Für Affair of the Necklace, eine Neuauflage der berühmten Halsband-Affäre am Vorabend der französischen Revolution, komponierte David Newman einen für einen Kostüm-Stoff recht beachtlichen und in manchem ungewöhnlichen sinfonischen Score. Beim ersten Hören wollte bei mir allerdings noch keine rechte Freude aufkommen: wohl, weil die Musik – im Gegensatz zu den bei derartigen historischen Stoffen gewohnten (und erwarteten) vollen Orchester-Sounds – unerwartet (mitunter vielleicht auch etwas ungewollt) transparent, ja fast filigran gestaltet ist und (nahezu) völlig ohne das übliche schwere Blech daherkommt. Irritierend bleiben die synthetischen Klänge, und das häufiger sehr romantisch verwendete Klavier empfand ich ebenfalls als etwas zu modern. Nicht übel hingegen sind die zum Teil geschickt eingearbeiteten ethnischen Elemente soweit sie auf keltischen Ursprung verweisen, andere, mehr asiatisch angehauchte, erzeugen dagegen ein etwas deplatziert wirkendes Gladiator-Feeling. Ein gewisser Reiz von Affair of the Necklace liegt im Zusammenwirken der einzelnen musikalischen Ebenen; es braucht etwas Zeit bis sich seine Wirkung entfaltet.
Eine wichtige Rolle spielen die weite Teile der Musik bestimmenden, recht vielseitigen vokalen Partien. Es gibt Männer-, Frauen- und gemischte Chöre, im Ausdruck teilweise an gregorianische Kirchengesänge erinnernd, aber auch vokalisierende hohe Frauenchöre und ebenso eine Sopran-Vokalise, die sowohl allein erklingt, mitunter aber auch zusätzlich über die Chor-Passagen gelegt wird und verschiedentlich der Musik ganz ungewöhnliche Wirkung durch einen stark keltischen Einschlag verleiht.
Klangkolorit des Barock gibt es nur vereinzelt (z.B. in Track 9); durch ethnische Einschübe wird dies teilweise seltsam verfremdet. In Track 7 spielt das mittelalterliche „Dies Irae“, als traditionelles musikalisches Symbol für das drohende Verhängnis, eine wichtige Rolle.
Allerdings könnte man sich manche Passage des Scores schon etwas breitorchestraler und damit fülliger vorstellen, das Orchester wirkt mitunter doch etwas schwach besetzt. Überhaupt scheint die Synthie-Elektronik teilweise wohl auch zur synthetischen Verstärkung der tiefen Streichinstrumente und des sparsam verwendetes Blechs zu dienen. Da liegt die Vermutung nahe, dass bei dem sicherlich gewollt transparenten, manchmal aber doch etwas dünn geratenen Klangbild auch Kosten-Ersparnis-Gründe eine Rolle gespielt haben dürften.
David Newman ist zweifellos ein Könner, wobei Affair of the Necklace wohl kaum in die obersten Kategorien gehört, aber in jedem Fall ein interessantes Hör-Beispiel für eine durchdachte, eigenwillig-markante musikalische Lösung für ein Kostüm-Drama ist. Die Aufnahme klingt sauber, aber zugleich auch künstlich nach (mit vielen Mikrofonen erzeugtem) typischem Studio-Sound.
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