Alice Lost in Zombie-Horrorland
Nunmehr in der fünften Runde angelangt ist der aus einem Videospiel abgeleitete Action-Thriller-Zombie-Horror-Trash mit Milla Jovovich. Die von ihr verkörperte Alice hetzt dieses Mal im hautengen Sado-Maso-Kostüm durch einen unterirdischen, auf dem Meeresgrund gelegenen gigantischen U-Boot-Bunker-Komplex, ein Versuchsfeld der Umbrella Corporation. Dass es dabei durch diverse computeranimierte, mit Klonen (auch von Alice und Co.) bevölkerte Ebenen geht, die Moskau, Tokio und Manhattan nachempfunden sind und für Umbrella als Testanlagen für Biowaffen fungierten, hat einen gewissen Reiz und gibt insbesondere in 3D eine Reihe interessanter Impressionen ab.
Etwas wirklich ernst zu Nehmendes ist dabei unterm Strich aber auch dieses Mal nicht herausgekommen. Obwohl direkt an den Vorgängerfilm anknüpfend, muss man Afterlife keineswegs gesehen haben, um bei Retribution nicht den Anschluss zu verpassen. Das ganze Franchise ist schlichtweg eine offene Serie, deren einzelne Teile letztlich überall hinführen, nur bislang nie wirklich zu einem echten Finale. (Angeblich soll die Reihe jedoch im Herbst 2014 mit Teil 6 beendet werden.) Hiermit sind vielmehr die Fans der Reihe sowie die Freunde des weniger guten Geschmacks angesprochen und/oder diejenigen, denen zwischendurch auch mal eine komplett sinnfreie Unterhaltung unterkommen darf.
Der gewohnt schlichte, auf fortwährende „Äkscheneinlagen“ getrimmte Plot hangelt sich an völlig geläufigen Schemata des Horror-Genres entlang. Von Alien (1978) bis Land Of The Dead (2009) ist da alles zu haben. Einige Momente scheinen auch aus dem Endzeitspektakel 2012 (2009) inspiriert. Dass dabei im Spannungsaufbau reihenweise Stereotypen bedient werden, verhindert freilich meist nicht, dass der Zuschauer trotzdem zusammenzuckt. Darin, wie auch in der visuell recht ansprechenden Gestaltung und nicht zuletzt im fast durchgehend straffen Tempo des Streifens liegt eben auch ein gewisser Spass- und Unterhaltungsfaktor begründet. Dabei wiederholen sich allerdings auch verschiedene der bereits aus dem Vorläufer, After Life, geläufigen Effekte, etwa die aus dem Bild fliegende Riesenaxt des Vollstreckers, was eben auch leichte Abnutzungserscheinungen mit einschließt. Dass man außerdem gewisse Ballerspiel-Brutalitäten, gelegentliche Splatter-Effekte inklusive, in Kauf nehmen muss, sollte zuvor klar sein.
Regisseur Paul W.S. Anderson ist übrigens fest entschlossen auch weiterhin in 3D drehen. Die dafür benötigten Kamerasysteme werden immer kleiner, leichter und damit in der Anwenderfreundlichkeit ihren 2D-Pendants immer ähnlicher. Wie Produzent Jeremy Bolt dazu in einem Interview im Oktober 2011 anmerkte, kam für Retribution das platzsparende Red Epic 3D-Kamerasystem zum Einsatz, das etwa 50% kleiner ist als die noch für Resident Evil: Afterlife verwendete Sony F35 oder auch die ARRI Alexa, welche Die drei Musketiere so überzeugend eingefangen hat.
Nachdem Regisseur Anderson mit Die drei Musketiere einen sehr unterhaltsamen dreidimensionalen Gag abgeliefert hat, darf man dezent gespannt sein auf das wiederum in 3D angekündigte Sandalen-Action-Abenteuer Pompeji, dessen Dreharbeiten übrigens praktisch zeitgleich zum Blu-ray-Start von Retribution am italienischen Originalschauplatz begonnen haben.
Resident Evil – Retribution 3D als BD-Premium-Edition
Auch die zwei BD-Discs enthaltende „Premium-Edition“ ist wie die zum Vorgängerfilm sehr sorgfältig produziert und wird in einem entsprechenden Pappschuber nebst 8-seitigem Begleitheft geliefert. Das unübersehbare FSK-Logo ist wiederum nur auf dem äußeren Pappschuber angebracht, in den die eigentliche Box (ohne Logo) zusätzlich eingesteckt ist. Neben der hier vorgestellten Premium-Edition sind auch Einzel-Disc-BD-Editionen in 3D und 2D erhältlich. (Exklusiv bei Mediamarkt und der Drogeriemarktkette Müller war übrigens pünktlich zum Verkaufsstart – 14. März 2013 – eine limitierte Steelbook-Edition erhältlich, die inhaltlich mit der Einzel-3D-BD-Edition identisch ist.)
Bild und Ton liegen qualitativ in den obersten Kategorien. Sowohl in 2D wie auch in 3D kann das CinemaScope-Bild fast durchgehend als sehr gut bezeichnet werden. Der sehr solide Kontrast und die Schärfe sorgen dabei selbst in dunklen Szenen für vielfältige Details. Da, wo gewollt, dürfen auch die meist eher unterkühlten Farben mal knackig leuchten. Der Schwarzwert ist allerdings in einigen frühen Szenen etwas zu hell. Beim 3D-Eindruck gibt es ebenfalls wenig zu bemängeln. Die Raumtiefe ist zum Teil bestechend und auch die häufig eingesetzten Pop-Out-Effekte sind gut gemacht. Typische 3D-Bildfehler wie Ghosting sind erfreulicherweise kaum zu beobachten. Der sich über und unter Wasser abspielende finale Showdown im ewigen Eis ist visuell gerade in 3D recht eindrucksvoll geraten. Freilich verleiht die häufiger anzutreffende Videospielästhetik den Bildern mitunter eine gewisse Künstlichkeit. Diese schwächt aber zugleich die Brutalität der im Martial-Arts-Gewand veranstalteten, fortwährenden Zombi-Massaker ein wenig ab. Da wird wohl gewollt die Verbindung zu den parallel vermarkteten Videospielen gesucht und gefunden. Die Fans dürften dadurch aber kaum gestört werden.
Der Ton zum Zombie-Spektakel in DTS-HD High Resolution 5.1 ist ein makelloses, meist auf sämtlichen Kanälen aktives Kraftpaket, das zum einen mit druckvollen, auch Tiefbass-Effekten aufwartet, aber zum anderen auch feine Details nicht untergehen lässt.
Zusammen mit dem zweiten Silberling der „Premium-Edition“ ergibt sich eine sehr umfangreiche Boni-Kollektion, welche zwar einiges an Werbung, aber auch Informatives zur Filmproduktion im Gepäck hat. Da finden sich u.a. zwei verschiedene Audiokommentare in denen jeweils Regisseur Paul W.S. Anderson zum einen mit den Darstellern Milla Jovovich und Boris Kodjoe und zum anderen mit Produzent Jeremy Bolt über den Film spricht. Leider gibt es dazu, im Gegensatz zum ansonsten vorbildlichen Rest, keine deutschen Untertitel. Neben den erfreulicherweise auch in 3D vertretenen „Extended and Deleted Scenes“ sowie den „Outtakes“ sind die jeweils rund 50 Minuten umfassenden Features „Resident Evil Special“ und die „Projekt Alice-Datenbank“ recht aufschlussreich.
Fazit: Auch Resident Evil – Retribution führt zu keinem bemerkenswert anderen Resümee als sein Vorgänger Resident Evil – After Life. Damit bleibt: Hirn ausschalten, 3D-Spezialbrille aufsetzen und sich der überdimensionierten Effektdemonstration einfach hinzugeben. Die zum Spektakel erhältliche, sorgfältig produzierte Premium-Edition ist für den Fan zweifellos ein willkommenes Sammlerstück.
Link zum Interview mit Produzent Jeremy Bolt
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.