Jane Got a Gun

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
11. Juli 2016
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(3/6)

Bild

(5.5/6)

Ton

(5/6)

Natalie Portman als rassige dunkelharige Emanze im Wilden Westen in Jane Got a Gun

Die Entstehung des Streifen gestaltete sich für Mitproduzentin und Hauptdarstellerin Natalie Portman nicht unkompliziert. Kurz vor Beginn der Dreharbeiten verließ die schottische Regisseurin Lynne Ramsay das Projekt und wurde durch den aus New York stammenden Gavin O’Connor ersetzt. Die endgültige Besetzung der Rolle des Oberschufts gestaltete sich noch turbulenter: auf Michael Fassbender folgte Jude Law und für diesen Bradley Cooper, für den allerdings einen knappen Monat später aus Termingründen ebenfalls das Aus kam. Endgültig kam dann Ewan McGregor an Bord, der als Obi-Wan Kenobi in den Star-Wars-Prequels Episode I–III in Erinnerung sein dürfte. Entsprechend spät hat der bereits 2011 erstmalig erwähnte Film denn auch das Licht der Kinoprojektoren und nun auch das des Lasers der heimischen Blu-ray-Player erblickt.

Der Titel erinnert an das Film-Musical Annie Get Your Gun * Duell in der Manege (1950) und die Bösewichte der Filmhandlung, die Bishop-Gang, liefern einen besonders interessanten Verweis: nämlich auf Sam Peckinpahs The Wild Bunch (1969). Zwar ist Jane Got a Gun beileibe kein Musical und ebensowenig im Westernstil der Fifties gehalten. In seiner soliden, im positiven Sinne konventionellen Machart sind freilich sowohl Anleihen beim klassischen Westernkino als auch dem Italo- und den Eastwood-US-Western, wie Hängt ihn höher (1968), kaum übersehbar. Wenn auch sehr entfernt ist Jane dennoch wie Annie ein Flintenweib, hier freilich deutlich moderner, nämlich emanzipiert und mit feministischem Touch agierend.

Wenn Jane ihrem schwer angeschossen heimgekehrten Mann mehrere Kugeln ohne Betäubung herausoperiert und die Wunden anschließend mit Schießpulver ausbrennt, dann sind Don Siegels Two Mules for Sister Sarah * Ein Fressen für die Geier (1970) nicht weit. Mit diesem und ebenso Peckinpahs für seine Zeit überaus brutal-blutigen The Wild Bunch verbindet Jane Got a Gun  darüber hinaus das wenig Zimperliche in der Darstellung der Gewaltmomente, insbesondere wenn schließlich mit der Bishop-Bande abgerechnet wird. Und während die Handlung auf diesen Showdown zustrebt, wird der Zuschauer anhand einiger Rückblenden darüber aufgeklärt was Jane und ihren Mann Bill (Noah Emmerich) ins Fadenkreuz der Bishop-Gang gebracht haben. Unterm Strich ist das alles schon recht unterhaltsam, aber man hätte der letztlich doch allzu stereotypen Story schon noch eine Portion mehr an Pfiff und Einfallsreichtum gewünscht.

Dabei ist die in den ruhigen Momenten besonders stimmungsvolle und für lichtdurchflutete elegante Bilder sorgende Kameraarbeit der aus dem australischen Melbourne stammenden Kamerafrau Mandy Walker, unter anderem ausgezeichnet für Australia (2008), besonders erwähnenswert. Am Anfang, als Jane durch die geöffnete Tür hinaus in die Weite der Landschaft schaut, fühlt man sich gar einen Moment lang wie in der Eröffnung von John Fords The Searchers * Der schwarze Falke (1956).

Ewan McGregor als John Bishop, Anführer einer Horde berüchtigter Outlaws, in geschnörkelten Sätzen sprechend, wirkt aalglatt und sadistisch, fast wie aus einem James-Bond-Thriller entliehen. Er und ebenso die schöne Heldin, die beim Ausreiten einen schnucklig kleinen Cowboyhut aufsetzt und dazu einen so markanten, fast bis zum Boden reichenden Spiel-mir-das-Lied-vom-Tod-Mantel trägt, erscheint wie auch die meisten der übrigen Mitspieler durchweg zu sehr geschniegelt und aufgebrezelt. Auch der visuell durchaus gut aufbereitete Showdown mit der Bishop-Bande, welche Janes Farm belagert, wo die Behausung im Rahmen einer kleinen, aber im Verhältnis dennoch infernalischen Vernichtungsschlacht von einem Kugelhagel geradezu siebartig durchlöchert wird, wirkt nur bedingt glaubwürdig. Aber das passt zur gestylten Optik dieses häufig in prächtig ausgeleuchteten Bildern erstrahlenden Films.

Jane Got a Gun von Blu-ray

An den Verkaufsstart geht Natalie Portmans Feministen-Western als Einzeldiscausgabe.

Bild und Ton

Das Scope-Bild zeigt zwar eine eher gedeckte, auf die Wüsten- und felsigen Regionen der Drehorte in Neu-Mexiko abgestimmte Farbpalette. Aber dafür sehen die diversen Tönungen der Landschaftsformationen durchaus satt und überzeugend aus. Dank guten Kontrastumfangs und Schwarzwerts erscheinen die meist lichtdurchfluteten Bilder zudem sehr detailreich und knackig.

Auch beim Ton jeweils in Deutsch und Englisch in DTS-HD MA 5.1 gibt’s keine Beanstandungen. Betonter effektvoll agiert der ansonsten eher dezente Audio-Mix freilich allein in den Actionmomenten. Dort allerdings lässt er’s gewaltig Krachen.

Die Extras:

Die Boni-Sektion ist praktisch nicht der Rede wert. Sie wartet nämlich ausschließlich mit einer Handvoll Trailer als Eigenwerbung auf.

Fazit: Für das Blockbuster-Publikum dürfte Jane Got a Gun denn doch etwas zu unspektakulär gewesen sein. Im Heimkino wird er infolge des zu stereotyp geratenen Drehbuchs zwar auch nicht zum großen Wurf. Aber neben der ins Auge stechenden Natalie Portman ist gerade die geschickte Kameraarbeit mit ihren gestylten Bildern dabei hilfreich, die Schwächen der Story weitgehend zu überdecken und den Zuschauer solide zu unterhalten. Und das ist doch schon etwas.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.

Regisseur:
O’Connor, Gavin

Erschienen:
2016
Vertrieb:
Universum Film GmbH
Zusatzinformationen:
USA 2016

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