Albrecht Mayer ist Mitglied der Berliner Philharmoniker und beherrscht sämtliche Vertreter der Oboenfamilie perfekt. Seine oftmals mit originellen Transkriptionen und Auftragswerken bestückten Alben-Programme sind längst eine mittlere Berühmtheit und laden dazu ein, Klassisches, darunter sowohl Bekanntes wie auch weniger Bekanntes, aus anderer Perspektive neu zu hören. In seinem aktuellen Konzeptalbum hat er sich nun gewohnt geschmackvoll mit Wolfgang Amadeus Mozart auseinandergesetzt.
Unterstützt von der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und dem Pianisten Vital Julian Frey, der am Cembalo, Hammerklavier und Orgelpositiv begleitet, präsentiert Mayer neben sechs Arrangements für Oboe, Oboe d’amore oder Englischhorn auch eine eigens in Auftrag gegebene vervollständigte Fassung des nur fragmentarisch überlieferten und daher bisher praktisch unbekannten Oboenkonzerts in F-Dur KV 293 – gedacht als eine Art Pendant zum berühmten Klarinettenkonzert KV 622. Der schweizer Komponist Gotthard Odermatt, der bereits in der Vergangenheit eng mit Mayer zusammengearbeitet hat und auch verschiedentlich für ihn komponierte, hat das nur 61 Takte umfassende Fragment stilistisch äußerst einfühlsam und, wie ich meine, durchaus im Mozart’schen Sinne ergänzt, indem er daraus ein rund elfeinhalb-minütiges, charmantes „Allegro in F-Dur“ gemacht hat.
Für die bei ihm immer mit auf den Programmen stehenden Transkriptionen hat Mayer Instrumentalkonzerte ausgewählt, die Mozart für andere Besetzungen komponiert hatte, etwa das Doppelkonzert für Flöte und Harfe oder das ursprünglich für Violine und Orchester gesetzte „Rondo in C-Dur“. So hat Arrangeur Matthias Spindler das besagte Doppelkonzert geschickt in eines für Oboe und Cembalo überführt. Darüber hinaus kommen neben der Oboe ebenfalls deren enge Verwandten zum Einsatz, was für klangfarbliche Vielfalt und damit nuancierte Abwechslung sorgt. So wird etwa die das Album beschließende bekannte Motette „Exultate jubilate“ besonders passend mit der gegenüber ihrer Schwester etwas tiefer gestimmten Oboe d’amore ausgeführt, welche sich dank der Mezzosopranlage durch besonders warmen und lieblichen Klang auszeichnet.
Albrecht Mayers technisch perfektes Spiel überzeugt dabei durch Präzision, kombiniert mit herausragender Tonschönheit. Die aus diversen Einspielungen auf dem Markt geläufige Kammerphilharmonie Bremen erweist sich zudem auch hier als einfühlsamer, dezenter und damit perfekter Partner im Zusammenspiel. Auch wer Mozart zwischendurch vielleicht etwas überdrüssig geworden ist, sollte hier einen Versuch wagen und wird dabei auch einiges Bekanntes doch recht ungewöhnlich Wiederhören und womöglich geradezu neu für sich entdecken. Gute Laune und klangliches Wohlempfinden sind dabei garantiert und mit einer Spieldauer von rund 82 Minuten gibt’s zudem viel für’s Geld.
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