Wenn im stimmungsvollen Prolog zu The Fall of the Roman Empire • Der Untergang des Römischen Reiches (Regie: Anthony Mann) der Off-Erzähler davon spricht, dass der Untergang Roms kein Ereignis, sondern ein länger dauernder Prozess gewesen sei, ist der Gipfel der Geschichtstreue bereits überschritten. Die um 180 nach Christus angesiedelte Story um die Schlussphase des Kaisers Marc Aurel (erstklassig dargestellt von Alec Guinness) und die anschließende Ära des Commodus (im zweiten Teil des Films) liefern eine Reihe erstklassiger Schauwerte (z. B. den prächtigen Einzug des Commodus in Rom) und aufwändige Kampfszenen mit Massen von Statisten. Dazu gibt’s teilweise faszinierend üppig ausgestattete Interieurs und wiederum gigantische Bauten, hier des antiken Roms rund um das Forum Romanum. Handlungsmäßig wird allerdings nur die übliche Geschichtsklitterung geboten, so dass auch dieser Film über eine passable Unterhaltung nur in einzelnen Szenen hinauskommt. Hier sind verschiedene der Szenen mit Marc Aurel interessant: Insbesondere, das im Vorfeld des Ablebens gedanklich stattfindende Zwiegespräch mit dem Tod ist sehr geschickt gestaltet und der intellektuelle Höhepunkt des Films. Hier finden sich Teile seines philosophischen Werkes „Selbstbetrachtungen“ wieder. Alec Guinness sieht übrigens dem (sicher idealisierten) Portrait des Reiterstandbildes Marc Aurels recht ähnlich.
In vielem ist die Story von Der Untergang des Römischen Reiches auch Vorbild für Ridley Scotts Gladiator, inklusive einer „Verschwörungstheorie“ der Antike, in der die These von der Ermordung Marc Aurels aufgestellt wird. Heutzutage gilt hingegen als gesichert, dass der berühmte römische Staatsman, der „Philosoph auf dem Kaiserthron“, einer damals grassierenden Infektionskrankheit zum Opfer fiel. Sehr beeindruckend ist der (auch musikalisch) groß angelegte Trauermarsch, im Finale des ersten Filmteils.
Was bis zur Pause noch einigermaßen schlüssig wirkt, löst der zweite Teil in einen zwar optisch und episch-prachtvollen, ansonsten blassen und handlungsschwachen Bilderbogen auf. Immerhin gibt es hier eine der größten Schlachtenszenen der Monumental-Filmgeschichte, in der rund 8.000 Soldaten aus General Francos Armee als Statisten zu sehen sind. Angeblich soll der spanische Kriegsminister seinem Generalissimo auf die Frage nach einem Termin zur Inspektion der Armee gesagt haben: „Im Augenblick unmöglich, da die Armee wieder in einem Film für Samuel Bronston mitwirkt.“
Mehrteilige Rezension:
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