Song of Bernadette

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
29. August 1999
Abgelegt unter:
CD

Score

(6/6)

Die Komposition zum Film The Song of Bernadette ist waschechter Newman vom Feinsten. Als 1943 ein Set mit Auszügen aus der Musik auf vier 78-iger Schellackplatten erschien, war dies erst die zweite Veröffentlichung einer sinfonischen Filmmusik in der Geschichte des Tonträgers Schallplatte. Die damals vorgelegten rund 24 Minuten Musik waren allerdings für die Platte speziell neu eingespielt worden, es handelte sich also nicht um die Original-Filmeinspielung. Diese hat Varèse jetzt sogar vollständig (inklusive Overtüre, Schlussmusik und 4 Outtakes), auf zwei CDs vorgelegt. Die Tonqualität ist für eine knapp 60-ig Jahre alte Monoaufnahme (Lichtton) insgesamt überraschend voll und klar – die Choreinlagen konnten sogar stereofonisch zugemixt werden. Natürlich kann die Klangqualität nicht mit einer heutigen Digitalaufnahme konkurrieren, aber außer für totale Klangfanatiker dürfte dies kein Hindernis sein, die Musik kennen und schätzen zu lernen. Vom berüchtigten „Archiv-Sound“ vergleichbarer Veröffentlichungen (z. B. einiger der Tony Thomas LPs der späten Siebziger) kann hier nicht die Rede sein

Musikalisch gehört Song of Bernadette zu Alfred Newmans Meisterwerken und hat zurecht schon damals einen Oscar erhalten. Newmans warmer, üppig orchestraler Stil, verwandt dem Max Steiners und Erich Korngolds, wird neben klanglichen Elementen des Impressionismus, besonders geprägt durch die mehrfach geteilten hohe Streicher – ein Newman typisches Klangcharakteristikum, das wohl auch auf den Orchestrator Edward B. Powell zurückgeführt werden muss. Im Gegensatz zu Steiners mehr illustrativen Tongemälden, bediente er sich überwiegend der sogenannten „mood technique“, das heißt einer eher psychologisierenden Schreibweise, die sich bemüht das Empfinden der Leinwandhelden und -heroinen in Töne zu fassen, nicht aber das Bild musikalisch zu verdoppeln. Ein vielfach zitiertes Beispiel ist hier die Visionsszene der Bernadette. Newmans sehr gefühlvolle, melodische Musik zu Song of Bernadette ist daher insgesamt eher eine sinfonische Illustration von Stimmungen der aufrichtigen und tiefgläubigen Hauptfigur und somit Ausdruck von Aufrichtigkeit und Hoffnung, aber nur selten musikalische Erläuterung einzelner Bild- und Handlungselemente. Insgesamt hat die Qualität der Musik auch den Erfolg des Films nachhaltig gefördert. Das Alfred Newman bei Fox auch ein sehr guter Dirigent eines erstklassigen Orchesters war, belegt diese Doppel-CD außerdem.

Neben Reissues der technisch sehr unzulänglichen 1943-iger Plattenaufnahme, gab es bislang eine von Charles Gerhardt im Rahmen der Classic Film Scores Serie 1973 eingespielte, knapp acht minütige Suite sowie eine ebenfalls auf zwei CDs angelegte erste Edition der Originalmusik des Tsunami Labels. Die Tsunami Version schneidet allerdings technisch um Längen schlechter ab als die jetzt vorliegende äußerst sorgfältig editierte Varèse Doppel-CD. Diese wird so zur definitiven Ausgabe der Song-of-Bernadette-Musik und ist darüber hinaus eine willkommene Bereicherung der leider immer noch recht kleinen Alfred Newman Diskografie. Der positive Gesamteindruck beider Varèse-Veröffentlichungen, wird durch informative Booklets abgerundet.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Newman, Alfred

Erschienen:
1999
Gesamtspielzeit:
CD 1: 59:20 Minuten / CD 2: 45:26 Minuten
Sampler:
Varèse
Kennung:
VSD2-6025
Zusatzinformationen:
2 CDs

Weitere interessante Beiträge:

(T)Raumschiff Surprise – Periode 1 (Songs)

(T)Raumschiff Surprise – Periode 1 (Songs)

The Sand Pebbles (Varèse Club)

The Sand Pebbles (Varèse Club)

Beethoven/Mendelssohn: Violin Concertos

Beethoven/Mendelssohn: Violin Concertos

Chill: Classical

Chill: Classical

Cinemusic.de