nur, dass die Welt der Erwachsenen häufiger längst nicht so perfekt ist wie er bisher angenommen hat. Er wird zudem bald aktiv werden und die entscheidende Rolle bei der Rückgewinnung des Autos spielen. Letztlich wird damit für den Jungen, der seine Kindheit bis dahin als einzigen schönen, unbeschwerten Sommer empfunden hat, der Trip nach Memphis zu einem ganz besonderen Abenteuer, nämlich zum ersten Schritt auf dem Weg des Erwachsenwerdens. Es gelingt ihm schließlich, die chaotisch verfahrene Situation zu einem für alle Beteiligten versöhnlichen Ende zu bringen.
Der sehr unterhaltsame Film besitzt insgesamt eine angenehme Leichtigkeit, obwohl in der Filmhandlung, bei der es viel zu Schmunzeln gibt, auch Sozialkritisches nicht ausgespart bleibt, wie etwa der gerade im Süden der USA besonders ausgeprägte Rassismus. Insofern ist The Reivers zwar eine Komödie. Die Geschichte offeriert aber zugleich einen nicht rein nostalgisch-verklärenden, sondern eher subtil-nachdenklichen Blick auf die Verhältnisse und das Leben in den Südstaaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Die Filmmusik von John Williams
Für diese besonders gelungene Filmkomposition hat der damals noch einige Jahre vor seinem Durchbruch befindliche, aufstrebende John Williams zu Recht eine Oscarnominierung erhalten. Diese Musik bildet in ihrem überzeugend warmen Amerikana-Tonfall den entscheidenden Vorläufer zu The Cowboys * Die Cowboys (1972) und wird leider etwas vernachlässigt. Das etwas schwammig klingende Reissue aus dem Jahr 1995 auf Legacy/Columbia ist bisher nämlich die einzige Wiederveröffentlichung der Musik in der CD-Ära geblieben. Diese ist gegenüber der vorherigen LP-Ausgabe leider nur um den kurzen, zuvor unveröffentlichten Track „Reflections“ erweitert, was die Gesamtspielzeit um nicht einmal zwei Minuten auf rund 33 Minuten verlängert. Im Film dürfte noch etwa eine Viertelstunde mehr an Musik sein, die es ebenfalls verdient hätte, endlich herausgebracht zu werden. The Reivers wäre m.E. somit ein wichtiger Kandidat, um entweder in technisch aufgefrischter Form möglichst komplett neu veröffentlicht oder auch neu eingespielt zu werden.
Der Gauner in HD auf BD
Die Blu-ray-Veröffentlichung von explosive media ersetzt die DVD-Ausgabe des Jahres 2013. Das Produkt kommt als Einzel-BD-Disc in weißer Amaray-Box, versehen mit ansprechendem, auf einem Filmplakatmotiv beruhendem Cover in den Handel.
Bild und Ton
Bereits von DVD hat der Streifen nicht schlecht ausgesehen, aber der HD-Transfer (im korrekten Scope-Format) sorgt für eindeutig mehr Schärfe und Detailvielfalt und zeigt jetzt auch noch etwas stimmigere Farben. Ebenso zu überzeugen vermögen der gute Schwarzwert und der solide Kontrastumfang. Das offenbar naturbelassene, äußerst feine Filmkorn ist keineswegs störend. Auch der Mono-Ton zu den Bildern ist ohne Tadel. Die englische Originalfassung kommt insgesamt ein Quäntchen knackiger herüber als ihr deutsches Pendant.
Zugaben
Die Boni-Kollektion ist gegenüber dem von zeitgenössischen Filmen gewohnten (zwangsläufig) etwas bescheiden ausgefallen. Neben einer recht umfangreichen Bilder-Galerie, bestehend aus Werbematerialien, findet sich nur ein kleiner TV-Spot sowie die ebenfalls ein paar werbende Blicke auf die Entstehung des Films werfende promo-Featurette „The Filmmakers“, beide in sehr bescheidener, historischer VHS-Qualität – wofür die Macher per zuvor eingeblendeter Textkarte um Verständnis bitten. Darüber hinaus gibt es aber noch ein nettes achtseitiges Begleitheft, welches dank eines lesenswerten, informativen Texts von Mike Siegel noch für einen halben Stern Zuschlag in der Bewertung sorgt.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.