Vatel

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
5. November 2002
Abgelegt unter:
DVD

Film

(5/6)

Bild

(6/6)

Ton

(5.5/6)

Extras

(4/6)

1281In Vatel von Regisseur Roland Joffé geht es um einen Besuch des „Sonnenkönigs“ auf dem Château du Prince de Condé, Chantilly, im April 1671. Für den finanziell ruinierten, gichtkranken Prinzen de Condé (Julian Glover) ist die letzte Chance dem drohenden Bankrott zu entgehen, die Gunst des verschwenderischen Ludwig XIV. (Julian Sands) zu gewinnen. In diesem Spiel ist Francois Vatel (Gérard Depardieu), Haushofmeister und Meisterkoch, eine entscheidende Figur.

Im Vorfeld schreibt der Marquis de Lauzun (Tim Roth), Sekretär und Günstling des Königs, an den Gastgeber: „Ihre Majestät gab mir Anlass zu glauben, dass er eine Einladung von Ihnen akzeptieren würde, Sie in Chantilly zu besuchen. Der Besuch wird drei Tage dauern. Ihre Majestät und die Königin werden vom Hofstaat begleitet. Der König hat mich angewiesen, Ihnen mitzuteilen, dass er keinen Wirbel wünscht, nur die einfachen Freuden einiger Tage auf dem Lande. In anderen Worten, wenn Sie Wert auf die Gunst Ihrer Majestät legen, dann werden Sie der Extravaganz und Originalität des festlichen Anlasses keine Grenzen setzen …“

1282Damit ist der Rahmen für die rund 100 Filmminuten gesetzt: ein Schwelgen in üppigsten Bildern, in verschwenderischer Ausstattung an Interieurs und Kostümen und mit zum Teil sehr guten schauspielerischen Leistungen. Vatel bietet dabei in noch nie da gewesener Form Blicke hinter die Kulissen barocker Festlichkeiten, zeigt, wie Speisen fantasievoll zubereitet und Theateraufführungen vorbereitet und durchgeführt wurden – wobei Cyrano de Bergerac (1989, ebenfalls mit G. Depardieu) vergleichbar stimmungsvolle Theater-Szenen enthält. Dabei kommen aber auch die Schattenseiten der glanzvollen Epoche nicht zu kurz. Neben rücksichtslosen Hofintrigen zeigt sich auch, dass ein Menschenleben nur sehr wenig zählte …

Der Film ist nichts für ein rein auf Action abonniertes Massenpublikum, sondern vielmehr etwas für Feinschmecker und Genießer, die gern in visueller Opulenz schwelgen. Auch wenn ein Film normalerweise nicht unmittelbar den Appetit anregt, Vatel lädt in besonderem Maße dazu ein, umgehend ein gutes Mahl zu genießen. Erwähnenswert ist die perfekte Kameraarbeit von Robert Fraisse, die sich (dem Filmstoff entsprechend) an bewährten – bis ins Golden Age zurückreichende – Traditionen orientiert und die in der heute bevorzugten, stärker realistisch wirkenden gedämpften Ausleuchtung an Stanley Kubricks Barry Lyndon (1973) anknüpft. Und ebenso wichtig für die Wirkung des Gesamtkonzepts ist Ennio Morricones einfühlsame, sinnlich-schwelgerische musikalische Untermalung (siehe CD-Rezension).

Der Film auf DVD

1283Die BMG-DVD präsentiert den Film in optimaler Bild- und Tonqualität. Das perfekt durchzeichnete, üppig detailreiche Bild im korrekten Scope-Format beeindruckt mit brillanter Schärfe, Kontrast und ebenso ausgezeichneten Farben. So bleibt kein Detail der grandiosen Dekors und Kostüme, kein graues Haar in den Perücken unbemerkt. Mit einem Wort: Referenzqualität.

Auch der Ton (sowohl in Deutsch und Englisch) erweist sich als auf der Höhe der Zeit. Der AC-3-5.1-Tonmix ist der eher leisen Story angemessen, setzt klar auf stimmungsvolle, eher dezente Raumatmosphäre, denn auf (deplatzierten) krachenden Effekt.

Bei den soliden Zusatzmaterialien gibt’s wenig zu beanstanden. Neben einem Trailer (in sehr guter Qualität, im üblichen Super-Breitwand-Seitenverhältnis von 1:1,85) gibt es rund 13 Minuten lang Blicke hinter die Kulissen der Dreharbeiten und recht sorgfältige Infos zu Stars und Crew auf Texttafeln nebst kurzen Interview-Ausschnitten.

Regisseur:
Joffe, Roland

Erschienen:
2002
Vertrieb:
BMG DVD
Zusatzinformationen:
F 2000

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