Um die ungelöste Frage, wer das Mädchen mit dem Perlenohrring auf dem gleichnamigen Gemälde des Malers Jan Vermeer (1632-1675) ist, geht es in Girl With A Pearl Earring • Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Die Malkunst Vermeers, der zu den alten niederländischen Meistern zählt, wird heutzutage mit ihren zarten, zu kühlen Tönen neigenden harmonischen Farbabstufungen und den ausgefeilten Lichtwirkungen als Vorläufer der modernen Hell-Dunkel-Malerei angesehen. Regisseur Peter Webber hat sich in der Umsetzung eng an die Romanvorlage Tracy Chevaliers gehalten und Kameramann Eduardo Serra hat sich erfolgreich bemüht, die Stimmungen der Vermeer’schen Bildsprache auf die des Films zu übertragen.
Für die Musik zeichnet der über die Grenzen seiner Heimat bislang wenig bekannt gewordene Pariser Alexandre Desplat verantwortlich. Desplat, der bislang mit rund 40 Filmvertonungen (in erster Linie für das Fernsehen) aufwarten kann, hat ein zur Atmosphäre des Films stimmiges Vertonungskonzept entworfen. Seine Musik erinnert stilistisch sowohl an Georges Delerue, John Barry als auch an Rachel Portman, wobei ein Schuss Impressionismus für die musikalische Reflektion der den Filmbildern entsprechenden Lichtstimmungen sorgt. Zwei Themen bilden den Ausgangspunkt: Dem eher zurückhaltenden, für den Maler Vermeer stehenden steht das besonders charmant-eingängige für die Magd Griet gegenüber. Besonders Griets Thema steht dabei im Ausdruck John Williams recht nahe und beide Themen besitzen — entsprechend dem Geheimnis um die Unbekannte des Vermeer-Bildes — eine geheimnisvolle Stimmung. Das musikalische Geschehen wird weitgehend von Streichern und Holzbläsern bestimmt, wobei delikate Soli von Viola und auch der selten zu hörenden Viola d’amore und auch häufiger anzutreffende Klangfiguren der Celesta für zusätzliche aparte Klangreize sorgen.
Mit seinen beiden den Score durchziehenden Themen geht Alexandre Desplat hier vergleichbar um wie James Newton Howard mit seinen in The Village. Die Variationsarbeit erstreckt sich in erster Linie auf sanfte Veränderungen der Instrumentierung, Harmonik sowie im Zeitmaß. Die Themen selbst bleiben nahezu unangetastet. Dabei besteht natürlich schon die Gefahr von Redundanz, eine Befürchtung, die sich über die rund 50 Albumminuten jedoch (besonders nach mehrmaligem Hören) nicht bestätigt. Ein guter Teil der überzeugenden Wirkung dieses Höralbums geht auf das Konto der versiert ausgeführten Orchestrierung. Aparte Klangwirkungen (beispielsweise durch das Wechselspiel von Viola und Viola d’amore sowie gelegentliche Einsprengsel der Glasharfe) und auch durch ein dezentes Schillern der Klänge (s. o.) sind die Folge. Zusammen mit dem Wechsel der Tonarten verleiht dies dem eher intim und schwebend anmutenden Klanggeschehen stimmungsmäßig beträchtliche Abwechslung und damit auch Vielfalt. Unterm Strich ist Girl With A Pearl Earring eine romantische, kaum historisierende, eher einen Hauch neoklassizistisch angehauchte sowie geheimnisvoll und melancholisch wirkende, sehr schön fließende CD; eine Musik, die besonders beim mehrfachen Hören den in ihr steckenden Charme voll entfaltet.