Damien: Omen II

Geschrieben von:
Marko Ikonić
Veröffentlicht am:
14. Juli 2001
Abgelegt unter:
CD

Score

(5/6)

Nach dem immensen Erfolg des ersten Omen-Films, der seine ängstigende, verstörende Wirkung auf das breite Publikum mitunter auch Jerry Goldsmiths bahnbrechendem Score zu verdanken hatte, war abzusehen, dass der nun oscarprämierte Komponist auch für die zwei Fortsetzungen, beide von seinem Freund Harvey Bernhard produziert, herangezogen würde.

Wie Goldsmith selbst betont, entspricht seine überaus gelungene Komposition zum 1978 entstandenen Damien: Omen II mehr oder weniger einer Neugestaltung und Umschmelzung des reichhaltigen motivischen Materials der ersten Partitur. Der diabolisch-finstere Grundton des Omen-Scores ist auch im Sequel eminent, die kompromisslos direkte Orchestrierung und der Ansatz, die Chorsequenzen aus den lateinischen Wortsilben heraus „wachsen“ zu lassen, sind zudem stark an den Vorgänger angelehnt. Keinesfalls kann deshalb von einer unoriginellen Wiederaufbereitung oder gar einem langweiligem Abklatsch die Rede sein.

Jerry Goldsmith griff zur selben (um ein paar elektronische Spielereien erweiterten) Palette, um damit ein noch grelleres, brutaleres Orchestergemälde zu entwerfen. Ich glaube mich zu entsinnen, dass der Score, ähnlich The Omen mit dem zarten Liebesthema, sogar ein paar „freundliche“ Stellen zu verzeichnen hat. Eine winterliche Motorschlittenfahrt Damiens mit seinem Cousin etwa erhält ein ungewöhnlich fröhliches Thema. Die CD des Silva-Screen-Labels lässt dieses jedoch aus und beschränkt sich auf die im Überfluss vorhandenen furchterregenden und unheimlichen Szenen. Dies ist zusätzlich zur Tatsache, dass die Musik nun mal – wenn auch beabsichtigt – keine grundlegende Neuerung darstellt, mit ein Grund für die etwas niedrigere Bewertung. Ein CD-Begleitheft, in dem zwei Seiten lang einfach der Film nacherzählt wird, ohne die Musik eines einzigen Wortes zu würdigen, verdient ebenso Tadel.

Goldsmith schont seine Hörer nicht. Oft wird so garstig musiziert, dass man mit Unbehagen auf dem Sofa kauert und den Ursprung des Gehörten fast vergisst, das Faktum, dass es nichts als harmlose Noten sind, einmal mehr umgesetzt vom bewährten National Philharmonic Orchestra unter Lionel Newman. Es dominieren in allen Registern strapazierte Streicher, gedämpfte Blechbläser mit dem für diese Spielart typisch schroffen Klang, und natürlich die allgegenwärtige Stimmgewalt der Londoner Ambrosian Singers. Ein vom Männerchor intoniertes Rabenkrächzen („oarrk“) sorgt in manchen Cues für zusätzlichen Nervenkitzel.

Interessanterweise stand Goldsmiths Damien-Filmmusik 4 Jahre später stellenweise Pate für seinen Poltergeist-Score. Der Beginn von „Thoughtful Nights“ deutet auf eines der wichtigsten Themen in Poltergeist voraus, und die erste Minute aus dessen monströsem „Escape From Suburbia“ scheint „Broken Ice“ nachempfunden.


Mehrteilige Rezension:

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Erschienen:
1988
Gesamtspielzeit:
34:22 Minuten
Sampler:
Silva Screen
Kennung:
FILMCD 002

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