Saskatchewan

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
27. Dezember 2008
Abgelegt unter:
DVD

Film

(3/6)

Bild

(4/6)

Ton

(3/6)

Extras

(3.5/6)

Koch Media „Classic Western Collection“, 4. Folge

Koch Medias DVD-Kollektion klassischer Kinowestern (Classic Western Collection) fördert aus dem Universal-Archiv neben ordentlicher Konfektionsware auch immer wieder kleinere und mittlere Perlen zutage. In diese Kategorie gehören der von Raoul Walsh stammende Saskatchewan (1954) sowie der von John Sturges inszenierte Backlash • Das Geheimnis der fünf Gräber (1956).

Saskatchewan (1954)

3011Der Name Raoul Walsh (1887-1980) wird schwerpunktmäßig mit Abenteuerfilmen assoziiert, wobei in seinen Filmen häufig melodramatische Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Zu den besten Western dieses Regisseurs zählen They Died with Their Boots On • Sein letztes Kommando (1942) und auch der mit Elementen des Mysteriösen sowie der antiken Tragödie versehene Pursued • Verfolgt (1947). Saskatchewan ist mit den vorstehend Genannten im Rang allerdings nicht vergleichbar. Es handelt sich hierbei um einen kleinen, aber durchaus unterhaltsamen Abenteuerfilm der Traumfabrik der 50er Jahre, problemlos tauglich für die ganze Familie. Saskatchewan ist nicht zusätzlich mit interessanter Botschaft versehen wie z. B. Broken Arrow • Der gebrochene Pfeil von Delmer Daves (1950). Entsprechend ist allzu tiefgründiges Analysieren und Interpretieren bei diesem reinen Unterhaltungsfilm wohl kaum angesagt.

Zu den Dingen, die Saskatchewan jedoch interessant machen, zählt der nur in Ausnahmefällen in diesem Genre zum Zuge kommende Schauplatz: Der Film erzählt nämlich eine Geschichte aus dem Nordwesten Kanadas, der Provinz Saskatchewan. Diese liegt in der Prärieregion Kanadas, grenzt an Manitoba, Alberta, die Nordwest-Territorien und an die USA. Dort drohen die nach der Custer-Schlacht 1876 nach dem Norden ausweichenden Sioux die Fackel des Krieges in das eher friedvolle, unter britischer Hoheit stehende Kanada zu tragen. Den dort ansässigen Cree-Indianern hat man zwar vorsorglich die Waffen abgenommen, was diese, die ohne Gewehre nicht jagen, sich damit auch nicht ernähren können, allerdings erst richtig gegen die unter der Kurzbezeichnung „Mountys“ geläufige „Königliche Kanadische Berittene Polizei“ aufbringt. Dem besonnenen Sergeant O’Rourke (Alan Ladd) gelingt es schließlich, die von seinem sturen Vorgesetzten verfahrene Situation in buchstäblich letzter Sekunde zu meistern. Die Mountys sind in einen Hinterhalt der Sioux geraten, der Truppe droht die Vernichtung wie General Custer und seinen Männern am Little Big Horn. O’Rourke versöhnt die Crees, indem er ihnen die Waffen zurückgibt, und kann auf deren Hilfe bei der Rettung seiner Kameraden zählen. Die Sioux werden über die Grenze zurückgetrieben und der Frieden zwischen Weiß und Rot im Herrschaftsbereich der Queen Victoria ist gerettet.

3012Die an sich recht simple, aber passable Geschichte ist trotz überschaubaren Budgets durchaus ansehnlich inszeniert. In der für sämtliche Generationen tauglichen Umsetzung erinnert sie an die Disney-Familienunterhaltungen. Dabei nehmen O’Rourke und sein indianischer Bruder Cajou in manchem bereits ein wenig die besseren der Karl-May-Western vorweg. Was den Film dabei aus der Masse vergleichbarer Produkte ein merkliches Stück heraushebt, sind seine ausgeprägten visuellen Qualitäten. Die hier gebotenen fantasie- und wirkungsvoll eingebundenen majestätischen Schauplätze in der kanadischen Wildnis sind im Genre Western eine ziemliche Rarität. So leidet z. B. der wenig früher produzierte Pony Soldier • Der rote Reiter (1952, Musik: Alex North) nicht allein am unerträglich dümmlichen Plot, sondern außerdem an den völlig fehlenden Kanada-Impressionen. Auch die Karl-May-Western können ja mit eindrucksvollen jugoslawischen Landschaftspanoramen punkten: Saskatchewan besitzt in dieser Beziehung jedoch noch eindeutig mehr an Grandeur. Hinzu kommt die Pracht des seinerzeit langsam auslaufenden Dreifarben-Technicolor-Verfahrens, das hier nochmals konsequent zum Einsatz kam. Die leuchtend rot-schwarzen (Parade-)Uniformen der Mountys liefern zum satten Grün der kanadischen Wälder, den gewaltigen Bergen mit ihren Wasserfällen sowie den herrlichen blauen Seen markante Kontraste. Da mag man auch über einige Schwächen der Story und (zeit-)typische Fehler in der Ausstattung gern hinwegsehen — wie, dass die britischen Mountys nicht mit amerikanischen Winchestergewehren ausgerüstet waren.

Die gute visuelle Qualität der DVD-Präsentation spielt ihre Trümpfe aus. Das Bild im originalen Akademieformat (1:1,37) ist weitgehend scharf und erstrahlt in sattem, zeittypischem Technicolor. Einzig ein leichtes Grieseln trübt mitunter ein wenig den insgesamt sehr soliden Gesamteindruck, drum gibt’s beim Bild knappe, also „noch“ 4 Sterne. Den Ton dazu gibt’s in ordentlichem, allerdings ein wenig halligem Mono, in Deutsch wie in Englisch. Sehr nett ist übrigens auch die sich partiell ein wenig in landschaftsmalerischen Klanggefilden bewegende, in den Credits Joseph Gershenson zugeschriebene Filmmusik.

Darüber hinaus finden sich eine nette Bildergalerie (inkl. einem Blick in ein altes Heft des „Film-Kurier“ sowie drolligen Werberatschlägen für die Kinobesitzer), ein Originaltrailer in solider Qualität und ein vierseitiges Begleitheft mit einem ordentlichen Kommentar zum Film von Hank Schraudolph. Eine kleine Merkwürdigkeit wird kostenlos obendrauf mitgeliefert: Die etwas merkwürdige Schreibweise des Filmtitels auf dem Boxcover mit einem zusätzlichen „s“ in der Mitte: Saskatschewan.

Das Geheimnis der fünf Gräber (1956)

3013John Sturges (1911-1992) zählte in den 1950ern zu den wichtigsten Westernregisseuren Hollywoods: Mit dem bemerkenswerten Fort Bravo • Verrat in Fort Bravo (1953) setzte er den Startpunkt in diesem Genre. Zu den besonders berühmten Vertretern seiner Western-Filmografie gehören The Gunfight at the OK Corral • Zwei rechnen ab (1957), der dazu in gewissem Sinne die Fortsetzung bildende Hour of the Gun • Die fünf Geächteten (1967), die drollige Komödie The Hallelujah Trail • 40 Wagen westwärts (1965) und natürlich The Magnificent Seven • Die glorreichen Sieben (1960).

Mit Backlash • Das Geheimnis der fünf Gräber (1956) hat der Regisseur Universal schon eine beachtliche Perle mittlerer Größe hinterlassen. Hinter dem Geheimnis der fünf Toten besagter Gräber, Glücksritter, die im Indianergebiet Opfer eines Überfalls der Apachen geworden sind, und dem Sechsten, der entkam, verbirgt sich letztlich ein kulminierender Vater-Sohn-Konflikt. Es geht aber zugleich um einen erklecklichen Schatz an Gold-Dollars, den besagter Sechste für sich gerettet, dafür seine Kumpane geopfert hat. Hinter dem Gold ist besonders Karyl Orton (Donna Reed) her, eine Lady aus dem Süden, deren Mann sich unter den Toten befindet. Der Texaner Slater (Richard Widmark, siehe auch Warlock) begegnet ihr bereits eingangs in der Wüste, als er die von der Armee angelegten fünf Gräber untersucht.

3014Jim Slater muss schließlich feststellen, dass Überlebender und Nutznießer des Apachen-Überfalls sein Vater Jim Bonniwell (John McIntire) ist. Auf dem dornigen Wege der Erkenntnis ereignet sich Westerntypisches in Fülle: Schüsse aus dem Hinterhalt, Kämpfe zwischen Indianern und Kavallerie, Begegnung mit hitzköpfigen Revolverhelden, Messerkampf, und auch ein Angriff auf eine Postkutsche fehlt nicht. Das alles ist eingebettet in stimmig und abwechslungsreich ausgewählte Landschaftskulissen (die Dreharbeiten fanden in Arizona statt) und mündet in ein hochdramatisches Finale.

Alles in allem ist Das Geheimnis der fünf Gräber ein recht geschickt inszenierter und spannender Western, der in seinem etwas verwickelten Ablauf mit manch temporeicher Wendung aufwartet. Die lange Eröffnungssequenz nimmt bereits ein wenig eines der Markenzeichen der späteren Italowestern Sergio Leones vorweg.

Auch bei dieser Koch-Media-DVD-Präsentation gibt’s nichts Entscheidendes zu bemängeln. Das Bild im originalen Akademieformat (1:1,37) ist weitgehend scharf, kontrastreich und zeigt satte Technicolorfarben. Griesel ist nur wenig zu sehen. Drum, ohne wenn und aber: volle 4 Sterne. Den Ton gibt’s dazu in solidem Mono, in Deutsch und in Englisch. Auch hier lohnt es sich auf die des Öfteren düstere, ein wenig herrmanneske Klangfarben bevorzugende Filmmusik von Herman Stein zu achten.

In der Bildergalerie gibt’s dieses Mal besonders viel ansehnliches PR-Material (Aushangfotos, Plakatmotive) zu sehen. Darüber hinaus finden sich Auszüge aus dem zugehörigen Heft des „Film-Kurier“ und wiederum Ratschläge für Kinobesitzer. Außerdem sind ein Originaltrailer in passabler Qualität und — weniger aussagekräftig als üblich — ein vierseitiges Begleitheft mit einem Kommentar zum Film von Richard Oehmann enthalten.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2008.

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Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Walsh, Raoul

Erschienen:
2008
Vertrieb:
Koch Media DVD
Kennung:
DVM000332D
Zusatzinformationen:
USA 1954

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