Frisch importiert: Walisische Harfen- und Orchesterklänge für jede Jahreszeit
Die Harfe ist eines der ältesten Musikinstrumente überhaupt und galt in der mittelalterlich-christlichen Rezeption noch als rein göttlich, ist sie doch das Instrument des biblischen Königs David. Im Gegensatz zur Orgel hat sich die Harfe zwar späterhin nicht bei christlichen Festlichkeiten halten können. Allerdings ist mit ihr das Bild vom Instrument der Engel verknüpft, was wiederum eine gewisse Nähe zum Weihnachtsfest ausstrahlt. Über alle Epochen besteht außerdem eine Verbindung zwischen Harfenspiel und Magie, dem Harfenklang als Schutzschild gegen böse Mächte.
John Rutter (•1945), englischer Chorleiter und Komponist, und die aus Wales stammende Harfenistin Catrin Finch (•1980) haben sich durch ihre gemeinsame Verbundenheit zum Harfenspiel für das vorliegende Album zusammengetan. Ausgangspunkt dieser CD-Produktion für das Gelblabel war der Wunsch von Finch, Rutter möge ihr doch ein Harfenkonzert komponieren. So entstand die sechs Sätze umfassende „Suite Lyrique“, eine Umarbeitung der bereits 1979 für das Musikfestival in Berkshire entstandenen „Suite Antique“ für Flöte, Cembalo und Streicher. In ihr kontrastiert ein aus moderner Sicht zurück geworfener Blick auf die Musik Bachs und barocke Tanzformen mit einem charmanten, sogar leicht swingenden Walzer.
John Rutter, der auch hierzulande als moderner „Father Christmas“, als britischer König des zeitgenös-sischen Weihnachtslieds gilt, hat bei „Blessing“ allerdings seine weihnachtlichen Liedkompositionen ausgespart. Trotzdem dürfte die insgesamt sehr angenehm ins Ohr gehende Zusammenstellung auch diejenigen nicht enttäuschen, die auf ein neues Weihnachtsalbum des Briten gesetzt haben. Schließlich wird nämlich auch die aktuelle CD ihrem sakral angehauchten Titel „Blessing“ (= Segnung) gerecht, durch die den Rahmen bildenden Stücke „A Gaelic Blessing: Meditation“ und „The Lord Bless You and Keep You“ sowie das das Album beschließende „A Clare Benediction“.
Durch die Wahl der Stücke ist „Blessing“ ein sehr lyrisches wie besinnliches und dabei zugleich ein sehr persönliches, charmant auf die aus Wales stammende Harfenistin zugeschnittenes Album geworden, eines, das letztlich in jede Jahreszeit passt. Dafür steht nicht nur das von Finch stammende liebliche „Celtic Concerto“, sondern ebenso die drei von Rutter arrangierten walisischen Volkslieder, wo sich in „Migldi magldi“ ein keckes Fagott zur Harfe hinzugesellt, sowie die von Rutter für die beiden Kinder von Finch komponierten reizenden Wiegenlieder.
Dem virtuosen und eleganten Harfenspiel gesellen sich die Instrumentalisten der 1996 gegründeten „Sinfonia Cymru“ hinzu, des wohl führenden Kammerorchesters in Wales, das sich aus talentierten Nachwuchsmusikern rekrutiert. Dabei sorgen Flöte, Oboe und ebenso die Sopranistin Elin Manahan Thomas für zusätzliche Abwechslung im insgesamt sehr anmutigen und überhaupt wohlig warmen Orchesterspiel. Ein Album zum Entspannen und Genießen, was ja auch Zuhören nicht ausschließt.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2012.
© aller Logos und Abbildungen bei den Rechteinhabern. (All pictures, trademarks and logos are protected.)