The Enemy Below
The Enemy Below • Duell im Atlantik (1957) ist ein für seine Zeit in der Darstellung des U-Boot-Krieges beachtlich ehrlicher und auch atmosphärisch besonders überzeugend geratener Film. Einer, der in vielem Das-Boot-Regisseur Wolfgang Petersen als Vorbild gedient haben wird.
Ebenso bemerkenswert wie der Film ist die Filmmusik Leigh Harlines, die jetzt erstmalig auf Intrada erschienen ist. Im Main Title knüpft der Komponist an die Tradition, nämlich bei Max Steiners gekonnter Navy-Marsch-Replik für The Caine Mutiny • Die Caine war ihr Schicksal (1954) an. Aber schon unmittelbar darauf ist die Musik harmonisch deutlich kühner und moderner — insgesamt fühlt man sich hier besonders deutlich an die Arbeiten Hugo Friedhofers erinnert. Dem patriotisch angehauchten Marsch-Thema für den US-Zerstörer tritt eine eher dunkel und bedrohlich anmutende atmosphärische Tonfolge für den Gegner in der Tiefe, das deutsche U-Boot, zur Seite. Wie der Komponist anschließend mit diesem Material seine Filmkomposition gestaltet hat, ist handwerklich ähnlich markant und packend gelöst wie in seiner Musik zu Broken Lance.
Für einen rund 97-minütigen Film können insgesamt rund 43 Minuten Musik zweifellos nicht als Overscoring gelten. Besonders bemerkenswert ist dabei allerdings, dass Harline seine Musik zuerst nur sparsam einsetzt, dafür allerdings die finale Klimax des Films zur Steigerung der Spannung fast durchgängig (über rund 19 Minuten!) vertont hat. Dieser zusammenhängende musikalische Block ist denn auch von faszinierend ausgeführter thematisch-motivischer Feinarbeit geprägt. Er ist besonders nach mehrmaligem Hören ein Leckerbissen für den filmmusikalischen Gourmet. Neben den beiden thematischen Gedanken des Scores ist auch überaus markant und geschickt eingesetztes „Mickey Mousing“ anzutreffen: Hier wird aber nicht einfach nur das Bild akustisch verdoppelt, sondern das Traditionell-Tonmalerische klar psychologisierend eingesetzt, um die Atmosphäre der Bedrohung aus der Tiefe zu verstärken. So wird die rotierende Anntenne des Schiffs-Radars durch ein vibrierend aufscheinendes Bläsermotiv symbolisiert und ein von Xylophon, Vibraphon und Klavier erzeugtes Glissando macht die auf dem Radarschirm aufscheinenden Reflexe klangsinnlich erfassbar. In diesen Momenten der Partitur ist wiederum die Nähe zu den besten Arbeiten Steiners am ausgeprägtesten.
Die CD klingt geradezu fantastisch! Diese Musik gehört zum Frischesten, was aus dem Fox-Archiv bis dato zu Tage gefördert worden ist — selbst MGMs klanglich vorzügliche Knights of the Round Table liegen einen Tick dahinter. Zusammen mit dem aufschlussreichen Text resultiert eine vorzügliche Album-Edition, die sich kein Freund sinfonischer Filmmusik entgehen lassen sollte.
Eine Kleinigkeit gibt es (da auf sehr hohem Klageniveau angesiedelt) anzumerken, nicht zu bemängeln. Bei den analytischen Anmerkungen zur Musik im Begleithefttext passen die Trackbezeichnungen mit dem Tracklisting auf dem Backcover in Teilen nicht zusammen. Wie mir Douglass Fake von Intrada auf Anfrage mitteilte, standen dem Verfasser (Jeff Bond) nur die vorläufigen Trackbezeichnungen zur Verfügung. Erst zu einem erheblich späteren Zeitpunkt tauchten noch Harlines endgültige Bezeichnungen auf, die dann allerdings allein noch für das Tracklisting auf dem Cover dienen konnten. Die daraus resultierende leichte Verwirrung des Lesers wird beseitigt, indem man folgende Zuordnungen macht: Bei „The Submarine“ handelt es sich um den unmittelbar an den eröffnenden Main-Title-Marsch anschließenden Teil von Track 1, „Destroyer at Night“; „Periscope Depth“ bildet den zweiten Teil dieses ersten Stücks. „The Torpedoes“ steht für Track 6, „Target Safe“. „The Bottom“ entspricht der Nr. 7, „Ocean Bottom“. Und bei „Deadly Games/The Lights“ handelt es sich um Track 5, „Target Waiting“.
Neben dem rund 43-minütigen Score bietet das Album in einem Anhang noch knapp 9 Minuten zusätzliches Material, welches nicht Teil der Filmmusik ist. Neben speziell eingespielten Source-Cues finden sich auch diverse auskomponierte, aber nicht verwendete „Radar Blips“. Auch darin zeigt sich, wie sorgfältig und liebevoll diese Intrada-CD gefertigt worden ist.