Universals erster CinemaScope-Film: Der eiserne Ritter von Falworth
The Black Shield of Falworth * Der eiserne Ritter von Falworth (1954) inszeniert von Rudolph Maté war die erste Scope-Produktion von Universal Pictures. Das Drehbuch entstand nach „Men of Iron“ von Howard Pyle. In seiner Grundkonstellation – der Sproß einer zu Unrecht geächteten und verbannten Adelsfamilie begibt sich auf eine abenteuerliche Reise um die Familienehre widerherzustellen und rettet dabei zugleich seinem König die Herrschaft – erinnert der Plot zwar ein wenig an das CinemaScope-Konkurrenzprodukt der 20th Century Fox aus demselben Jahr, Prince Valiant * Prinz Eisenherz (1954) von Henry Hathaway, allerdings ohne diesem ebenfalls keineswegs perfekten Film freilich das Wasser reichen zu können.
Zwar steht in Hollywoods Ritterabenteuern, insbesondere denen der goldenen Kino-Ära, immer ein eher märchenhaft in Szene gesetztes Mittelalter auf dem Programm. Allerdings schneidet Der eiserne Ritter von Falworth nicht nur im Vergleich mit Warners besonders feinem Robin Hood, König der Vagabunden (1938) oder dem Genre-Juwel, MGMs Ivanhoe (1952), sondern selbst gegenüber den handlungsmäßig mehr oder weniger große Schwächen besitzenden CinemaScope-Konkurrenzprodukten von MGM, Die Ritter der Tafelrunde (1953) und 20th CenturyFox (dem bereits erwähnten Prinz Eisenherz) eindeutig schwächer ab, vermag dagegen nicht nur atmosphärisch erheblich weniger zu überzeugen. Diese Aussage schließt denn auch noch das ebenfalls von MGM stammende, charmante Spätmittelalterspektakel in CinemaScope Quentin Durward * Liebe, Tod und Teufel (1955) mit ein. Damit ist denn aber auch die Riege vergleichbarer schwerterklirrender Ritterspektakel aus Hollywoods goldener Kino-Ära praktisch komplett.
Beim zum Großteil in den Universal Studios nebst Freigelände gedrehten eisernen Ritter von Falworth hingegen sieht man – ähnlich wie in Universals Technicolor-Ausflügen in die Geschichten aus 1001 Nacht –, dass bereits die Landschaften mit denen englischer Regionen auch nicht mehr annähernd in Einklang zu bringen sind. Ansonsten mutet neben der insgesamt etwas steifen Inszenierung des zudem arg dünnen Plots, ausgeführt von oftmals hölzern agierenden Darstellern auch noch Weiteres recht seltsam an. So wirkt das nach Plattenbau und Gipskarton riechende Design der Burg des Earls von Mackworth (Herbert Marshall) ähnlich grotesk wie die schlichtweg billig-blechernen Rüstungen. Tony Curtis, der hier übrigens zusammen mit seiner damaligen Ehefrau Janet Leigh (als des Earls holdes Töchterlein) zu sehen ist, wirkt darin fast so tollpatschig wie der Zinnmann aus MGMs berühmtem Zauberer von Oz (1939). Auch die so Universal-typisch, nämlich TV-Studiomäßig erscheinenden Szenen in einem gartenähnlichen Teil des Innenhofs der Burg des Earls, wo Curtis und ein Mitstreiter (Craig Hill) dem anderen Geschlecht nachstellen, wirken einfach kurios. Ein Übriges tun die recht statische, wenig bewegliche Kameraführung und die eher holprig inszenierten Actionsequenzen. Immerhin kann man bei der Ausstattung nicht generell von einfach billig gemacht sprechen, etwa wenn man die sehr edel erscheinenden Kostüme betrachtet.
Alles in allem ist Der eiserne Ritter von Falworth somit eine oftmals eher unfreiwillig komische Angelegenheit, die in erster Linie filmhistorisches Interesse besitzt. Nichtsdestotrotz dürfte er bei so manchem Sammler in der Mittelalterecke ein Plätzchen finden.
Tony Curtis als Rittermann in HD auf BD
Das Bild im korrekten Scopeformat zeigt zwar gelegentlich kleinere Bildschäden in Form weiß aufblitzender Punkte. Ansonsten erscheint es aber erfreulich frisch. Abgesehen von einzelnen, etwas softeren Momenten verfügt es über ordentliche, aber wie häufig bei frühen Scope-Produktionen zu beobachten, nicht durchgehend konsistente Schärfe. Dank des sauberen Kontrastverhältnisses und soliden Schwarzwerts gibt es recht viele Details und dazu überwiegend überzeugende Farben zu sehen. Dass im Gegensatz zu den meisten der o.g. Ritter-Spektakel der Universal-Ritter häufiger in etwas weniger praller Buntheit gehalten ist, wäre in diesem Zusammenhang noch anzumerken.
Das Filmkorn erscheint überwiegend dezent, organisch und somit naturbelassen. Nur einzelne kürzere Szenen sind infolge viel Korns auffällig vergrieselt. Der Mono-Ton in Deutsch wie Englisch hinterlässt einen erfreulich frischen Eindruck.
Die Boni-Kollektion ist ebenfalls solide ausgefallen. Neben der Koch-Media-typischen, netten Galerie, bestehend aus Werbematerialien, findet sich bemerkenswerterweise auch noch die vollständige, für die noch nicht auf Breitwand umgerüsteten Kinosäle zusätzlich im Normalformat 1 : 1,37, aufgenommene Version, allerdings nicht in HD, sondern in SD. Auch wenn die Normalformat-Version gegenüber der HD-Scope-Fassung von merklich bescheidener Qualität ist (blassere Farben, schwächeren Kontrast und verschiedentlich markante Bildschäden aufweist), ermöglicht sie interessante Vergleiche. Schön zeigt das bereits der „Vergleich zwischen den Versionen“ wobei neben der deutlich veränderten Bildkomposition nicht allein unterschiedliche Aufnahmeperspektiven, sondern auch dezente Unterschiede in Form von im Bild deutlich unterschiedlich platzierter Komparsen oder Gegenständen zu erkennen sind. Ein Trailer im Normalformat rundet die ansprechende Bonikollektion nett ab.
Fazit: Im Vergleich mit seiner Konkurrenz erweist sich Universals Der eiserne Ritter von Falworth (1954) alles in allem zwar als deutlich blasser abschneidender Ausflug ins Genre des kinematografischen Ritter-Spektakels. Für Freunde des Genres und Fans von Tony Curtis ist er jedoch in jedem Fall eine hübsche, vielleicht sogar unverzichtbare Ergänzung der Kollektion. Die aktuelle Koch-Media-Blu-ray präsentiert Universals Einstieg bei CinemaScope akustisch und visuell in sehr ansprechender Verfassung. Und das ist zugleich dabei behilflich, die erheblichen Schwächen des Films ein Stückchen zu kaschieren.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.