Der Untergang des Römischen Reiches (Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
25. Februar 2010
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(3.5/6)

Bild

(5/6)

Ton

(4.5/6)

Extras

(5/6)

Seit dem Spätsommer 2009 sind zwei der Bronston-Epics in einem neuen Transfer, dabei nicht nur auf DVD, sondern erfreulicherweise ebenso in High Definition auf Blu-ray-Disc zugänglich: der bereits vorgestellte El Cid und The Fall of the Roman Empire (1964). Der nachfolgende Artikel versteht sich primär als technische Aktualisierung und damit Ergänzung zur bereits vorgestellten DVD-Edition, erschienen 2002. (Die DVD-Ausgaben aus den Jahren 2004 und 2005 unterscheiden sich von der ursprünglich bei ems erschienenen Ausgabe nur geringfügig. Abgesehen von etwas anderer Aufmachung ist der zugrunde liegende Filmtransfer identisch.)

Die aktuelle Deluxe-DVD-Ausgabe besteht aus einer Doppel-DVD, wovon eine Disc den Film und die zweite das umfangreiche Bonusmaterial beherbergt. Die Blu-ray-Deluxe-Edition wartet zwar sogar mit drei Datenträgern auf. Sie ist aber inhaltlich mit der DVD-Edition identisch. Dabei handelt es sich allerdings nur bei Disc 1 um eine Blu-ray, die mit dem Film im HD-Format aufwartet. Disc 2 mit den Boni ist identisch mit der Bonusmaterial-DVD der DVD-Ausgabe. Disc 3 ist eine Zugabe für Trendsetter: Sie enthält den Film nochmals als so genannte „Copy to Go“ und damit in Dateiformaten tauglich für mobile Geräte wie PSP, Blackberry sowie iPod/iPhone. (Für diejenigen, die es ganz preiswert möchten, ist die Spielfilm-Disc auch als Einzel-DVD-Ausgabe, jedoch nicht als Blu-ray erhältlich.)

Was die definitive Länge des Films angeht, streuen die Angaben in der Literatur. Für die US-Version finden sich Werte zwischen etwa 180 und 188 Minuten. Am vernünftigsten gehen die Angaben von Variety zur US-Premierenfassung (25. März 1964) mit 185 Minuten sowie die Angabe in der Internet Movie Database (IMDb) mit 188 Minuten mit der korrigierten DVD- bzw. originalen Blu-ray-Lauflänge von 185 Minuten zusammen. Die in Großbritannien erstaufgeführte Fassung umfasste laut MFB (Monthly Film Bulletin) 187 Minuten.

Die aktuelle Version von Der Untergang des römischen Reiches ist schnitttechnisch mit den zuvor erschienenen DVD-Ausgaben (s. o.) identisch. Diese Fassung ist zwar klar länger als alles was man vom Film hierzulande zuvor offiziell gesehen hat. Es fehlt aber in jedem Fall noch eine, offenbar schon früh in den US-Kopien verstümmelte Szene, die als solche leicht zu erkennen ist. Wenn Livius und Commodus feuchtfröhlich ihr Wiedersehen feiern, ist, nach Beantwortung der Frage des Commodus an Livius, was er unter einem Dilemma verstehe, eine krasse Kürzung (bei TT 31.33) unübersehbar. Besagte Szene ist übrigens in der Vorbereitungsphase für die US-DVD-Ausgabe wieder aufgefunden worden. Das Einfügen in die jetzige Edition war allerdings aus zeitlichen Gründen nicht mehr möglich. Kurioserweise war gerade diese Szene in den deutschen Kinowiederaufführungen der 1970er noch erheblich länger zu sehen. Hier fehlen etwa zwei bis drei Minuten. Somit erscheint die Angabe der IMDb mit 188 Minuten Gesamtlauflänge am stimmigsten.

Die deutsche Kinofassung war offenbar bereits in der Erstaufführung um 13 Minuten kürzer (4780 Meter = 175 Minuten) als die US-Premierenversion. 1972 kam der Film bei uns nochmals um rund zwei Minuten (50 Meter) gekürzt als Wiederaufführungskopie bei Fox/MGM in den Verleih. Und in den Jahren danach sind offenbar nochmals rund fünf Minuten der Schere zum Opfer gefallen. Die korrigierte Lauflänge der UFA-VHS-Videoausgabe (etwa 1982) des Films umfasst nämlich nur noch 168 Minuten — siehe dazu auch „Schnittberichte.com“.

Wenn auch etwas makaber: Der Untergang des römischen Reiches markierte zugleich den Anfang vom Untergang des Bronston-Imperiums in Spanien. Infolgedessen sind Nachfahren der Bronston-Familie, wie William Bronston, auch nicht eingehender in die beiden Reissue-Projekte involviert gewesen. Dieses Mal gibt sich Bronston Junior zusammen mit Mel Martin (Autor von „The Magnificent Showman“) ein Stelldichein. Das Duo präsentiert im Audiokommentar eine Mischung aus wertvollen Informationen zur Filmproduktion und unterhaltsam präsentierten Anekdoten — leider ohne deutsche Untertitel. Gewürzt wird das Ganze freilich auch hier mit gelegentlicher Schwärmerei. Bill Bronstons Anmerkungen bei der o. g. geschnittenen Szene sorgen ebenfalls für etwas Konfusion. Bronston erzählt von einer vor der Premiere im Studio in Madrid gezeigten Schnittfassung, die etwa 30 Minuten späterhin in der US-Version fehlende Szenen enthalten haben soll. Mel Martin lässt daraus zumindest den Eindruck erwachsen, der Sammler könnte eines Tages gar noch mit einer nochmals um 30 bis 40 Minuten erweiterten Version rechnen.

Auch in diesem Fall ist die Bezeichnung „Restauration“ nicht wirklich zutreffend, denn ausgehend vom originalen Kameranegativ ist auch bei Der Untergang des römischen Reiches nicht gearbeitet worden. Das Erreichte ist allerdings schon durchaus eindrucksvoll anzuschauen. Gegenüber dem älteren DVD-Transfer ist das Bild jetzt wesentlich sauberer. Es zeigt meist gute, freilich nicht herausragende Schärfe und viele Details in den zum Teil bestechend vielfältig ausgeführten Dekors. Die Farben wirken allerdings insbesondere über die ersten rund 70 Minuten recht blass. Ab der Bestattung Kaiser Marc Aurels (Alec Guinness) zu Dimitri Tiomkins grandiosem Trauermarsch legt die Farbsättigung zu. Dadurch gewinnt nicht allein der prachtvolle Einzug des Commodus in das gigantomanische Rom-Set an visueller Pracht.

Präsentiert wird der im superbreiten Ultrapanavisionsformat (1 : 2,75) aufgenommene Film auch dieses Mal „nur“ in Cinemascope (1 : 2,35). Das bedeutet, dass der rechte und der linke Bildrand eindeutig beschnitten sind. Allerdings muss man dazu bemerken, dass The Fall of the Roman Empire schon lange nicht mehr im Originalformat zu sehen ist und selbst im Uraufführungsjahr nur an ganz wenigen Plätzen (angeblich im New Yorker DeMille Theatre) in der vollen Ultrapanavisionsbreite gezeigt worden ist. Inwieweit der derzeitige Rechteinhaber, die Weinstein Company, überhaupt Zugang zu Originalnegativmaterial besitzt und in welchem Zustand sich dieses befindet, ist — wie auch im analogen Falle des El Cid — derzeit rein spekulativ.

Bei den neuen El-Cid-Editionen ist die ehedem äußerst unzulängliche deutschsprachige Tonfassung erfreulicherweise durch eine recht hochwertige und dazu vollständige Stereoversion ersetzt worden. Vergleichbar Positives gibt es jedoch zu Der Untergang des römischen Reiches leider nicht zu vermelden. Die vorliegende deutsche Tonspur ist wie bei den bisherigen DVD-Ausgaben nur in Mono und erscheint auch darüber hinaus mit der der alten Ausgaben identisch. Sie klingt nicht nur entsprechend schwach, sie weist auch dieselben Lücken auf, die durch englischsprachiges Originalmaterial (deutsch untertitelt) aufgefüllt wurden. Die englische Originaltonspur hingegen wartet mit sehr sattem und auch recht dynamischem Stereoklang auf, was nicht nur der Musik Dimitri Tiomkins zu Gute kommt. Darüber hinaus findet sich vorne eine ausgeprägte stereophone Separation in den Dialogen. Der Raumkanal wird abseits der Musik sparsam, aber stimmig, eher für einzelne atmosphärische Effekte genutzt. Etwas merkwürdig ist freilich, dass die den Film als eine Art von Ouvertüre eröffnende Fanfare den Raumkanal überhaupt nicht nutzt. Wie bei El Cid ist allerdings auch hier die Unterteilung in separat anwählbare Kapitel arg knapp und damit unbefriedigend.

Vergleichbar beachtlich geraten ist dafür die umfangreiche Kollektion der Bonusmaterialien auf der zweiten Disc, die erfreulicherweise auch komplett deutsch untertitelt abrufbar sind. Infolge der zwar soliden, aber nicht HD-fähigen Qualität der Materialien gibt’s die Boni auch bei der Blu-ray-Version nur als DVD-Beigabe. „Rom in Madrid“ (22 Minuten) ist ein für Promotionszwecke produzierter Film, der, moderiert von James Mason, interessante Einblicke in die Produktion und insbesondere den Bau der gigantischen 3-D-Sets bietet. „Die Dreharbeiten“ (30 Minuten) gibt in Form einer recht aufschlussreichen Featurette Einblicke in die Hintergründe zur Entstehung des Films, aber auch in den sich noch vor der Fertigstellung des Films bereits anbahnenden finanziellen Kollaps. Bronston finanzierte äußerst gewagt, nach einer Art von Schneeballsystem. Des Weiteren finden sich solide Infos zur Historizität der Filmhandlung in „Der Aufstieg und der Untergang des Römischen Reiches — Eine historische Analyse“ (11 Minuten) und „Hollywood vs. History“ (10 Minuten). Beim Segment „Dimitri Tiomkin — Der Score für das Römische Imperium“ (20 Minuten) kommt der Filmmusikfreund zu seinem Recht. Hier erfährt er fast durchweg Wertvolles zu Tiomkins Filmmusik aus berufenem Munde, z. B. von Jon Burlingame und Dirigent John Mauceri. Wobei punktuell aber auch mal leichtes Stirnrunzeln resultiert, so wenn John Mauceri von über zwei Stunden Filmmusik im fertigen Film und nochmals zweieinhalb Stunden Musik, komponiert für schließlich entfallene Szenen spricht.

Ein besonderes Leckerli hält das Bonusmaterial allerdings noch darüber hinaus bereit. Und zwar drei bemerkenswerte Lehrfilme, die von der renommierten „Encyclopedia Britannica“ in der aufwändigen Romkulisse gedreht wurden und auch einzelne Ausschnitte aus dem Bronston-Epos enthalten: „Das Leben im antiken Rom“ (13 Minuten), „Julius Cäsar: Der Aufstieg des römischen Reiches“ (22 Minuten) sowie „Claudius: Ein Junge im antiken Rom“ (16 Minuten). Auch Richard Lester griff in Teilen auf die Bronston-Bauten zurück in A Funny Thing Happened on the Way to the Forum • Toll trieben es die alten Römer (1966).

Alles in allem ist Der Untergang des römischen Reiches zwar kein wirklich großer Film, aber er wartet mit einer faszinierenden Ausstattung und damit Optik auf und besitzt darüber hinaus auch neben den Auftritten von Sir Alec Guinness einige starke Momente. So, wenn Timonides (James Mason) im zweiten Filmteil vor dem Senat für eine tolerante, weltoffene Politik gegenüber den derzeit noch außerhalb der Grenzen Roms stehenden Kulturen wirbt. Er plädiert leidenschaftlich dafür, diese unter dem Dach des römischen Reiches und zum Wohle aller friedlich zu integrieren. Die dafür von ihm gewählten Worte wirken fast tagesaktuell.

Auch wenn Derartiges den Film insgesamt nicht zu retten vermag, für den Freund der großen Sandalenepen ist Der Untergang des römischen Reiches trotz seiner unleugbaren Schwächen unverzichtbar. Ganz besonders von der aktuellen Blu-ray-Edition erscheint dieses Bronston-Epos zwar nicht perfekt, aber dennoch eindeutig besser als je zuvor.

Fazit: Wer das Beste aus der Samuel-Bronston-Epen-Kollektion nach Hause tragen möchte, wird mit den aktuellen Video-Editionen beachtlich und auch preislich fair bedient. Übrigens, was die Blu-ray-Edition, auch die von El Cid, angeht, hat der europäische Sammler derzeit gegenüber den US-Interessenten die Nase vorn. Die Amis gucken da zurzeit nämlich überraschenderweise in die Röhre: Sie müssen mit der DVD vorlieb nehmen.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Mann, Anthony

Erschienen:
2009
Vertrieb:
Spirit Media GmbH/Koch Media GmbH
Kennung:
DBM 020002D (Blu-ray-Disc-Edition)

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