Im Spätsommer 2007 feierten Kenneth Branaghs Sheakespeare-Adaptionen für die Kinoleinwand — Henry V (1989), Much Ado About Nothing (1993), Hamlet (1996) und Love’s Labour’s Lost (2000) — ihr Comeback: mit As You Like It • Wie es Euch gefällt. Das Szenario dieser rund 400 Jahre alten, vielschichtigen und zeitlosen Komödie ist in Branaghs modernisierter Variante originellerweise nach Japan in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts verlegt worden; eine Zeit, in der sich alles im Auf- und Umbruch befand — siehe auch The Last Samurai. Der in ersten Pressechos sehr gelobte Film ist bereits 2006 fertiggestellt worden. Im selben Jahr ist er allerdings nur auf einigen internationalen Festivals zu sehen gewesen und erst im Spätsommer 2007 in den USA, Großbritannien und Italien angelaufen — kurioserweise ist die Verfilmung parallel, bereits am 25. September 2007, als US-DVD erschienen. Wann As You Like It auch bei uns zu begutachten sein wird, ist derzeit noch unbestimmt.
Patrick Doyles Filmmusik hingegen ist seit dem 9. September 2007 auch in Deutschland erhältlich. Hier zeigt sich der britische Komponist wieder einmal voll in seinem lyrischen Element schwelgend. Das charmant-sinnliche Hauptthema erklingt bevorzugt in der Solo-Violine und verleiht der Musik partiell einen Hauch von Violinkonzert, wobei die Violin-Soli häufiger von glitzernden Klangfiguren der Celesta umspielt werden, z. B. in „Celia & Oliver“. Zugleich prägt diesen Score ein aparter, sowohl exotischer als auch impressionistischer Touch, z. B. in „The Forest of Arden“. Pentatonik und japanische Instrumente wie die Koto verleihen der Musik in Teilen ein dezent fernöstlich-exotisches Flair. Dabei erzeugt Doyle im Zusammenwirken mit einer geschickt ausgeführten Instrumentierung auf subtile Art und Weise eine bemerkenswerte Bandbreite wechselnder Stimmungen. Vom fremdartigsten Stück, dem eröffnenden „Kabuki Attack“, bis hin zur finalen, am stärksten westlich orientierten „Violin Romance“ entbietet sich dem Hörer somit über die rund 60 Minuten Spielzeit ein recht breit gefächertes, abwechslungsreiches Klanggeschehen, das zudem ganz vorzüglich ins Ohr geht.
Die Einspielung des London Symphony Orchestras unter der Leitung von James Shearman entstand unter fast identischen Bedingungen wie die der Musik zu The Last Legion. Erstaunlicherweise klingt As You Like It im Vergleich ein merkliches Quäntchen präsenter und klarer.
Patrick Doyle interpretiert übrigens nicht nur die beiden Songs des Albums höchstpersönlich, „Under The Greenwood Tree“ und „Blow Blow Thy Winter Wind“; er verkörpert im Film außerdem den Musiker Amiens am Hofe Herzog Seniors.
In Gegenüberstellung mit dem kurz zuvor komponierten Epen-Score The Last Legion ist As You like it deutlich überlegen, wirkt wesentlich inspirierter ausgeführt, inniger und geschmeidiger. Fette vier Sterne sind hier sicher nicht überzogen. Der außerordentliche Hörcharme dieser Musik rechtfertigt an dieser Stelle im Sinne einer Albumwertung ein dezentes Aufrunden.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2007.
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