Der letzte Film der Kino-Trilogie, The Final Conflict • Barbaras Baby: Omen III, lief 1981 an und macht im musikalischen Vergleich mit den beiden Vorgängern eindrucksvoll Jerry Goldsmiths Stilwende am Ende der 1970er Jahre deutlich. Diese Musik hat nicht mehr viel mit der für Omen I und II so kennzeichnenden orchestralen Rücksichtslosigkeit zu tun, die in vielen anderen Goldsmith-Kompositionen geringfügig älteren Datums anzutreffen ist. The Final Conflict ist breitorchestral, üppig und gediegen. Das soll nicht heißen, dass es nicht von Zeit zu Zeit aggressive Instrumentalattacken gibt. Hinsichtlich der Orchesterfarben und der schieren Wucht im Ausdruck sind Scores wie The Secret Of N.I.M.H. und Night Crossing nahe Verwandte.
Das Booklet des Varèse-Albums weist darauf hin, dass Goldsmith im Wesentlichen drei Themen verwendet und variiert. Da wäre zum Ersten das pompöse Hauptthema für den (Anti-)Helden Damien Thorn, das den „Main Title“ eröffnet, sich durch die gesamte Partitur zieht und diese in „The Final Conflict“ auch beschließt. Damien und seine dunklen Machenschaften werden mit einem weiteren Motiv bedacht, welches im Grunde eine Modifikation desjenigen darstellt, das im ersten Film „Ave Satani“ einleitet. Das dritte Thema, in Bezug auf die ätherisch-mystische Stimmung dem Typus der Pastorale zugehörig, fasst die religiösen Aspekte der Handlung zusammen.
Jerry Goldsmith hält The Final Conflict für den besten Score der Trilogie, und eigentlich gibt es keinen gravierenden Grund, dagegen Einspruch zu erheben. Die Musik ist durch und durch auf höchstem Niveau gearbeitet, dabei von spontaner Ohrfälligkeit, und steht der ersten an Originalität und dramatischer Wirkung zweifellos in nichts nach. Drei Stücke sind besonders beeindruckend und dürfen, wenn man es denn so nennen will, als Höhepunkte bezeichnet werden.
„The Second Coming“ kommt in jener Szenenfolge zu Gehör, in der eine seltene Sternenkonstellation die Wiederauferstehung Christi ankündigt. Das pastorale Thema wird, vom Chor atmosphärisch unterstützt, aus anfangs ruhiger Umgebung wahrlich in höhere Sphären gehoben und zu einer spektakulären Klimax mit sattem Blech und vollem Gesang geführt. Kurz treten auch Damien-Thema und -Motiv in Erscheinung.
Im rhythmisch voranpreschenden „The Hunt“ steht Damiens Thema im Mittelpunkt. Die bitterböse Horn-Melodie bricht immer wieder mit großer Durchschlagskraft aus einer musikdramatisch auf Naturumfeld und (Fuchs-)Jagdgeschehen eingehenden Orchesterumrahmung hervor, die hohe technische Anforderungen an die Blechbläser, allen voran wieder die Hornisten, stellt. Den Hörnern wird in dieser Partitur ohnedies eine solistische Vorrangstellung eingeräumt.
„The Final Conflict“ entfesselt am Ende der Komposition ein letztes Mal alle Kraft, die Orchester und Chor aufbringen können. Der Antichrist ist endgültig besiegt, das religiöse Thema erklingt in seiner ganzen Pracht und bahnt einem völlig neuen, noch mächtigeren, den Weg. Alles, was im National Philharmonic Orchestra und den Ambrosian Singers steckt, wird nun aufgeboten, um in einem unbeschreiblichen Gewitter des Wohlklangs dem Sohn Gottes zu huldigen. Beim Umgang mit dem Chor, der hier im wahrsten Sinne des Wortes „göttlich“ gestaltet ist, braucht Goldsmith den Vergleich mit seinem diesbezüglichen Vorbild, den Bibelepen des Miklós Rózsa, wirklich nicht zu scheuen. Den Ausklang von Film und CD bestreitet schließlich eine voluminöse Version des Hauptthemas.
Fazit: Auch die Scores der beiden Omen-Fortsetzungen zählen zur filmmusikalischen Oberliga. Damien: Omen II ist eine hochwertige Fortführung des in The Omen etablierten Zusammenspiels aus Chor und Orchester und vermag durch düstere Stimmung und Heftiges für Streicher und Blechbläser zu überzeugen. The Final Conflict ist schon dem reich orchestrierten, ungleich eingängigeren Goldsmith-Stil der frühen 80er Jahre zuzuordnen. Der Chor darf neben mittlerweile Omen-typischem dissonantem Schwelbrand und flüsterndem Stimmengewirr auch aus vollem Leib ausladende Melodien (Damiens Thema, Pastoral-Thema, Triumph-Christi-Thema) zum Besten geben. Zwei Filmmusiken, die jede Sammlung aufwerten.
Mehrteilige Rezension:
Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu: