„Die Planeten“ und „Also sprach Zarathustra“ quadrophonisch auf Blu-ray Audio
William Steinberg (1899–1978), in Köln als Hans Wilhelm Steinberg geboren, war einer derjenigen jüdischen Künstler, die während des Nationalsozialismus Deutschland verlassen mussten. Im Jahr 1936 ging er nach Palästina und gründete zusammen mit dem Geiger Bronisław Huberman das Sinfonieorchester Palästinas, das heutige Israel Philharmonic Orchestra. 1938 holte ihn Toscanini in die USA und machte ihn zum stellvertretenden Chefdirigenten des NBC Orchesters. Nach einer Zwischenstation in Buffalo blieb er dem Pittsburgh Symphony Orchestra am längsten verbunden, nämlich insgesamt rund 24 Jahre, von 1952–1976. Während der leider nur kurzen Phase, von 1969–1972, in welcher William Steinberg zugleich Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra (BSO) war, entstanden die vorliegenden Einspielungen von „Die Planeten“ (1970) und von „Also sprach Zarathustra“ (1971). Beide wurden ehedem als separate LPs veröffentlicht und sind erstmals vereint auf CD im Jahre 2001 in der DG Reihe „The Originals“ erschienen – sowohl Steinbergs Zarathustra- als auch Planeten-Interpretation waren bereits zuvor auf CD in der DG Reihe „Resonance“ erhältlich.
Das aktuelle Digi-Pack ist nun ein High-Tech-Reissue der o. g. Vorläufer-Edition. Es ist mit 24-Bit/192kHz remastert und enthält beide Kompositionen nicht nur auf CD, sondern außerdem auf Blu-ray Audio. Das Besondere an dieser Edition ist, dass für das neue Remastering dieser während der nur etwa eine Dekade währenden Phase der Quadrophonie entstandenen Aufnahmen erstmalig die in tadellosem Zustand befindlichen Vierkanaltonmaster verwendet worden sind. Im Begleitheft finden sich dazu einige Hinweise in „Der quadrophonische Schatz der Deutschen Grammophon“.
Während die Blu-ray Audio mit dem originalen 4-kanaligen Quadrosignal aufwartet und dazu einlädt das musikalische Programm im Surround-Sound der 1970er Jahre zu erleben, ist aber auch die Stereoabmischung auf der CD komplett neu, also ebenfalls unter Verwendung der originalen Vierkanaltonmaster und nicht etwa durch aufpolieren der alten Stereo-LP-Master erstellt worden. Das Ergebnis stellt die keinesfalls schlechte 2001er Wiederveröffentlichung eindeutig in den Schatten. Der sehr transparente Klang erscheint frischer und offener als früher und verzeichnet außerdem ein Plus bei der Dynamik.
Der Dirigent und die hörbar glänzend disponierten Musiker des BSO, eines der „Big Five“ der USA, eilen mit einer eleganten Leichtigkeit, dabei dynamisch-kraftvoll durch die jeweilige Partitur, ohne dass es gehetzt wirkt. Den „Mars“ nimmt Steinberg für mein Empfinden zwar schon etwas zu schnell, aber das ist letztlich Geschmacksache: Auch dieser Teil von „Die Planeten“ ist auf jeden Fall unmittelbar von grandioser Wirkung. Und diese Feststellung gilt auch für die so herrlich in warmen Klangfarben schimmernde Darbietung von „Also sprach Zarathustra“. Daraus resultiert eine eindeutige Empfehlung für dieses exzellente Combo-Set.
Es bleibt zu hoffen, dass auch das seinerzeit dritte Steinberg-DG-LP-Projekt, in entsprechender Form wiederveröffentlicht, nicht mehr zu lange auf sich warten lässt: ein Hindemith-Programm mit der Sinfonie „Mathis der Maler“ sowie der als Auftragskomposition aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des BSO entstandenen „Konzertmusik für Streicher und Blechbläser“, auch geläufig als „Bostoner Sinfonie“.
© aller Logos und Abbildungen bei Universal Music. (All pictures, trademarks and logos are protected by Universal Music.)