The Guys

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
8. April 2004
Abgelegt unter:
CD

Score

(3.5/6)

Regisseur Jim Simpsons erfolgreiches Theaterstück „The Guys“ reflektiert die Ereignisse des 11. September 2001. Simpsons Ehefrau Sigourney Weaver verkörpert eine Journalistin, die einem New Yorker Feuerwehrmann hilft, Trauerreden für seine im Inferno der zusammenstürzenden Twin Towers ums Leben gekommenen acht Kameraden zu verfassen.

Und wie schon früher führte auch dieses Mal der Theatererfolg zu einer Verfilmung des Stücks, die seit dem 20. November 2003 auch hierzulande zu sehen ist. Mychael Danna, der für ethnisch betonte Kompositionen bekannte ist, hat sich für die Vertonung von The Guys zu besonderer Sparsamkeit im Einsatz der Mittel entschlossen. Neben dem Klavier, einigen Holzbläsern und einzelnen kurzen weiblichen Vokalisen agiert nur noch ein Streicherensemble. Sowohl Blech als auch ethnisches Instrumentarium bleiben ausgespart, Schlagwerk wird nur einmal benötigt.

Auch hier setzt Mychael Danna Folkloristisches ein, wenn auch dieses Mal nicht als Klangfarbe. Das irische Traditional „The Dawning of the Day“ schimmert im Score verschiedentlich auf und ist daneben in zwei Fassungen der Pop-Interpretin Mary Fahl enthalten. Neben der von Danna speziell für den Film arrangierten Version ist das Lied nochmals als Schluss-Track zu hören: Sony bewirbt mit einer „Albumversion“ das hauseigene Mary-Fahl-Album „The Other Side of Time“. Neben diesen beiden einander sehr ähnlichen Varianten ist das Traditional noch ein drittes Mal vertreten: die Emerald Society Pipes and Drums bringen eine wahrhaft traditionell klingende Fassung mit Dudelsäcken und Snare Drums zu Gehör.

Auf die auch mengenmäßig sparsame Filmmusik entfallen insgesamt nur rund 24 Minuten. Ein kühles, einfaches Klaviermotiv durchzieht in variierter Form Dannas Musikbeitrag wie ein roter Faden. Neben dem Klavier spielen weitere Instrumentalsoli (auch der delikaten Glasharfe) eine entscheidende Rolle und gelegentlich lassen hinzutretende chorische Streicher die ruhige Musik dezent aufblühen. Eine subtile, von — an Philip Glass erinnernden — Minimalismen geprägte Tonsprache bestimmt das Programm. In „Follow Me“ wird das klangliche Geschehen durch dezente Rhythmen der Snare Drums zu einer Art versöhnlichem, minimalistisch angehauchtem Trauermarsch gesteigert.

Vielleicht liegt es mit an der relativen Kürze des insgesamt Gebotenen, dass die Musik nicht ermüdet. Manch einer dürfte anlässlich des recht knappen Score-Anteils bereits etwas zögern und auch ein Blick ins Booklet dürfte ihn nicht gerade beflügeln: immerhin wirkt die Filmmusik-CD schon ein wenig wie das Vehikel für Mary Fahls o. g. Song-Album. Wer sich dadurch nicht abschrecken lässt, der erhält eine erfreulich unpathetisch klingende und nicht einfach pessimistische filmmusikalische Untermalung zu einem ernsten Thema, bei der Mychael Danna gekonnt auf die Dramatik der leisen Töne setzt.

The Guys ist ein schönes und recht eingängiges Höralbum, das im stark klangbezogenen Ausdruck an die ähnlich gelagerte Musik zu Hearts in Atlantis erinnert. Wie dort möchte ich auch hier durch eine positive Wertung, trotz des knappen Score-Anteils, Dannas Musik etwas hervorheben.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Komponist:
Danna, Mychael

Erschienen:
2003
Gesamtspielzeit:
36:00 Minuten
Sampler:
Sony
Kennung:
SK 87271

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