James Bond – Die Legende von 007

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
25. Dezember 2003
Abgelegt unter:
Lesen

„James Bond — Die Legende von 007“, so lautet der Titel des Buches von John Cork und Bruce Scivally — erschienen im Scherz Verlag (www.scherzverlag.de). Die Macher dürften als ausgewiesene Bond-Kenner zumindest den Besitzern der Bond-DVDs, durch die im Bonusmaterial untergebrachten sorgfältigen Dokumentationen zur Entstehung der Filme, hinlänglich bekannt sein. Auf 320 Seiten nimmt das Autoren-Duo eine kulturelle und mediengeschichtliche Würdigung des James-Bond-Phänomens vor. In einer Abfolge von griffigen Essays fokussiert das Buch auf die Entwicklung der Titelfigur, wobei die Filme interessanterweise auch im zeitgeschichtlichen Kontext — von der Kuba-Krise bis zum 11. September — beleuchtet werden.

Die Abhandlung sämtlicher Bond-Filme erfolgt allerdings im Rahmen eines erzählerischen Gesamtflusses, der in erster Linie um eine gewissenhafte Chronologie des Bond-Phänomens bemüht ist. Wer also schnell auf einen speziellen Film bezogene Informationen nachschlagen möchte, befindet sich im Nachteil. Für den erweisen sich Kapitelüberschriften wie „Agentenmanie“, „James Bond rettet die Welt“, „Der Höhenflug“ oder der abschließende „Index“ als nur begrenzt hilfreich; er ist vielmehr zum Blättern gezwungen. Dies ist etwas, das im Gesamtkonzept des Buches begründet liegt und von manchem Interessenten als kleines Manko empfunden werden dürfte. Damit ist diese Publikation verstärkt ein Lesebuch und weniger ein Nachschlagewerk; dabei eines, das den Leser zweifellos in seinen Bann zieht, ihn unterhält und zusätzlich durch die prachtvolle Ausstattung beeindruckt und fasziniert.

Der großformatige (annähernd im DIN-A3-Format) und mit rund 2 kg auch gewichtige Band wartet mit rund 550 hochwertigen und seltenen Abbildungen auf — zum Teil in ganz- und doppelseitiger Ausführung (!) und überwiegend in Farbe — und lädt dazu ein, in visueller Brillanz und Opulenz zu schwelgen. Möglich wurde dies durch enge Kontakte der Autoren zum Clan der Broccolis und Wilsons, was Zugang zu reichhaltigstem Archivmaterial ermöglichte. Und aus dem gleichen Grund konnte sogar der neueste Bond-Film, Stirb an einem anderen Tag, bereits vor dem Kinostart eingearbeitet werden. Die sich im Reichtum der Ausstattung spiegelnde Gunst der Bond-Film-Produzenten verlangt natürlich ihren Preis, geht auf Kosten einer kritischen Würdigung der Filme und ihrer Macher. Wer damit leben kann (gewiss viele), der dürfte an diesem — wahrlich einen fürstlichen Eindruck machenden — Vorzeigestück sehr viel Freude finden.

Rechtzeitig zum 40-jährigen Bond-Jubiläum erschien „James Bond — Die Legende von 007“ erstmalig im Oktober 2002 und ist nun, im August 2003, als im Preis drastisch reduzierte Sonderausgabe nochmals aufgelegt worden. Die für den Prachtband ursprünglich angesetzten 65 € waren zwar nicht überzogen, aber doch wohl eher etwas, bei dem nur Bond-Enthusiasten ohne zu überlegen beherzt zugegriffen haben. Hingegen mit jetzt nur noch knapp 30 € ist der luxuriöse Bildband für 007-Interessierte zum willkommenen Schnäppchen geraten.

Auch wer bereits [url=rezension.htm?rid=2033]„Das große James Bond Buch“[/url] von Siegfried Tesche besitzt, sollte „James Bond — Die Legende von 007“ eine Chance geben und bei der nächsten Shopping-Tour in Sachen Lesestoff zumindest einen tieferen Blick in den üppigen Band riskieren. Das Buch von John Cork und Bruce Scivally ist ein liebevoll und nobel gestaltetes Deluxe-Monument des Bond-Kultes, das diesen nicht allein beschreibt, sondern zugleich zelebriert. Siegfried Tesches Buch hingegen ist mit dem Rühren der Werbetrommel merklich zurückhaltender und nicht allein in der Aufmachung ein Stück nüchterner. Bei aller erkennbaren Liebe zum Sujet fokussiert es stärker auf kritische Informationen zum Thema, setzt dabei auch eigene Akzente und ist auch zum Nachschlagen übersichtlicher gegliedert. Dafür ist allerdings das Bildmaterial nicht allein mengenmäßig eher spartanisch schlicht, dazu weniger aufregend und auch „nur“ in Schwarz-Weiß vorhanden.

Beide Publikationen sind also nicht einfach annähernd identisch, sie vermögen vielmehr einander gut zu ergänzen. Wer sich zum Lesen dann noch einen Drink — natürlich nur geschüttelt, nicht gerührt — gönnt und dazu vielleicht außerdem noch als stimmungsvolle Tonkulisse Musik der EMI-Bond-Reissues erklingen lässt, der ist möglicherweise — zumindest bis zum nächsten Bond-Filmabenteuer — ziemlich wunschlos glücklich.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Erschienen
2003
Seiten:
320
Verlag:
Scherz Verlag
Kennung:
ISBN 3-502-15340-X
Zusatzinfomationen:
€ 29,90 (D)

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