Gefahr aus dem Weltall (3D)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
24. Dezember 2016
Abgelegt unter:
3D

Film

(4.5/6)

Bild

(5.5/6)

Ton

(5/6)

Extras

(5/6)

Das 3D Film Archiv wird aktiv mit Jack Arnolds Gefahr aus dem Weltall restauriert in grandiosem 3D und darüber hinaus: Erstmalig seit 1953 wieder in spektakulärem Stereosound!

Der Film von Regisseur Jack Arnold

It Came from Outer Space * Gefahr aus dem Weltall entstand während der ersten großen 3D-Welle der Kinogeschichte (1953–1955). John Putnam (Richard Carlson) ist Hobbyastronom und lebt zusammen mit seiner Freundin Ellen Fields (Barbara Rush) in einem Bungalow außerhalb des kleinen Wüstenstädtchens Sand Rock in Arizona. Als nahe einer stillgelegten Miene ein Meteorit einschlägt erkennt er schnell, dass der Verursacher in Wirklichkeit ein Alien-Raumschiff ist. Neben Bewohnern des Wüstenkaffs verschwindet auch Ellen und taucht wie diese wenig später seltsam zombiehaft verändert wieder auf. Putnam versucht den Sheriff und die Bewohner von Sand Rock zu alarmieren, doch zunächst will ihm niemand glauben. Er geht daraufhin der Sache allein auf den Grund und tritt durch den Eingang der Miene mit den Aliens in Kontakt. Dabei erkennt er rasch, dass die Außerirdischen nicht wirklich böse Absichten haben, sondern vielmehr auf der Erde nur notgelandet sind, um ihr defektes Raumschiff zu reparieren. Bei den veränderten Personen mit unnatürlich wirkendem Auftreten handelte es sich um Aliens, welche die Gestalt der Betroffenen angenommen haben, um sich möglichst unauffällig benötigte Materialien zu beschaffen. Von den Verschwundenen ist aber niemand zu Schaden gekommen. Putnam darf zusammen mit diesen die Miene verlassen. Inzwischen hat sich die Situation freilich dramatisch verschärft, denn der Sheriff ist an der Spitze einer bewaffneten Bürgerwehr im Anmarsch. Die Aliens haben Putnam unmissverständlich gewarnt, dass sie im äußersten Notfall auch Gewalt anwenden und dabei ungeahnte Zerstörungen verursachen könnten. Putnam sprengt den Eingang zur Miene und kann so die aufgebrachten Bürger nebst Gesetzeshüter aufhalten. Wenig später hebt das Raumschiff ab und entschwindet im All. Putnam ist davon überzeugt, dass die Aliens irgendwann zurückkehren werden, um mit der menschlichen Rasse friedlich in Kontakt zu treten.

Das Filmdrehbuch beruht auf einem Szenario entworfen von Ray Bradbury („Fahrenheit 451“). Dessen Entwicklung erfolgte unter mehreren Titeln, z.B. „Ground Zero (The Atomic Monster)“ und später in Form einer Kurzgeschichte „The Meteor“. Der Entwurf Bradburys wurde vom Routinier Harry Essex bearbeitet und zum endgültigen Drehbuch gestaltet, wobei allerdings schon das Wesentliche aus Bradburys Treatment eingeflossen ist. Die Außerirdischen sind im Gegensatz zur üblichen Science-Fiction-Konfektionsware der Fifties nicht automatisch böse, sondern meiden vielmehr eine direkte Begegnung mit den Menschen, da diese ihr nach irdischen Maßstäben betont hässliches, monströses Äußeres nicht ertragen können. Die Zeit sei dafür noch nicht reif. Das eigentliche Problem sind damit also nicht die aus dem Weltall Gekommenen, sondern vielmehr die Erdlinge selbst, welche sich vor allem, was andersartig und noch dazu hässlich erscheint, fürchten und darauf mit Hass und Gewaltbereitschaft reagieren.

Der deutsche Verleihtitel, Gefahr aus dem Weltall, ist demnach irreführend und entspricht der auch in vergleichbaren Fällen jener Tage erkennbaren Neigung der hiesigen Verleihe, den Originaltiteln beim Übertragen ins Deutsche einen betont reißerischen Touch zu verleihen. Allerdings drängte auch Universal Arnold, der, wie Bradbury, die Aliens eigentlich überhaupt nicht zeigen wollte, dazu, das einäugige Monster zu schaffen, denn man brauche etwas Werbewirksames für das Plakatmotiv. Der daraus letztlich resultierende Kompromiss ist allerdings wenig dramatisch: Das besagte Monster kommt nämlich nur ein paar Mal und dabei jeweils nur sehr kurz und zudem unscharf ins Bild.

Universals erster 3D-Film war zugleich der erste Science-Fiction-Film im 3D-Format, der das Licht der Kinoleinwände erblickte. Darüber hinaus zählt dieser zu den ersten Filmen überhaupt, die noch vor der Einführung von Cinemascope (!), mit mehrkanaligem Magnet-Stereoton ausgestattet worden sind. Da Universal bekanntlich nur sehr wenige der gegenüber dem Mono-Lichtton erheblich teureren Stereo-Filmtonspuren produziert hat, ist dies in ganz besonderem Maße bemerkenswert. Da wäre es natürlich reizvoll zu erfahren, was Universals Entscheidungsträger dazu bewogen hat, diesen damals außergewöhnlich innovativen und teuren Schritt zu wagen. Stereosound gab es seinerzeit (ab September 1952) nämlich ausschließlich in den besonders extravaganten, aufwändigen Cinerama-Roadshow-Präsentationen. „Cinerama“ stand für mit drei Projektoren (!) auf meist stark (bis zu 146 Grad) gekrümmter Leinwand projizierte, gigantische Panoramabilder, unterlegt mit neuartigem, dynamisch-wuchtigen 7-Kanal-Magnet-Stereoton. Die Ära der Breitwandformate ist letztlich durch Cinerama initiiert worden und nicht, wie es hierzulande eher dezent verzerrt dargestellt wird, durch CinemaScope. Letzteres ist nämlich selbst der durch Cinerama initiierte Versuch den großen Aufwand mit den drei Filmstreifen auf einen zu reduzieren, was natürlich nicht ohne qualitative Einschränkungen machbar ist. Entsprechend ist Scope von den Machern von Cinerama auch als „Cinerama für Arme“ verspottet worden.

Besagter Cinerama-Stereosound hatte übrigens Jack Warner derart begeistert, dass er mit Warners erstem 3D-Film, House of Wax * Das Kabinett des Professor Bondi (1953), zugleich „WarnerPhonic Sound“ und damit nicht nur einen Vorläufer des kurze Zeit später mit der CinemaScope-Ära Einzug haltenden 4-Kanal-Magnettons ins Leben rief. Besonders bemerkenswert ist, dass man dabei zugleich auf die Bedeutung einer Kombination von dreidimensionalem Bild mit dreidimensionalem Tonerlebnis setzte: „Warner Phonic is the wedding march of Sound and 3-Dimension.“

Dank der überaus versierten Kameraarbeit – Clifford Stine, u.a. Spartacus (1960) – wartet die 3D-Version von Gefahr aus dem Weltall mit einem brillanten, nämlich fortwährend zwar elegant betonten, dabei jedoch keineswegs aufdringlich oder gar künstlich erscheinenden Raumeindruck auf. Das zeigt sich bereits zu Beginn wo die Kamera John und Ellen in Putnams Bungalow raffiniert von hinten durch den Kamin hindurch porträtiert. Wenn John anschließend vor dem Haus Ellen einen Blick zu den Sternen ermöglicht, dann ragt das Teleskoprohr quasi aus dem Bild heraus. In den Wüstenshots sticht die faszinierende, bis zum Horizont reichende Schärfen- und Raumtiefe besonders hervor. Ebenso ist darauf geachtet worden, dass agierende Personen und Gegenstände immer raffiniert auf Raumwirkung hin im Bild positioniert sind. Hinzu kommen geschickt platzierte, ungewöhnliche Kameraperspektiven. So wird der 3D-Effekt durchgehend nicht nur dezent ins Bewusstsein, sondern zugleich elegant mit ins Zentrum des Geschehens gerückt. Selbst die per Holzmasten oberirdisch verlegten Fernsprechleitungen werden für einen eindrucksvollen 3D-Shot hinauf zum Himmel und damit indirekt auch ins All genutzt. Das Attribut sehr ansehnlich gilt dabei selbst für die meisten Atelier-Shots, da auf einen möglichst durchgehend überzeugenden Eindruck von Raumtiefe geachtet worden ist. So baute einer von Universals Architekten eine an einer Seite von Telegrafenmasten gesäumte Wüstenstraße raffiniert perspektivisch nach, wobei sich dank der immer kleiner werdenden, letztlich nur noch fingergroßen Masten geradezu ein Gefühl von fast schon unendlicher Weite einstellt. Selbst in den Momenten, wo unübersehbar 2-D-Rückprotechnik zum Einsatz kam, ist das Resultat immer noch sehr ordentlich und keineswegs schlampig. Dies alles ist von einer Sorgfalt, wie sie weder im 3D-Kino der 50er-Jahre noch heute generell selbstverständlich ist und im Ergebnis als von grandioser Wirkung bezeichnet zu werden verdient. Letztlich darf man über das große handwerkliche Können und die sich darin spiegelnde außerordentliche Liebe zum Metier dieses Profis im B-Moviebereich einmal mehr Staunen und muss den Hut ziehen. Diese Aussage gilt ebenso für diejenigen, der am Projekt maßgeblich Beteiligten, deren Namen häufig nicht den Weg in die Filmcredits finden. In puncto Raffinesse beim Einsatz des 3D-Effekts ist Jack Arnolds Gefahr aus dem Weltall durchaus vergleichbar mit James Camerons vom Produktionsaufwand natürlich in einer völlig anderen, oberen Liga spielender Avatar (2009).

Nur in ganz wenigen kurzen Momenten schwächelt der Raumeindruck ein wenig. Die allerersten Sekunden des eröffnenden Helikoptershots etwa sind (nur) in der 3D-Version sehr unscharf, in 2D hingegen sehen auch diese tadellos aus. Das ist vermutlich die Stelle, die Bob Furmanek in seinen Ausführungen zur Restauration meint (siehe Anhang), wo ein Fehler in den beiden Teilbildern nicht ausgeglichen werden konnte. Dabei muss man Bedenken, dass das erforderliche 3D-Aufnahmeequipment seinerzeit in der Regel von den Technikern und Kameraleuten des betreffenden Studios aus vorhandenem Material in kürzester Zeit selbst entwickelt und zusammengebaut worden ist. Im vorliegenden Fall waren es Regisseur Arnold und sein Kameramann Cliff Stine, die ihren speziellen 3D-Prozess mit Hilfe zweier auf eine Platte montierte NC-Mitchell-Kameras raffiniert zusammenbastelten. Dass es beim Dreh mit derartigen Novitäten gelegentlich zu Pannen kam, dürfte kaum verwundern. Etwa, dass eine der beiden Kameras bei einzelnen Einstellungen nicht mitlief oder in der Vertikalen, also höhenmäßig nicht exakt aufeinander abgestimmte Teilbilder für das rechte und linke Auge resultierten (Misalignment). So etwas verursacht schnell Kopfschmerzen.

Während der allerersten Vorführungen wurde der Eindruck der selbst heutzutage noch eindrucksvoll getrickst wirkenden Szene, in welcher die zum Teil aus dem Bild purzelnden Steinbrocken einer Gerölllawine den Zugang zum Alien-Raumschiff im Landungskrater verschütten, noch durch eine mechanische Vorrichtung effektvoll verstärkt. Per unauffällig seitlich neben der Leinwand aufgestellter Katapulte in den Kinosaal geschleuderte Brocken aus Styropor verursachten spontane Schreie im Publikum, was sich als ungemein zugkräftiger Gag erwies. It Came from Outer Space entwickelte sich für Universal schnell zum absoluten Hit. Interessant ist dazu auch, dass der eindeutig auf Normalformat (1 : 1,37) konzipierte und aufgenommene Film für die Uraufführung (27. Mai 1953) auf 1 : 1,85 maskiert worden ist. Die unaufhaltsam nahende Breitwandära warf also ihre Schatten schon massiv voraus. Der Bildkomposition ist derartige Effektheischerei freilich wegen der unvermeidlichen Verluste durch Beschnitt eindeutig abträglich.

Was die aus heutiger Sicht zwangsläufig etwas unzulänglichen Spezialeffekte (insbesondere Ankunft und Abflug des Alienraumschiffs) angeht, muss man sich neben dem Produktionsjahr vor Augen führen, dass der Regisseur nicht wie heute Standard, von einer technisch hochgerüsteten Abteilung für Special-Effects unterstützt worden ist. Die verwendeten Tricks sind vielmehr zum Großteil selbst entwickelt worden.

Obwohl Jack Arnold nun sicher nicht in die Top-Kategorie der Hollywood-Regisseure eingereiht gehört, hat er sich ebenso zweifellos innerhalb der eng gesteckten Grenzen, welche Universal seinen B-Movie-Produktionen vorgab, als fantasievoller, cleverer und dabei im besten Sinne routinierter Handwerker erwiesen, dem es oftmals gelang, überdurchschnittlich gute Genre-Arbeiten abzuliefern. Im Falle von Gefahr aus dem Weltall ist es ihm damit zugleich gelungen, ein zugträchtiges Filmgenre entscheidend mit zu prägen und Standards zu setzen, die auf diverse Nachfolger ausstrahlten. Steven Spielberg z.B. hat einmal gesagt, dass es Unheimliche Begegnung der dritten Art (1977) kaum gäbe, wären da nicht die insgesamt sechs Mal, die er It Came from Outer Space als Jugendlicher gesehen habe. Möglicherweise hat sich hier ja auch George Lucas ein wenig für Star Wars inspirieren lassen: Denn wenn die Kamera in den Meteoriten-Einschlagskrater hineinfährt und dabei einen wahrlich tiefen 3D-Blick ins Alienraumschiff gestattet, dann ist da ein verdächtig Darth Vader vorausahnen lassendes schnaufendes Atmen zu hören.

Die Filmmusik zu It came from Outer Space

Im Vorspann vieler Universal-Produktionen wird zur Musik nur der Name des aus Moldawien stammenden, von 1940–1969 als Leiter des Universal Music Departments tätigen Joseph Gershenson genannt. Dabei hat Gershenson die eher selten von nur einem einzelnen stammenden, sondern häufig von einem Kollektiv aus Universals Komponistengarde erstellten Filmmusiken in der Regel nur dirigiert. Bei dieser im Resultat keineswegs generell minderwertigen „Fließbandarbeit“ – siehe dazu Der letzte Wagen – wurden oftmals auch Teile älterer Scores wiederverwendet. Dabei war den Verantwortlichen bewusst, dass man für It came from Outer Space eine außergewöhnliche, in Teilen außerirdisch anmutende Untermalung benötigte – siehe auch The Day The Earth Stood Still. So entschied man sich für den Einsatz des Theremins und schloss Musikrecycling von vorhandenem Material (ausnahmsweise) komplett aus. Die rund 36 Minuten des Scores komponierten zu annähernd gleichen Teilen Herman Stein, Irving Gertz und der damals noch unbekannte Henry Mancini (Moon River, The Pink Panter). Die besonders charmante, den Zuschauer optimistisch gestimmt in die Realität entlassende, lyrische Abspannmusik mit Americana-Touch stammt allerdings nicht von Mancini, sondern von dessen Kollegen Herman Stein – siehe dazu die CD-Alben Monstrous-Movies.

Das 3D Film Archiv

Der auch auf der Koch-Media-Ausgabe verwendete, vorzügliche Master von Gefahr aus dem Weltall wurde in Zusammenarbeit von Universal und dem in New Jersey beheimateten 3D Film Archiv erstellt. Hinter dessen Gründer, Bob (Robert) Furmanek (geb. 1961), stehen dabei eine Reihe weiterer Film- und im Speziellen 3D-interessierter Spezialisten und damit natürlich Liebhaber des Metiers. Seit Jahren ist die Internetpräsenz nicht allein durch die besonders sorgfältig recherchierten, umfangreichen Infos zur ersten 3D-Kino-Ära erste Wahl, die auch dem Autor dieses Artikels überaus wertvolle Unterstützung bei der Präsentation von Warners House of Wax * Das Kabinett des Professor Bondi (1953) geliefert haben. Sie ist darüber hinaus eine besonders zuverlässige Informationsquelle zur Umbruchphase Hollywoods bezüglich der Umstellung von Normal- auf diverse Breitwandformate.

Inzwischen ist aber noch einiges mehr passiert. Im Herbst 2014 brachte das 3D Film Archiv die ersten beiden von derzeit insgesamt sechs 3D-Blu-rays als Beiträge zur Sicherung des 3D-Filmerbes auf den Markt: Arch Obolers The Bubble (1966) und den nie zuvor in 3D gezeigten Korea-Kriegsfilm Dragonfly Squadron * Kampfstaffel Feuerdrachen (1955, Regie: Lesley Selander) der Columbia. Im Jahr 2015 folgten Julian Roffmans The Mask (1961) sowie eine hauseigene Sammlung mit Kurzfilmen, „3D-Rarities – A Collection of 22 Ultra-Rare and Stunningly Restored 3D Films“. Im März 2016 erschien das Science-Fiction-Abenteuer Gog (1954) und mit It Came from Outer Space (als US-Veröffentlichung im Oktober) die derzeit aktuellste Restaurationsarbeit des 3D Film Archivs als 3D-Blu-ray-Veröffentlichung. Zwischenzeitlich befindet sich aber bereits weitere Filme in den Startlöchern: z.B. der per Crowdfunding restaurierte September Storm (1960). Entsprechend dürfte aus dieser Quelle noch so manch weitere 3D-Rarität zu erwarten sein. Bis auf Gog und It Came from Outer Space (beide Region A) sind übrigens alle anderen BD-Titel codefree, d.h. sie können weltweit problemlos wiedergegeben werden. Von diesen werden die sehr reizvollen „3D-Rarities – A Collection of 22 Ultra-Rare and Stunningly Restored 3D Films“ demnächst auch auf Cinemusic.de vorgestellt.

Gefahr aus dem Weltall in HD auf 3D-BD

Der Film kommt analog zu den anderen Veröffentlichungen der Jack-Arnold-Reihe von Koch Media auf einer einzelnen Disc (dieses Mal allerdings als 3D-Blu-ray), untergebracht in einer schlichten Amaray-Box im Pappschuber, auf den Markt.

Bild und Ton

Die Hinweise auf dem Pappschuber bezüglich der Anaglyphentechnik nebst beiliegender Rot/Cyan-Brille könnten freilich Interessenten zuerst etwas verwirren und gar vom Kauf abschrecken. Auf den ersten Blick mag nämlich übersehen werden, dass im Zentrum dieser Veröffentlichung eine mit Shutter- bzw. Polarisationstechnik arbeitende, moderne, qualitativ hochwertige 3D-Blu-ray-Version steht und eben nicht eher zweit- bis drittklassige Anaglyphentechnik. Drum nochmals: Wer die Amaray-Box öffnet, die Anaglyphen-3D-Pappbrille sieht und auf der Disc das 3D-BD-Logo vermisst, braucht nicht zu erschrecken! Ein Debakel wie bei Koch Medias völlig enttäuschender 3D-Veröffentlichung zu Die Rache des Ungeheurs (1955) erwartet den Käufer hier keinesfalls. Die beiliegende Anaglyphen-Brille ist nämlich ausschließlich für einzelne der nett-skurrilen Zugaben in der Boni-Sektion (s. u.) gedacht. Dass Bob Furmanek und seine Mannen wahrlich ganze Arbeit geleistet haben offenbart die 3D-Blu-ray-Version des Films unmittelbar. Das Schwarzweißbild im originalen Akademieformat (1 : 1,37) zeigt nämlich fast durchgehend ein sehr frisches und knackiges Bild. Bildschäden wie Laufstreifen, Blitze oder Kratzer sind kaum auszumachen und wenn doch, dann sind die Beeinträchtigungen nur kurzeitig und geringfügig. Auch das offenbar naturbelassene Filmkorn tritt nie störend hervor. Interessanterweise ist es in der 3D-Version insgesamt sogar noch weniger auffällig als in der 2D-Fassung. Dank eines sehr guten Kontrastverhältnisses nebst prima Schwarzwerts gibt es besonders viele Details zu sehen. Auch infolge des nur äußerst feinen, unaufdringlichen Kornes, läuft die Schärfentiefe in Teilen zu besonderer Hochform auf. Wie bereits oben erwähnt, sind die nahezu kristallklaren Mojave-Wüste-Totalen bei den in der 3D-Version der Blick geradezu bis zum Horizont zu wandern vermag, absolut fantastisch. Das im Übrigen kaum Anfälligkeit für Ghosting-Artefakte aufweisende Bild von Gefahr aus dem Weltall ist nicht allein mit Abstand das Beste, was es bisher auf Koch-Media zu Jack Arnold gibt. Dank der sorgfältigen Restaurationsarbeit des 3D Film Archivs, bei der praktisch sämtliche optischen Fehler des Basismaterials korrigiert werden konnten, welche beim Betrachter Kopfschmerzen verursachen können, kann der Film jetzt in einer 3D-Qualität erlebt werden, die der des Uraufführungsjahres 1953 klar überlegen ist. Aber selbst denjenigen, welche sich in Ermangelung eines 3D-fähigen TV-Geräts mit der 2D-Version begnügen müssen, dürfte die ausgeprägte Plastizität der flachen Bilder als ein klares Indiz für die hochwertige 3D-Version kaum entgehen.

Aber das ist noch nicht alles. Erfreulicherweise konnte im Zuge der Restauration von It Came from Outer Space nämlich auch der erstaunlich dynamische 3-Kanal-Stereoton der US-Fassung gerettet und somit für zukünftige Generationen gesichert werden. In seiner ursprünglichen Form ist dieser Stereoton-Mix seit dem Jahr der Uraufführung nicht mehr zugänglich gewesen. Ausschließlich ein von Universal in den 1990er Jahren für Homevideoveröffentlichungen erstellter, auf zwei Kanäle reduzierter und in der Dynamik stark komprimierter Downmix war existent. Hierzulande erlebt der 3-Kanal-Stereoton sogar seine Premiere, denn im deutschen Sprachraum wurde Gefahr aus dem Weltall von vornherein nur mit Mono-Lichttonspur unterlegt. Dass die englische Stereo-Tonfassung sich auch auf der Koch-Media-Ausgabe befindet, ist nicht nur hoch erfreulich, sondern eine echte Sensation. Abgesehen von MGMs 3D-Musicalverfilmung Kiss Me Kate (1953), die seit dem vergangenen Jahr (bisher nur in den U.S.A.) ebenfalls versehen mit Stereoton auf 3D-Blu-ray erhältlich ist, ist Gefahr aus dem Weltall derzeit offenbar der einzige Film dieser Ära, bei dem der Pre-Scope-Stereoton überhaupt erhalten geblieben ist.

Der Mono-Ton in Deutsch hinterlässt trotz unüberhörbaren Rauschens einen absolut respektablen Eindruck. Schaltet man auf die originale 3-Kanal-Magnet-Stereotonspur um, ist man allerdings von den Socken. Der sich so für (ausgewählte) Kino-Zuschauer vor bereits mehr als 60 Jahren (!) auftuende große Klangraum, ausgestattet mit Sounds von beträchtlicher Dynamik, ist beachtlich. Dabei folgt das dreikanalige akustische Geschehen (Geräusche, Stimmen) exakt dem im Bild Gezeigten. Zusätzlich ist der Kontrast zwischen Stille, eher dezenten Geräuschen und im Verhältnis bereits kraftvollen Effekten der absolute Hammer; nicht nur das gelegentliche hysterische Kreischen von Barbara Rush geht dann besonders unter die Haut. Das aus den vorderen Boxen strömende Klanggewitter geht dann erst Recht durch Mark und Bein, wenn der Zugang zum in einem Krater befindlichen Alien-Raumschiff durch eine Gerölllawine verschüttet wird. Die unheimlichen Klänge des Theremins und überhaupt die Musikeinsätze ertönen ebenfalls derart knackig aus den heimischen Boxen, das ein weiteres Mal echte Freude aufkommt und man bei diesem frühen 1953er Stereoton von geradezu demomäßig sprechen darf. Da verwundert es einen doch sehr, dass sich die Verantwortlichen von Paramount nur wenig später auf weiterhin Monoaufnahmetechnik in Kombination mit der Mogelpackung „Perspecta Stereophonic Sound“ festlegten – siehe dazu auch The Ten Commandments (1956).

Die Extras

Echt prima ausgefallen ist die Boni-Kollektion, die neben den Beigaben der US-Ausgabe (Trailer, Dokumentationsfeature und Audiokommentar) auch noch Koch-Media-typische Zugaben enthält. Zum sachkundigen Audiokommentar von Filmhistoriker Tom Weaver sind leider nur englische, aber keine deutschen Untertitel vorhanden. Besonders interessant sind auch hier die den Film betreffenden Auszüge aus dem großen Interview mit Regisseur Jack Arnold, das im August 1983 im Auftrag des WDR stattgefunden hat in „Jack Arnold erzählt“. Das Aufblasen des TV-Bildes im Format 1 : 1,33 auf das moderne TV-Breitbild (1 : 1,78) hätte man sich allerdings besser geschenkt.

Neben der Koch-Media-typischen, netten Galerie, bestehend aus Werbematerialien, findet sich eine drollige Super8-Kurzfassung (rund 16 Minuten) aus den 1960ern in Anaglyphen-3D. Dazu ist die bereits erwähnte, im Amaray-Case mit enthaltene Brille gedacht. Den ebenfalls restaurierten Filmtrailer gibt’s nicht nur in 2D, sondern noch zusätzlich zweifach in 3D: einmal im 3D-Blu-ray-Format sowie für alle diejenigen, welche keinen 3D-fähigen Fernseher haben und mal schnuppern wollen, in einer Rot-Cyan-Anaglyphenfassung. Mehr als eine Spielerei sind die Anaglyphen-3D-Boni freilich nicht. Dafür ist die den Breitbildschirm füllend präsentierte (mit ziemlicher Sicherheit aufgeblasene und beschnittene) Super8-Kurzfassung einfach zu matschig und zeigt neben der flauen Auflösung auch noch deutliche Doppelkonturen. Der Vergleich mit der 3D-Blu-ray-Version bringt es ernüchternd an den Tag: Anaglyphen-3D ist (gerade über längere Zeit) für die Augen erheblich anstrengender als das Schauen mit der Polarisations- oder Shutterbrille. Abgesehen davon, dass von den hier in Rot-Cyan-Anaglyphen-Fassungen einzig die Variante des im korrekten Normalformat präsentierten (vom 3D Film Archiv restaurierten) 3D-Trailers einigermaßen überzeugend funktioniert, wird zugleich unübersehbar wie erheblich der qualitative Abstand zur vorzüglichen 3D-Blu-ray-Version des 3D Film Archivs ist. Im Uraufführungsjahr ist Gefahr aus dem Weltall in den Kinos übrigens nicht im Anaglyphen-, sondern im technisch überlegenen Zweiband-Verfahren (siehe dazu auch Hondo), also mit Polarisationsbrillen gezeigt worden. Hier irrt Jack Arnold, der im Interview zwar von Zweiband-Projektion spricht, aber zugleich die Rot-Grün-Brillen erwähnt.

Darüber hinaus findet sich noch als ansprechendes Highlight das knapp 32-minütige Feature „Das Universum laut Universal“. Darin finden sich interessante Einblicke in die Science-Fiction-Film-Produktion von Universal und welchen Einfluss Jack Arnolds It came from Outer Space darauf gehabt hat.

Ein paar kleinere Einwände möchte ich trotz der grundsätzlich komplett positiven Grundhaltung nicht unterschlagen. Bei der Covergestaltung hatte man dieses Mal m.E. eine wenig glückliche Hand. Das ausgewählte Plakatmotiv ist (die Bildergalerie bringt es an den Tag) wohl mit das Schwächste, was es zum Film seit dem Uraufführungsjahr an Werbematerial überhaupt gegeben hat, und zählt daher mit einiger Berechtigung zum bislang vernachlässigten Fundus. Völlig entbehrlich sind die mit Gewalt auf modern trimmenden Mätzchen, „Terror in 3D“ und „Es greift nach dir aus dem Bildschirm“. Besonders unerfreulich ist aber die wieder nur übliche, allzu holprige Unterteilung des Films in zu wenige anwählbare Kapitel: Bei Gefahr aus dem Weltall ist nicht einmal die „Intermission“ direkt auffindbar. Aber nicht nur eine deutlich feinere Unterteilung wäre vonnöten: Als ein weiterer Service wären doch auch individuell programmier- und löschbare (im Player abgespeicherte) Indexpunkte problemlos realisierbar und daher hoch willkommen. Hier besteht leider bei Koch-Media nach wie vor dringend Nachhol- und Modernisierungsbedarf – siehe dazu auch Wem die Stunde schlägt.

Fazit: Trotz des eher bescheidenen Budgets und der unübersehbaren, m.E. charmanten Patina ist Gefahr aus dem Weltall auch aus heutiger Sicht keineswegs ausschließlich durch das geradezu brillant eingesetzte 3D-Verfahren sehenswert. Auch darüber hinaus ist der Streifen nämlich kein eher dümmlicher, rein antiquierter Genrebeitrag vergangener Tage, sondern vielmehr ein immer noch sehr ansehnlicher und unterhaltsamer zweifellos kleiner, aber absolut feiner Film, dem man sogar ein Quäntchen an zeitloser Botschaft (s.o.) attestieren kann. Für Freunde des 3D-Films sowie des Science-Fiction-Kinos im Allgemeinen und Jack Arnolds im Speziellen ist dieses Koch-Media-Produkt sogar unverzichtbare Ergänzung der Kollektion, präsentiert es Arnolds wie Universals ersten 3D-Film doch nicht nur visuell sondern auch akustisch in außergewöhnlich guter Verfassung. Der dazu im englischen Original vorhandene, trotz seines beachtlichen Alters von nunmehr 63 Lenzen, sehr kraftvolle und dynamische 3-Kanal-Steretonmix ist zudem eine echte Sensation – eine, auf die das Produkt kurioserweise nicht einmal dezent aufmerksam macht. Wer diese Veröffentlichung kauft, der tut übrigens zugleich eine gute Tat indem er die wertvollen Aktivitäten des 3D Film Archivs aktiv unterstützt.

Last but not least: Während des kleinen 3D-Revivals in den frühen 1980ern hatte der Verfasser erstmalig Gelegenheit, Jack-Arnolds Science-Fiction-Debüt in 3D zu erleben. Trotz klarer Qualitätseinschränkungen durch die seinerzeit allein verfügbare 16-mm-Anaglyphenkopie blieb der Eindruck auch nachhaltig äußerst positiv. Gefahr aus dem Weltall war nicht nur der mit Abstand interessanteste Film der damaligen kleinen 3D-Retrospektive, welche u.a. mit Andy Warhols Frankenstein 3D und Dynasty aufwartete. Auch die seinerzeit neu produzierten 3D-Filme, etwa Der weiße Hai III (3D), Alles fliegt dir um die Ohren oder Das Geheimnis der vier Kronjuwelen, vermochten diesem 3D-Juwel der Fifties eindeutig nicht das Wasser zu reichen.

weiterführende LINKS:

Zur 3D-Restauration von It Came from Outer Space

Robert Furmanek spricht über die 3D-Restauration von It Came from Outer Space in „Classic Movies & More“

Der 3-Kanal-Magnet-Stereo-Sound von It Came from Outer Space

Interview with Bob Furmanek, CEO/Founder of the 3D Film Archive, vom 29.2.2016

Robert Furmanek stellt sich und das 3D Film Archive vor in „Archive History“

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.

© aller Logos und Abbildungen bei Koch Media und Universal Pictures. (All pictures, trademarks and logos are protected.)

Originaltitel:
It Came from Outer Space

Regisseur:
Arnold, Jack

Erschienen:
2016
Vertrieb:
Koch Media Home Entertainment
Kennung:
1008663
Zusatzinformationen:
USA 1953

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