1993 entstanden, mit Geena Davis in der Hauptrolle besetzt, ist die Musik zu diesem Melodram eine melancholisch-heitere Angelegenheit. Der Film erzählt die Geschichte der alleinerziehenden Angie, einer jungen Frau (eben Geena Davis, neben ihr zu sehen ist Teilzeitmafiosi James Gandolfini), die sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und ihren familiären Ursprüngen begibt.
In einem Interview hob Jerry Goldsmith einmal die Botschaft hervor, die eine gelungene Filmmusik transportieren müsse. Diese über eine einfache, gradlinige Melodie in einer wohldosierten Art und Weise zu verwenden sei nach seiner Meinung der beste Weg.
Diesem einfach erscheinenden Prinzip ist Mr. Goldsmith vor allem in seinen ruhigeren Arbeiten weithin treu geblieben. Seine ruhig-sentimentale Musik zur Literaturverfilmung Angie ist eine auf einfachsten Melodien basierende Komposition, die eben in dieser Schlichtheit ihre größten Stärken besitzt.
Das Titelthema „Angies Theme“ ist mit einem Akkordeon und Synthesizeruntermalung, gefolgt von einer Trompete, ein fast schon trivial anmutendes Stück Musik. Es spiegelt den intimen Charakter und die Thematik des Filmes dar, ebenso die Gutmütigkeit und den Mut der Protagonistin Angie. Es ist allerdings von der latenten Gefahr bedroht, wie übrigens die ganze Partitur, in einen synthetisch-kitschigen und poppig gefälligen Tenor abzudriften.
Das Titelthema ist der Grundstock dieser Gesamtkomposition, Tempo- wie auch instrumentenwechsel tragen zur Variation dieses Themas bei, das zweifelsohne einen hohen Wiedererkennungswert besitzt.
Ansonsten ist der Score arm an Höhepunkten, mir persönlich stoßen die Synthesizer unangenehm auf, wenngleich sie sehr integriert in den Score sind und nicht etwa lästiges Beiwerk, wie es bei Jerry Goldsmith öfter den Eindruck erweckt.
Stück Nr. 9 „The Journey Begins“ markiert mit einem an Goldsmiths Action- und Abenteuermusiken erinnernden neuen Thema, den Bruch in der Geschichte und die Ungewissheit, in die die junge Frau aufbricht.
Ein sehr opernhaft klingendes Stück von Jules Massenet (Track Nr. 6 „Thais“), etwas deplaziert in der Mitte des Scores befindlich, rundet diese CD ab, die im obersten Drittel des Goldsmith’schen Schaffens sicher kein Plätzchen ergattern wird.
Fazit: Von der musikalischen (ohne Zweifel sehr funktionellen und beabsichtigten) Rührseeligkeit abgesehen ist besonders die Aufmachung des Booklets für Varèse Sarabande Verhältnisse recht aufwändig. Es bietet neben einem Kommentar der Regisseurin einige gelungene Bilder des Entstehungsprozesses der CD (Studioräumlichkeiten, der Meister am Werk und andere Schnappschüsse). Ob diese Fotos allein den Kauf dieses Tonträgers rechtfertigen können sei dahingestellt, von der rein musikalischen Seite ist er doch eher etwas für eingefleischte Fans und Komplettisten des Meisters.