Der am 30. August 2007 in den deutschen Kinos angelaufene The Last Legion • Die letzte Legion (Regie: Doug Lefler) steht im Spiegel der Kritiken eher schlecht da. An der Kinokasse war der Film sogar ein absoluter Flop. Nun, m. E. handelt es sich hier zwar sicher nicht um ein herausragendes, aber doch um ein recht unterhaltsames Filmabenteuer im Kielwasser von King Arthur. Die Story beruht auf einem durchaus passablen, fantasievollen Sagen-Konstrukt nach dem Roman von Valerio M. Manfredini. Vergleichbar mit der Nibelungen-Sage, darf man allerdings historische Genauigkeit nicht erwarten.
Im Zentrum der Filmhandlung steht ein sagenhaftes und an geheimem Ort verstecktes Schwert der Cäsaren, das vom letzten (west-)römischen (Kind-)Kaiser Romulus Augustulus (Thomas Sangster) nach seiner Absetzung und Verbannung durch revoltierende germanische Hilfstruppen auf Capri gefunden wird. Zusammen mit einer Gruppe Getreuer aus der ehemaligen kaiserlichen Leibgarde, angeführt von Aurelius (Colin Firth), macht sich Romulus auf den Weg nach Britannien. Dort soll noch eine, die 6. Legion, ihrem Kaiser treu ergeben sein. Mit von der Partie sind außerdem sein Lehrmeister Ambrosinus (Ben Kingsley) sowie Mira, eine byzantinische Kriegerin, verkörpert von Aishwarya Rai. Ambrosinus wirkt ein wenig wie eine Kreuzung aus Gandalf und Merlin, während mit Aishwarya Rai zugleich ein modischer Hauch von Bollywood vertreten ist.
An Ort und Stelle kommt alles anders als erhofft. Besagte Legion ist im von den Römern lange zuvor geräumten Britannien längst sesshaft geworden. Die Soldaten haben die Rüstungen abgelegt, mit der keltischen Urbevölkerung Familien gegründet und betreiben Ackerbau und Viehzucht. Romulus und seine Getreuen sehen sich nicht allein dadurch in vertrackter Situation, sondern zugleich neuen Gefahren ausgesetzt. Da sind ihnen einmal Verfolger aus Italien auf den Fersen, die das Schwert als Symbol legitimer Macht in ihren Besitz bringen wollen. Darüber hinaus hat sich ein alter Feind von Ambrosinus, der War-Lord Vortgyn, ebenfalls auf ihre Fährte gesetzt. Es kommt zu einer großen Schlacht, bei der sich das Häuflein um den letzten (west-)römischen Kaiser am Hadrianswall verschanzt und buchstäblich in letzter Sekunde von der ein letztes Mal zum Gefecht angetretenen 6. Legion gerettet wird. Das sagenhafte Schwert der Cäsaren wird schließlich zu Excalibur und damit recht originell zum Ausgangspunkt der Artus-Legende.
Sicher muss man dieses neue Fantasyabenteuer mit Sandalentouch nicht unbedingt gesehen haben. Diejenigen, denen derartiger Kinostoff liegt und welche auch bei King Arthur nicht ausschließlich enttäuscht worden sind, können, ja sollten, eine Begegnung mit Die letzte Legion riskieren. Dieser Film schneidet in jedem Fall deutlich besser ab als besagter King Arthur. Jener ist zwar sichtbar teurer, aber unterm Strich allein deswegen nicht einfach besser. Die letzte Legion taugt trotz seines dezenten TV-Fantasy-Touches (Serien wie Hercules oder Xena lassen grüßen) als nettes B-Movie, ist nicht zuletzt durch seine in weiten Teilen ansprechende Bildsprache eine im positiven Sinne harm- und anspruchslose, aber damit eben auch angenehm entspannende Kino-Unterhaltung.
Im übertragenen Sinne gilt dies sicher auch für Patrick Doyles bombastische (was hier nicht für grandios steht) Filmmusik zum Sandalen-Epos: man muss sie nicht unbedingt haben. Im Zentrum des Scores steht das besonders auf den ersten Blick vielleicht etwas schlicht erscheinende heroische Hauptthema, das bei mehrmaligen Hördurchgängen jedoch merklich an Charme gewinnt. Besonders wirkungsvoll präsentiert erscheint es in der Musik zur Krönung von Romulus Augustulus: „Coronation“. Den Barbaren ist ein längeres Motiv zugeordnet, das beim Gotensturm auf Rom, aber ebenso für die keltischen Krieger um Vortgyn erklingt. Ähnlich austauschbar kommt auch das heroische, den Score tragende Thema zum Einsatz. Es erweist sich ebenfalls als eher mehrdeutiges Leitmotiv. Über die gesamte Albumlänge gibt’s von Selbigem dann doch etwas zu viel. Das ermüdet ein wenig, da der Komponist mit seinem Einfall zwar ordentlich, aber über die rund 50 Albumminuten nicht allzu einfallsreich umgeht. Auch die etwas grobschlächtigen Kampf- und Schlachtmusiken zählen (wie meist) nicht gerade zum Besten der Kompositionen Patrick Doyles. Etwas, das auch für die massive chorale Unterstützung gilt. Das steht zwar nun nicht einfach für schlecht gemacht, aber eben eher für schlichte Ostinatotechniken denn raffinierte Kontrapunktik. Hier fühlt man sich deutlich an Howard Shores Herr-der-Ringe-Score zu Die zwei Türme erinnert. Und ebenso sind auch ein paar der klanglichen Schemata aus der Zimmer-Schmiede unüberhörbar, wie der hier zumindest ethnologisch so fehlplatzierte Duduk.
Die Stärken Doyles zeigen sich dafür regelmäßig besonders deutlich, wenn ein Film dem Komponisten Gelegenheit gibt, sein ausgeprägt lyrisches Talent auszuleben. Gerade dafür bietet Die letzte Legion aber kaum Raum. Die Musik zu einigen eher humorigen Einlagen, wie in „Escape vom Capri“ und „Sword Play Romance“, ist nett, aber auch nicht mehr. Insgesamt entsteht der Eindruck, als sei hier etwas in Eile, immerhin sauber routiniert (!), aber eben nicht besonders inspiriert zu Werke gegangen worden. Dafür liefern die neben Doyle immerhin drei zusätzlich beteiligten Co-Orchestratoren zumindest ein Indiz.
Nun, die genannten Einschränkungen sollten freilich nicht zu negativ interpretiert werden. Für eine — vielleicht etwas knappe — kleine Empfehlung reicht es beim Gebotenen in jedem Fall. Auch wenn die Musik weitab von der Noblesse und Eleganz vergleichbarer Arbeiten eines Miklós Rózsa anzusiedeln ist, Hans Zimmers King Arthur ist sie schon ein merkliches Stück überlegen. Besonders in Form einer individuell zusammengestellten, kürzeren Fassung ist das Album zu The Last Legion sogar durchaus unterhaltsam und dürfte seine Anhänger finden.
Einen kleinen Minuspunkt verdient die Einspielung des London Symphony Orchestras unter der Leitung von James Shearman im Punkto Klang. Obwohl unter fast identischen Bedingungen aufgenommen wie der zweite Doyle-Score des Jahres 2007, As You Like It, ist The Last Legion nicht nur merklich leiser abgemischt, sondern überraschenderweise im Klang etwas weniger präsent und dazu leicht verhangen geraten.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2007.
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