StreetDance 3D und ebenso Step Up 3D (der 3. Film der Reihe als erster in 3D) gehören beide in die Kategorie auf cool getrimmter Jugendunterhaltung. Die Handlung ist genrebedingt jeweils recht simpel, entsprechend schnell erzählt und auch ihre Muster sind alles andere als neuartig. Trotz dieser Feststellungen taugen beide Filme durchaus zur gefälligen, kurzweiligen Unterhaltung und unterstreichen dieses Attribut noch durch ihre ansprechenden 3D-Bilder.
In StreetDance 3D benötigt Carlys (Nichola Burley) Streetdance-Truppe zur Vorbereitung auf die „UK-Street-Dance-Championship“ dringend einen neuen Ort für’s Training. Eher zufällig gerät sie an Helena (Charlotte Rampling), Tanzlehrerin an der renommierten Royal Dance School, die für ihre ungewöhnlichen Lehrmethoden und Experimente bekannt ist. Helena bietet ihr die Räume der ehrenwerten Tanzakademie an, unter einer Bedingung: Die Streetdancer müssen ihre ebenfalls jugendlichen Kollegen vom klassischen Ballett in ihre Arbeit einbeziehen.
Was kommen muss, ist vorhersehbar: Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelingt es der aus Tänzern beider Gruppierungen zusammengesetzten Truppe, den Wettbewerb zu gewinnen. Und Carly, die noch die Trennung von ihrem Freund zu verkraften hat, findet im Verlauf der Handlung einen Tänzer von der klassischen Konkurrenz, Tomas (Richard Winsor), zunehmend sympathisch. Doch darf dazu noch angemerkt werden, dass das, was sich hier vielleicht etwas standardisiert liest, im Film angenehm, also nicht übertrieben in Szene gesetzt ist und daher durchaus passabel herüberkommt. Carly und Tomas landen weder bei der erst besten Gelegenheit in der Horizontallage noch sind Sie am Schluss bereits perfekt liiert. Es ist vielmehr so, dass für die sich offensichtlich anbahnende Love-Story erst einmal die Weichen gestellt sind.
Die Umsetzung des Clashs zwischen Freestyle-Tanzformen des Streetdance (wie HipHop und Breakdance) und klassischem Ballett in Form von Prokofjews „Romeo und Julia“ fällt zwar nicht übermäßig aufregend aus, aber die im Mittelpunkt der 98 Minuten Film stehenden, häufigen Tanzeinlagen sind dafür, besonders in 3D, umso überzeugender gelungen. Die dafür verantwortlich zeichnenden Regisseure Max Giwa und Dania Pasquini stellen hier ihre Herkunft vom Musikvideo solide unter Beweis.
Step Up 3D schneidet mindestens ebenso sympathisch ab. Hier rivalisieren der New Yorker Streetdancer Luke (Rick Malambri) und seine Multi-Kulti-Tanzgruppe „House of Pirates“ mit ihren Erzrivalen, den „House of Samurai“, um den ersten Preis beim World-Jam-Wettbewerb. Erschwerend kommt hinzu, dass Luke und seine Tanz-Crew das ausgesetzte Preisgeld dringend benötigen, um die Mietschulden für ihre „Festung“, eine alte Fabrikhalle, die sowohl Trainingsort als auch Unterkunft für viele der Ghettokids ist, weiterhin bestreiten zu können. Zum Team stoßen die geheimnisvolle Streetdancerin Natalie (Sharni Vinson) und der tanzbesessene Erstsemester Moose hinzu — Adam Sevani, der bereits in Step Up 2 eine Rolle verkörperte. Natürlich ist leicht erahnbar, dass es zwischen Luke und Natalie bald funkt, aber das ist auch hier wiederum nett in Szene gesetzt. Allerdings hütet Natalie ein dunkles Geheimnis, das nicht nur die sich anbahnende Romanze mit Luke, sondern zugleich die Existenzgrundlage der „Pirates“ zerstören könnte.
Der sympathische Lockenkopf Adam Sevani als Moose hat nicht nur mitunter einen Hauch von Michael Jackson im Gepäck. Er ist dieses Mal der dritte Protagonist und wird recht geschickt zum neuen führenden Talent der „Pirates“ aufgebaut. Moose, der im zweiten Teil der Reihe seiner Mutter versprach, nicht mehr zu tanzen, will an der New York University ein Elektrotechnikstudium aufnehmen, was durch die Begegnung mit den „Pirates“ und den „Samurai“ natürlich nachhaltig behindert wird. Dabei ist die als Nebenhandlung behutsam in Szene gesetzte Freundschaft zwischen ihm und Camille (Alyson Stoner) ebenfalls ansprechend in einen sicher nicht aufregenden, aber im positiven Sinne harmlos-netten Plot integriert.
Das tragende Element bilden natürlich auch bei Step Up 3D die zum Teil spektakulär choreographierten Tanzszenen, deren Akrobatik gerade das gut eingesetzte 3D-Verfahren einen zusätzlichen, ganz besonderen Kick verleiht. Verantwortlich dafür zeichnet übrigens ein Choreografen-Team um Jamal Sims, z.B. die Brüder Richmond und Anthony Talauega sowie Nadine „Hi-Hat“ Ruffin. Klasse sind z.B. der Robot Rock von Madd Chadd, aber auch die im entscheidenden finalen Dance-Battle an Tron (1982) erinnernden Lichteffekte auf den Kostümen der „Pirates“, die dann noch raffiniert mit von den Tänzern ausgesandten roten Laserstrahlen gekoppelt werden.
Gegenüber seinem Konkurrenten StreetDance 3D hat Step Up 3D bereits in Teilen des Plots ein wenig, in den überaus geschickt in 3D verpackten, rasanten Choreografien aber besonders eindeutig die Nase ein Stückchen weiter vorne. In den Tanzszenen von Step Up 3D übertragen sich somit die Energie und damit auch die darin sublimierte Aggression in ganz besonderem Maße auf den Zuschauer. Das hat schon etwas und dürfte zudem geeignet sein, ein sehr junges Publikum für 3D zu begeistern.
Wie Nachwuchsregisseur Jon Chu, der mit Step Up 2 debütierte, in einem Interview äußerte, sind die Straßentänzer in seinen Augen die Fred Astaires und Gene Kellys unserer Tage, freilich ohne bislang den Ruhm ihrer legendären Vorgänger auch nur annähernd zu erreichen. Dazu findet sich übrigens im Film eine Szene, die diese Aussage sehr charmant unterstreicht, wenn Moose und Camille zum Jerome-Kern-Song „I Won’t Dance“ eine gelungene Hommage à la Fred Astaire und Ginger Rogers präsentieren.
Die entscheidende Frage, ob 3D Sinn macht, beantworte ich für beide Filme mit einem klaren Ja. Musicals und Tanzfilme waren und sind nicht zuletzt in erster Linie eine kurzweilige Unterhaltung. Derartiges lebte schon immer in besonderem Maße von der Ausstattung und den effektvoll choreografierten Tanzeinlagen. Dass man deren Wirkung durch 3D beträchtlich zu steigern vermag, das belegen beide Filme. Step Up 3D vermag hier sogar besonders zu punkten.
StreetDance 3D auf Blu-ray 3D
Interessenten aufgepasst! Universum hat den Film neben der Blu-ray-3D-Version auch in einer Anaglyphen-3D-Fassung herausgebracht, die sowohl auf DVD als auch auf 2D-Blu-ray erhältlich ist. Diese Sets sind ausgestattet mit jeweils zwei der dafür benötigten Pappbrillen, versehen mit den geläufigen farbigen Folien. Zwar „funktioniert“ diese Version auch auf nicht 3D-fähigen TV-Geräten, aber das Ergebnis ist zwangsläufig von dem, was man mit der modernen 3D-Shutter-Technik erreichen kann, um Lichtjahre entfernt.
Diese Anaglyphen-Präsentation funktioniert im Übrigen in puncto 3D-Effekt (gerade von der hochauflösenden Blu-ray) sogar verhältnismäßig gut. Sie ist in jedem Fall ganz erheblich besser als das, was man am 28. August 2010 auf arte bzw. in der parallel erschienenen Bild-Zeitung erleben konnte — siehe dazu auch „Hat 3D für zuhause eine Chance?“. Aber das Resultat überzeugt insgesamt trotzdem nicht richtig. Es wirkt vielmehr recht merkwürdig, da die Bilder systembedingt zu etwa 90 Prozent schwarz-weiß sind, Einzelnes allerdings, wie Blätter an den Bäumen oder das eine oder andere Kleidungsstück, (wenigstens einigermaßen normal) farbig erscheint. Für einige Minuten mag man sich ein solch skurriles schwarz-weißes Panoptikum, versehen mit einzelnen farbigen Flecken, zwar anschauen. Über die gesamte Lauflänge jedoch erscheint Derartiges nicht allein völlig unrealistisch. Es ist außerdem für die Augen erheblich anstrengender als die in diesem Punkt praktisch problemlose Shutter- bzw. Polarisations-Technik. Es können sich also Kopfschmerzen einstellen.
Wenden wir uns daher lieber der mit der Shutterbrille zu betrachtenden modernen Blu-ray-3D-Technik zu. Diese liefert nicht nur einen noch etwas besseren Raumeindruck, sondern zugleich stimmige Farb- und Kontrastverhältnisse, die annähernd mit der zum Vergleich zur Verfügung stehenden sehr zufriedenstellenden Qualität für die 2D-Fassung übereinstimmen. Bildtechnisch gibt’s also wenig zu bemängeln, auch wenn die Marge Referenzqualität nicht erreicht wird. Hier und da sind auch mal leichte Doppelkonturen zu beobachten, aber das reicht nicht aus, den Spaß zu verderben. Die Raumtiefe ist meist solide genutzt und macht neben den Tanzeinlagen auch die Außenaufnahmen noch etwas interessanter. Der zugehörige Ton ist sehr sauber abgemischt und liefert (auf Wunsch auch in DTS HD MA5.1 wählbar) eine auch auf den Surroundkanälen aktive, angemessen kraftvolle Kulisse zur schwungvoll-rhythmischen Unterhaltung.
Wer sich etwas eingehender mit dem Film und seiner Entstehung befassen möchte, für den ist die solide Bonikollektion gemacht. Neben einem informativen Audiokommentar der Regisseure und Produzenten findet sich ein knapp halbstündiges „Making-of“, in dem sich auch Infos zur eingesetzten 3D-Technik finden. Darüber hinaus sind vorhanden: „Weltpremiere in London“, „UK-Tour“, „Anatomie einer Szene“, und nebst dem „Kinotrailer“ gibt’s noch zwei „ungeschnittene Szenen“ anzuschauen. Die beiden letzten Segmente übrigens in HD, die Übrigen in SD.
Step Up 3D auf Blu-ray 3D
Neben der limitierten Premium-Edition mit dem Film auf Blu-ray 3D und zusätzlich auf konventioneller DVD im Pappschuber ist die Blu-ray 3D auch als Einzelausgabe erhältlich, wobei diese auch problemlos in 2D wiedergegeben werden kann. Diese Ausgabe ist also auch für 3D-Interessierte sehr interessant, die diese neue Technik derzeit noch nicht wiedergeben können, aber mittelfristig nachrüsten wollen.
Das kontrastreiche, scharfe und detaillierte Bild liegt bereits in 2D auf hohem Niveau und enttäuscht auch in 3D keineswegs. Nur ganz vereinzelt auffällig werdende, leichte Doppelkonturen sind kaum in der Lage, das ansonsten sehr feine stereoskopische Sehvergnügen nachhaltig zu beeinträchtigen. Insgesamt kommt dank der so effektvoll eingesetzten 3D-Technik beim Betrachter besonders viel Freude auf. Davon profitieren natürlich ganz besonders die Tanzszenen. In einigen Momenten werden dadurch aber auch die Emotionen der Protagonisten und damit die Atmosphäre des Films gelungen verstärkt. So, wenn an einer Stelle die zwischen Luke und Natalie aufwallenden Gefühle visualisiert werden, indem aus den Strohhalmen der beiden ein Strom grüner und roter Limonadentropfen dem Zuschauer scheinbar entgegen geweht wird. Aber letztlich sind hier natürlich die vorzüglichen Tanzeinlagen entscheidend, deren Moves in 2D betrachtet längst nicht so aggressiv und zugleich kraftvoll wirken wie in 3D angeschaut. Mein Tipp: sich einfach nur mal den pfiffig gestalteten Abspann sowohl in 2D als auch in 3D anschauen und anschließend abstimmen. Den recht dynamischen Sound dazu gibt es versehen mit kräftigem Bass in Deutsch wie auch in Englisch in Dolby Digital 5.1 oder alternativ im Format DTS HD High Resolution 5.1.
Sehr zufriedenstellend ist auch hier die Bonikollektion. Besonders hervorzuheben sind darunter die von Regisseur Jon Chu persönlich präsentierten, zusätzlichen (in erster Linie verlängerten) Szenen. Erfreulicherweise ist dieses rund 24 Minuten umfassende HD-Segment komplett in 3D enthalten. „Kinder des Ghettoblasters“ (12 Minuten, HD) macht mit den Tänzern eingehender bekannt. Zu den insgesamt acht Musikvideos (HD) gibt es ein „Making-of-Musikvideo“ und wer anschließend immer noch nicht genug hat, der bekommt noch rund 8 Minuten „Extra Moves“ (HD) obendrauf. Darsteller-Infos auf Texttafeln sowie ein HD-3D-Trailer zum Einstimmen auf den Film runden die Kollektion stimmig ab.
Fazit: In StreetDance 3D einen Nachahmer von Step Up (2006) und Step Up 2 The Streets (2010) zu sehen, ist sicher nicht einfach von der Hand zu weisen. Trotzdem ist StreetDance 3D dem annähernd parallel entstandenen Step Up 3D in einem Punkt um eine Nasenlänge voraus: StreetDance 3D kam rund drei Monate vor Step Up 3D in die Kinos und darf sich daher als der weltweit erste dreidimensionale Tanzfilm überhaupt bezeichnen. Dieses Attribut allein macht den Film sicher noch nicht außergewöhnlich, und auch plottechnisch erweisen sich letztlich beide Filme als eher genreüblich, sind mit ihrem dezenten Soap-Opera-Touch gewiss nicht olympverdächtig.
Sicher ist das jeweilige Szenario wenig realistisch, viel zu glatt und positiv gezeichnet und auch die Ghetto-Kids wirken nahezu sämtlich allzu smart. Aber man sollte derartige Kinokost primär an ihrem reinen Unterhaltungs-Anspruch messen. Und so gesehen sind beide Streifen schon sehr kurzweilig anzuschauen und damit durchaus annehmbar. Gerade wenn in 3D betrachtet, bieten die beiden Tanzfilme eine gehörige Portion zusätzlichen Spaß und dürften auch so manchen Youngster für die dritte Kino- bzw. TV-Dimension begeistern. Für Step Up 3D gilt dies (s. o.) in ganz besonderem Maße.
Das Publikum hat übrigens trotz zahlreicher, eher verhaltener Kritiken zu beiden Filmen mit den Füßen abgestimmt und die Produzenten haben entsprechend reagiert: Sowohl StreetDance 2 als auch Step Up 4ever 3D sind bereits in Vorbereitung und dürften 2012 in die Kinos kommen.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.
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