Live Free Or Die Hard

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
26. Juni 2007
Abgelegt unter:
CD

Am 4. Juli, Unabhängigkeitstag in den USA, nimmt in Live Free Or Die Hard — Stirb langsam 4.0 (Regie: Len Wiseman) das Verhängnis seinen Lauf. An diesem großen Feiertag der Nation unter dem Sternenbanner beginnt nämlich ein detailliert vorbereiteter Angriff auf das Computernetzwerk, der alles lahm legen soll. Rettung vor dem digitalen Knockout kann allein, der Leser ahnt es zweifellos bereits, Bruce Willis als New Yorker Cop John McClane bringen. In bewährter Machart ist McClane auch dieses Mal wieder zur rechten Zeit am falschen Ort, um dem digitalen Super-Hacker als analoger Kämpfer harter alter Schule entgegenzutreten.

Immerhin 12 Jahre sind seit dem letzten Die-Hard-Streifen ins Land gegangen und der inzwischen immerhin 52-jährige Bruce Willis mag ein wenig in die Jahre gekommen sein. Das heißt allerdings nicht, dass es in der seit 1988 vierten Auflage von „Stirb langsam“ weniger fulminant zur Sache, weniger zu Bruch geht als zuvor. Zur Seite steht dem Helden im Dschungel der eben nicht ausschließlich virtuellen Gefahren der junge Hacker Matt Farell (Justin Long).

Der 2003 verstorbene Michael Kamen hat die ersten drei Die-Hard-Movies musikalisch passabel, wenn auch eher dezent blass betreut. Marco Beltrami ist nun mit der Komposition zum neuen Streifen betraut worden. Zusammen mit Pete Anthony hat er die orchestralen Teile gewissermaßen on „Holy Ground“, der (Alfred-)Newman-Stage bei Twentieth Century Fox, mit dem Hollywood Symphony Orchestra eingespielt. Laut Produktinformation waren hier 10 Orchestrierer beteiligt. Hinzu kamen noch synthetische Teile, die nachträglich mit den orchestralen gemixt worden sind.

Im Milieu actionlastiger Filme ist Beltrami seit längerem kein Unbekannter, hat z. B. zur Scream-Trilogie, zu Terminator 3 und besonders zu i, Robot zum Teil beachtliche Action-Scores geliefert. Auch dieses Mal schlägt sich der gebürtige Italiener keineswegs schlecht. Seine vor allem kompositionstechnisch überzeugende Schlachtplatte bietet dem Hörer allerdings kaum befriedigende Anhalts- und Orientierungspunkte. Der Score verfügt leider weder über ein prägnantes Thema noch hat er ein markantes prägendes Motiv im Gepäck. Zwar ist im Gestus die Goldsmith-Schule unüberhörbar, aber diese positive Erkenntnis allein vermag einfach nicht über die Gesamtspielzeit zu retten. Längst bevor die USA im Film den drohenden totalen Datenkollaps zumindest erahnen, dürften die allermeisten Hörer bereits ebenfalls kurz vorm Hör-Kollaps stehen und die weiße Fahne hervorgeholt haben.

Dabei rangiert die Musik von der Machart her zweifellos deutlich über so manchen eher rein krawalligen Action-Sounds unserer Tage. Ungewöhnlich, im Sinne von reizvoll experimentell, ist das zu Hörende aber nun gewiss nicht. Alles bewegt sich vielmehr im Rahmen der guten Machart der beiden zuletzt genannten Referenz-Scores (s. o.), indem solide ausgeführte Ostinati-Strukturen des Blechs und der Streicher mit synthetischen Effekten und Rhythmik durchsetzt werden. Dass man für einen Die-Hard-Film kaum Subtilität bei der Vertonung einfordern kann, dürfte eindeutig sein. Wie Beltrami hier allerdings motivisch gestaltet hat, bleibt auch nach mehrmaligem Hören allein völlig unscheinbar und verschwommen.

Der Rezensent, der dem Leser eine stimmige Bewertung als Entscheidungshilfe an die Hand geben will, befindet sich an dieser Stelle in einer schwierig zu bewältigenden Situation. Der hier praktisch fehlende thematisch-motivische Bezug lässt alles einfach (zu) sehr in der Luft hängen. Was hier über grundsätzlich lobenswerte 63 Albumminuten aus den Boxen ertönt, ist handwerklich zwar durchaus professionell und mit spürbarem Geschick gemacht; es bleibt jedoch mit dem Film nahezu untrennbar verbundene rein funktionale Filmmusik. Drum sei Interessenten in jedem Fall eingehendes Probehören dringend angeraten!

Wenn beim Hören kaum etwas Greifbares hängen bleibt, und dazu nicht ein außergewöhnliches interessantes Konzept spürbar ist, das einen bei der Stange hält, resultiert allein rasche Ermüdung. Abseits überzeugter Beltrami-Komplettisten und knallharter Bruce-Willis-Enthusiasten dürften die meisten Hörer spätestens nach 20 Minuten die CD eher enttäuscht aus dem Player entfernen. Ob der oder die so „Vorbelastete“ nun noch den Mut und die Lust auf weitere Durchgänge haben mag, kann jeder nur mit sich selbst ausmachen. Aus diesem Grunde findet sich dieses Mal nur im Text eine Wertung: drei (etwas unscheinbare) Sterne.

© aller Logos und Abbildungen bei den Rechteinhabern (All pictures, trademarks and logos are protected).

Komponist:
Beltrami, Marco

Erschienen:
2007
Gesamtspielzeit:
63:17 Minuten
Sampler:
Varèse Sarabande
Kennung:
VSD-6824

Weitere interessante Beiträge:

Goyana

Goyana

The Omen

The Omen

Dragonfly

Dragonfly

Santa Claus Symphony

Santa Claus Symphony

Cinemusic.de