Barber • Korngold – Violinkonzerte

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
29. März 2002
Abgelegt unter:
Klassik

Barber • Korngold: Violinkonzerte; „Viel Lärm um Nichts“-Suite

Im Zentrum der 1994 veröffentlichten CD stehen die Violinkonzerte Samuel Barbers und Erich Wolfgang Korngolds (zum klangschönen Barber-Konzert siehe auch „Kleine Klassikwanderung, Teil 1“). Korngolds Violinkonzert entstand im Jahr 1945, als sich seine Hollywood-Karriere ihrem Ende zuneigte. Das sehr romantische und lyrische Konzert verarbeitet in allen drei Sätzen Themen aus seinen Filmpartituren: Von Another Dawn, Juarez, Anthony Adverse bis zu The Prince and the Pauper spannt sich der Bogen. Als sehr nostalgische, quasi-filmmusikalische Wanderung, als eine Art Hommage an die Jahre in Hollywood, erweist sich diese sehr leicht zugängliche, wenig komplizierte Musik. Das Violinkonzert ist ideal für den Korngold-Einsteiger und in den Konzertsälen das bislang am stärksten beheimatete Stück des österreichischen Komponisten geblieben. (Auch die Kopplung mit dem hierzulande weniger bekannten ebenfalls romantischen, sehr melodiösen und zugleich virtuosen Violinkonzert von Barber birgt einige Reize. Beide Werke können sehr gut hintereinander gehört werden.)

Der 1971 in Illinois geborene Geiger Gil Shaham überzeugt mit virtuosem und zugleich sinnlich ausdrucksstarkem Spiel. Dem steht das LSO unter André Previn in nichts nach. Anders als bei der Kompilation „The Sea Hawk“ überzeugt mich hier die Interpretation Korngoldscher Musik sehr (gilt auch für das Barber-Konzert). Im rhythmisch-schmissigen Schlusssatz des Violinkonzerts, in dem ein wundervolles liedartiges Thema aus The Prince and the Pauper erklingt, geht es erfreulicherweise angemessen zupackend zur Sache.

Die Bühnenmusik zu Shakespeares Komödie „Viel Lärm um Nichts“ entstand um 1918, ursprünglich in einer Fassung für Kammerorchester. Diese Version wurde vom Komponisten anschließend auch für Violine und Klavier arrangiert; speziell für die Abende, an denen kein Orchester zur Begleitung zur Verfügung stand. Für den Konzert-Gebrauch existieren unterschiedliche Zusammenstellungen (für Ensembles in verschiedener Größe arrangierte Fassungen) in Suitenform für die aus insgesamt 14 Nummern bestehende Musik.

In der hier aufgenommenen viersätzigen Suite wird Gil Shaham originellerweise vom ehemaligen Jazz-Pianisten André Previn höchstpersönlich am Klavier begleitet. Die zum Teil parodistisch-groteske, aber auch zart-lyrische Musik reflektiert Walzerseliges, (Trauer-)Marschartiges und eine kleine Hornpipe (Fanfare). Ein musikalischer Blick auf den jugendlichen Korngold und bei aller Leichtigkeit ein von klarem Formbewusstsein geprägtes und mustergültig durchgearbeitetes Werk. Ein charmanter Abschluss einer auch klangtechnisch vorbildlichen CD-Produktion, bei der allein das etwas schlicht geratene Booklet (mit guten Texten, allerdings allein in Englisch) einen etwas blassen Eindruck hinterlässt.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Barber, Samuel

Erschienen:
1994
Gesamtspielzeit:
61:10 Minuten
Sampler:
DG 439 886-2
Zusatzinformationen:
London SO, André Previn

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