The Bridge at Remagen/The Train

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
1. Dezember 2007
Abgelegt unter:
CD

Score

(4/6)

Weltkrieg-II-Epenmusik im Doppelpack

In The Bridge at Remagen • Die Brücke von Remagen (1969) spiegelt Regisseur John Guillerman die Ereignisse um die Einnahme der berühmten Rheinbrücke im März 1945, in einem temporeichen Bilderbogen, der sich in der Betrachtung der Ereignisse allerdings arg viele Freiheiten nimmt. Herausgekommen sind dabei zwar eine Reihe bemerkenswerter Actionszenen, aber infolge eines eher durchschnittlichen, stark mit Klischees durchsetzten Plots kein wirklich bemerkenswertes Produkt der Gattung Kriegsfilm. Interessant ist dabei schon eher, dass die Dreharbeiten an der Moldau, südlich von Prag und (infolge des Einmarsches des Warschauer Paktes in die Tchechoslowakei) in Teilen auch bei Castelgondolfo, in der Nähe von Rom erfolgten.

Die Musik zu dieser United-Artist-Produktion stammt von Elmer Bernstein und war seinerzeit nur als Auskopplung des als Hauptthema fungierenden Main-Title-Marsches auf Tonträger (einer 45er Single) erhältlich. Die Original-Stereo-Elemente der sparsam gescorten, insgesamt nur rund dreißigminütigen Komposition (für immerhin fast zwei Stunden Film) sind verloren. Glücklicherweise fand sich im Privatarchiv des Komponisten ein wenn auch technisch nicht ganz perfekter, aber immerhin kompletter Mono-Down-Mix.

Das vorliegende 157te FSM-Album präsentiert die tontechnisch sorgfältig nachbearbeitete, ursprünglich von einer Reihe von Verzerrungen (infolge zu hohen Aufnahmepegels) beeinträchtigte Überspielung, in sehr überzeugendem frisch klingendem Mono. Bernsteins Musik wird von ihrem mitreißenden, als Hauptthema fungierenden kraftvollen Marsch geprägt. Selbiger taucht auch in den Spannungsmusiken in geschickt gemachten Varianten und Arrangements auf. Daneben gibt es eine handvoll pastoraler, von Holzbläsern dominierte, im Stile von To Kill a Mocking Bird gehaltene Momente. Diese bilden gewissermaßen einen stärker humanistisch gefärbten Kontrast zur eher rauen, stark rhythmisch akzentuierten Musik für das kriegerische Geschehen.

Maurice Jarre komponierte die Musik zu John Frankenheimers rasant inszeniertem und enorm spannendem Weltkrieg-II-Resistance-Epos The Train • Der Zug (1964). Der Score bildet eine ähnliche Zugabe wie die Nummero zwei in FSMs Präsentation der Colpix-LP-Alben zu Lord Jim von B. Kaper und The Long Ships von Duŝan Radic — siehe hier.

Auch Jarre greift ähnlich wie Bernstein zu einem titelgebenden, recht kraftvollen Marsch. Daneben spielt noch ein sowohl volksliedhaft, wie heroisch-trotzig anmutendes Thema für „Papa Boule“ eine gewisse Rolle. Der überwiegende Teil der insgesamt rund 42 Minuten Musik besteht allerdings aus rein bildbezogener Funktionsmusik. Im Film geht das Konzept auf, verleihen die Musikeinsätze mit ihren andauernden, meist marschartigen Rhythmus-Ostinati dem Geschehen auf der Leinwand zusätzliche Spannung. Für sich genommen (gehört) sind sie weniger erquicklich, wirken vielmehr monoton und daher auf Dauer doch etwas ermüdend. Der Klang hingegen ist trotz seinerzeit erfolgter Electronic-Stereo-Bearbeitung der monoralen Vorlagen (siehe dazu auch The Long Ships) durchaus passabel: nämlich weitgehend transparent und klar.

Liebevoll hingegen ist auch hier, wie das unvollständige Material des United-Artist-LP-Schnitts mit den fehlenden Musikstücken von der US-Laser-Disc-Edition (untergebracht in einem Anhang) ergänzt worden und auch, wie sorgfältig dies alles im feinen Begleitheft dokumentiert ist.

Das Zugpferd für eine (Album-)Bewertung ist Bernsteins Die Brücke von Remagen. Dafür sind ganze vier Sternlein wohl angemessen.

2441John Frankenheimers Film ist nicht allein eindeutig der bessere beider Kriegsepen, sondern überhaupt sehenswert. Für den Interessierten gibt’s daher nun noch eine etwas eingehendere Einführung:

August 1944. Paris, wenige Tage vor der Befreiung durch die Alliierten. Ein fanatisch kunstliebender deutscher Oberst (Paul Scofield) versucht, eine umfangreiche Sammlung wertvoller Gemälde mit Hilfe eines Zuges nach Deutschland zu schaffen. Der Leiter des Pariser Stellwerks (Burt Lancaster), führendes Mitglied der Resistance, bemüht sich, dies zu verhindern. Durch Mithilfe von Eisenbahnerkollegen, Resistanceanhängern und den Alliierten gelingt es nach spektakulären Aktionen, die ebenfalls intelligent handelnden Deutschen zu überlisten – die Gegenspieler stehen sich zum „Showdown“ gegenüber.

Frankenheimers Der Zug ist ein aktionsreicher, rasant und überaus spannend inszeniertes Action-Spektakel mit exakter Milieuzeichnung. Unterstützt durch eine quasi-dokumentarisch wirkende harte Schwarzweiß-Fotografie sowie durch den Verzicht auf CinemaScope entstand ein atmosphärisch dichter Film vor dem Hintergrund der Schlussphase des 2. Weltkrieges.

Abgesehen von den beiden Hauptdarstellern Lancaster und Scofield werden Franzosen und Deutsche überwiegend durch französische (Michel Simon, Jeanne Moreau, Suzanne Flon, Albert Remy) bzw. deutsche Schauspieler (Wolfgang Preiss, Art Brauss, Richard Münch) glaubwürdig dargestellt. Der Film besticht durch interessante Charaktere, eine logisch aufgebaute, linear erzählte Story sowie excellent inszenierte und eindrucksvoll fotografierte Action-Szenen. Besonders bemerkenswert: Der Ex-Artist Burt Lancaster, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits 51 Jahre alt aber offensichtlich konditionsmäßig in der Verfassung eines 30-Jährigen, brilliert in rasanten Stunts.

Die unglaublich realistisch in Szene gesetzten Zugunglücke wurden übrigens ohne die Verwendung von Modellen, vielmehr mit damals ausrangierten Originalen realisiert. Diese Tatsache und die für die Handlung bedeutungsvolle und in die Filmhandlung interessant integrierte Lok-Technik machen Der Zug auch zur faszinierenden Reminiszenz an eine vergangene Ära: die der Dampflokomotiven.

John Frankenheimer (geb. 1930) begann seine Karriere beim Fernsehen und inszenierte 1957 seinen ersten Spielfilm Das nackte Gesicht. Zu seinen besten Filmen zählen neben Der Zug: Der Gefangene von Alcatraz (1960), 7 Tage im Mai (1964) und French Connection II (1975).

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2007.

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Erschienen:
2007
Gesamtspielzeit:
71:08 Minuten
Sampler:
FSM
Kennung:
Vol. 10 No. 8

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