Princesse Mononoké

Geschrieben von:
Cinemusic.de - Team
Veröffentlicht am:
9. April 2002
Abgelegt unter:
CD

Score

(4/6)

Das Rezensionsexemplar dieses Zeichentrickwerkes enthält nicht die sinfonische, sondern die rein synthetische Version des Scores – die Orchesterversion ist meines Wissens nach nur als Japan- bzw. US-Pressung erhältlich. Vielmehr handelt es sich um die vom Komponisten im Alleingang am Synthesizer eingespielte europäische Lizenzpressung. Das ist auch das einzige Manko an der ansonsten hochkarätigen, episch angelegten Komposition, die ihre ganze Eleganz und Wucht in der orchestralen Einspielung sicherlich besser entfalten kann.

Der in seinem Entstehungsland Japan erfolgreichste Film aller Zeiten kam, obwohl in Japan seit 1997 auf dem Markt, bei uns sehr verhalten und mit 4-jähriger Verspätung im Jahr 2001 in die Kinos. Von der Thematik und der sehr realistischen Art der Darstellung eher an ein erwachsenes Publikum gerichtet, lief er bei uns in einer ab 16 Jahren freigegebenen Fassung, was hierzulande im „disneyisierten“ Genre des Zeichentrickfilmes eine außerordentliche Seltenheit darstellt. Diese Altersfreigabe macht allerdings durchaus Sinn, denn es fließt viel Blut. In einem atemberaubenden Facettenreichtum erzählt der Film, einer Parabel gleich, von dem spannungsreichen Verhältnis zwischen Mensch und Natur und der daraus entwachsenen Mythologie in einer poetischen, traumhaften Art und Weise.

Ebenso schwelgerisch beginnt das Hauptthema in „The Legend Of Ashitaka“, das den Film in abgewandelten Formen weiter begleitet. Das Thema ist sehr sensibel gewählt, häufig getragen und edelmütig von Holzbläsern verhalten interpretiert. In den martialischen Momenten des Filmes dominiert aggressive Perkussion, die ruhigen Passagen überwiegen jedoch und unterstreichen in ihrer Zerbrechlichkeit das sensible Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Doch auch düstere, elegische Klänge sind in den Tracks „Requiem 1, 2, 3“ sowie in den Tracks „Adagio Of Life And Death 1, 2“ und auch in „The World Of The Dead 1, 2“.

Unterbrochen wird der Score in der zweiten Hälfte von einigen in japanisch vorgetragenen Vokalstücken, die für unsere westlichen Ohren süßlich kitschig klingen mögen. Basierend auf thematischem Material des Scores fügen sie sich nahtlos in die Gesamtstruktur des Scores ein und sind nahezu einziges Indiz für den fernöstlichen Ursprung dieser Klangschöpfung.

Fazit: Hana-Bi ist eine Komposition zum dahinschmelzen, jedoch nicht durch Sonnenschein. Fast monothematisch und in der häufigen Wiederholung und Abwandlung des Titelthemas eher etwas für einsame Winterabende, allerdings für depressiv angelegte Gemüter weniger geeignet. Sound und Aufmachung sind erstklassig, was auch für die Brother – CD zutrifft.

Bei Brother wird das hohe Niveau der bisherigen Zusammenarbeiten zwischen Komponist und Regisseur problemlos gehalten. Fans der bisherigen Scores von Joe Hisaishi kommen voll auf ihre Kosten.

Der Score zu Princess Mononoke besitzt eine reiche Themenvielfalt, die auch Anhänger ähnlich angelegter Scores westlicher Komponisten durchaus in seinen Bann ziehen könnte. Wie oben bereits erwähnt, ist die sinfonische Version allerdings der synthetischen vorzuziehen. An der Aufmachung der CD gibt es nichts zu bemängeln, das Booklet ist reich bebildert, pikanterweise gibt es noch die Texte der Songs, übersetzt vom Japanischen ins Englische.

Abschließend möchte ich mir noch folgenden Kommentar erlauben: Jeder, der Lust und Muße hat, einmal etwas andere, abseits der von Hollywood vorgegebenen (von mir zweifellos häufig hoch geschätzten) Klänge zu studieren, sollte vielleicht auch mal ein Experiment mit einer Filmmusik von Joe Hisaishi wagen.

Homepage von Joe Hisaishi: www.joehisaishi.com


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Hisaishi, Joe

Erschienen:
1999
Sampler:
Milan
Kennung:
74321 71688-2

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