Mit seiner Musik zum Johnny-Depp-Film Finding Neverland • Wenn Träume fliegen lernen hat der polnische Komponist Jan A. P. Kazcmarek mit den wichtigsten Auszeichnungen im amerikanischen Filmbusiness Aufmerksamkeit erregt. Neben einer Nominierung für den Golden Globe und dem Preis des National Board of Review erhielt er als Sahnehäubchen bei der diesjährigen Oscar-Verleihung zusätzlich die begehrte goldene Statue.
Kazcmareks Musik begegnete mir zuerst beim 2002er Psychothriller Unfaithful. Zwar residiert der bärtige Pole bereits seit Ende der 80er Jahre in Los Angeles, er vertonte bislang allerdings weiterhin in erster Linie europäische Filme.
Für den etwas rührseligen märchenhaften Filmstoff um den Erfinder des berühmten „Peter Pan“, John M. Barrie, hat der Komponist eine luftige romantische Tonsprache gewählt. Dank ihrer deutlich klassizistischen Untertöne kommt beim Hören (etwas) weniger Hollywood und dafür europäische Filmmusik in den Sinn. Neben Streicherteppich finden sich reizende Soli der Holzbläser, Klavier und Chorvokalisen. Daneben sind einige ethnische Flötensoli, sowie Gitarre und Mandoline mit von der Partie. Wobei auch das gelegentlich hinzutretende Akkordeon der Musik einigen Charme verleiht. Natürlich sind glitzernde Klänge für den Feenzauber vonnöten. Dafür sorgen Harfe, Xylophon, Triangel und auch die Celesta, wodurch auch ein Hauch „Nussknacker“ das Gebotene durchweht.
Über das gefällige Hauptthema des Scores hat der Pianist der Aufnahmen, Leszek Mozdzer, im Anschluss an die Aufnahmesitzungen eine Reihe recht virtuoser Variationen improvisiert. Ab etwa der Hälfte des Albums finden sich davon Teile zwischen die Score-Tracks eingestreut. Das bringt geschickt zusätzliche Abwechslung in die zwar über weite Strecken zweifellos hübsche und auch handwerklich sehr solide gefertigte, aber über die insgesamt rund 46 Score-Minuten vielleicht doch ein wenig zur Monotonie tendierende Komposition. Wem es auf die rund einstündige Spieldauer mit dem insgesamt etwa 12-minütigen Klaviersoli des Guten denn doch etwas zuviel werden sollte, der kann durch Programmieren den Akzent problemlos stärker auf Kazcmareks orchestrale Komposition richten.
Die Einspielungen erfolgten in London und sind klanglich vorzüglich geraten. Ein mehrseitiges Faltblatt wartet mit einigen Filmfotos und einem Text von Produzent Richard Gladstein auf. Unterm Strich verbleibt für das geschickt und sorgfältig produzierte Album etwas mehr als „nur“ eine kleine Empfehlung. Ob diese — den besseren Arbeiten von Rachel Portman nahe stehende Filmkomposition — allerdings nun wirklich oscarträchtig war/ist, mag jeder für sich entscheiden. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dürfte besagter Oscar für Jan A. P. Kazcmarek nicht folgenlos bleiben, einen Auftragsschub bedeuten. Auf das daraufhin aus seiner Feder wohl vermehrt in Form von Tonträgern auf die Sammlerklientel Zukommende darf man in jedem Fall vorsichtig gespannt sein.