Das Kino des George Lucas

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
17. Juni 2005
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Rechtzeitig zum deutschen Kinostart von Star Wars: Episode III — Revenge of the Sith ist das George-Lucas-Porträt von Marcus Hearn auch hierzulande erhältlich. Der Band firmiert als einzige von Lucas persönlich autorisierte Beschreibung seines Werdeganges und Filmschaffens. Wer es nicht bereits beim von der Verlagswerbung propagierten „offiziellen“ Status ahnte, dem sollte die luxuriöse Ausstattung der Publikation klar machen, was ihn erwartet: ein Stück reine Heldenverehrung für Fans, bei dem sowohl Kritisches wie auch Ironisches zum Menschen Lucas, seinem Werk, den Problemen und Krisen komplett außen vor bleiben. Der Tonfall ist dem entsprechend im Stil unverhohlener Bewunderung gehalten. Man fühlt sich in den zweifellos detailreichen Beschreibungen mitunter an den Tonfall üblicher PR-Texte erinnert, mit denen Filmverleihe ihre Filme bewerben. Dafür dürfen, ja müssen, allerdings sowohl Ausstattung als auch Aufmachung mit dem Attribut prächtig versehen werden. Da gibt es eine ganze Menge bislang kaum oder sogar erstmalig präsentierter Raritäten aus der Werkstatt des George Lucas zu sehen, wie Drehbuchentwürfe, Produktionsfotos, Drehpläne zu allen seinen Großfilmen, Werbematerialien und Blicke hinter die Kulissen. Der Autor arbeitet sich dabei minutiös und umfassend von den Projekten des jungen Lucas bis in die Gegenwart vor. Natürlich stehen die Macht und das Imperium und damit die Star-Wars-Filme im Zentrum des Buches, nehmen besonders breiten Raum ein. Dabei fehlen selbst Informationen zum aktuellsten Streifen, Star Wars: Episode III, nicht. Hearn nimmt sich aber auch der studentischen Filmarbeiten und TV-Produktionen von Lucas an. So ist neben der Indiana-Jones-Filmtrilogie auch die bemerkenswerte TV-Serie Die Abenteuer des jungen Indiana Jones vertreten. Natürlich ist sein wichtiges Science-Fiction-Frühwerk THX 1138 ebenso vertreten wie auch der charmante, nostalgisch-wehmütige Abgesang auf die Jugendzeit American Graffiti. Dabei machen die insgesamt rund 500 Abbildungen in edlem (Farb-)Druck auf hochwertigem Papier schon etwas her.

Lucas, der in den 1970ern zusammen mit Francis Ford Coppola, Steven Spielberg und Martin Scorsese zu den jungen Wilden, zu den Hoffnungen des New-Hollywoods gehörte, entpuppte sich letztlich als Wertkonservativer, der die alten Erfolgsschemata Hollywoods in modernem High-Tech-Gewand wiederbelebte. Er hat seitdem zumindest finanziell eine reine Traumkarriere gemacht: sein Vermögen wird derzeit auf rund 2,5 Milliarden $ (!) geschätzt. Der Regisseur ist aber nicht nur ein in vielem zweifellos eindrucksvoller Filmemacher, er hat sich auch für verbesserte Kinotontechnik stark gemacht. Der THX-Standard gehört zu den Produkten der Skywalker-Ranch, wie auch die Maßstäbe setzenden visuellen Spezial-Effekte der Firma „Industrial Light and Magic“ (ILM), aber auch die Gründung der Pixar Studios ist mit dem Namen Lucas verknüpft. Und was wäre die moderne Unterhaltungsindustrie ohne die von Lucas mit ins Leben gerufenen Computerspiel-Konsolen? Dabei entpuppt sich der Filmemacher und Herrscher über das eigene Imperium zugleich als perfekter Meister des Merchandising, was an seiner erklecklichen Einkommens- und Vermögenssituation merklichen Anteil hat.

Möglicherweise auf das Konto der unter Zeitdruck angefertigten deutschen Übersetzung gehen einige Fehler, die unter Umständen aber auch im Originalmanuskript zu finden sind. Neben einigen Auslassungen im Register sind mir aufgefallen: Eine zweimal kurioserweise identische Anekdote um die Wahl des Schauspielers Harrison Ford, zum einen für American Graffiti (Seite 58) und zum anderen für Star Wars (Seite 94); und bei den Bemerkungen zur Star-Wars-Musik von John Williams muss es auf Seite 109 Franz Waxman heißen statt Franz Wegmann.

Wer beim Schreiben eines Buches über nicht zuletzt Star Wars darauf Wert legt, dass die Macht auf ganzer Linie mit ihm ist, der muss auch bereit sein, die Legende um den (wahren) Imperator zu pflegen und zu hegen: eine Wahrheit, die letztlich weder überraschend noch neu ist. Wie in vergleichbaren Fällen — z. B. bei dem des Geheimagenten 007 — bedeutet dies, dass der, der mehr als nur den Mythos will, dem Band „Das Kino des George Lucas“ beizeiten noch ein geeignetes weiteres Buch zum Thema zur Seite stellen muss. Darauf freut sich zweifellos der Buchhandel. Um einen zwar völlig unkritisch, textlich mitunter lobhudlerisch verfassten, aber, Dank seiner Materialfülle, in vielem informativen und auch faszinierenden Band handelt es sich hier in jedem Fall.

Erschienen
2005
Seiten:
256
Verlag:
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin
Kennung:
ISBN 3-89602-644-5
Zusatzinfomationen:
(D) € 49,90

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