Das Berliner Label duophon hat in der Reihe „Berliner Zeitgeist“, Edition „Berliner Musenkinder“ das Kompilationsalbum „Filmwalzer“ zum deutschen Filmkomponisten Hans-Martin Majewski (1911-1997) vorgelegt. Es präsentiert knapp 70 Minuten Walzerseliges aus Filmmusiken zum deutschen Nachkriegskino aus den Jahren 1952-1974. Auf dem nostalgischen Programmzettel stehen dabei fast durchweg Kinoproduktionen wie Männer im gefährlichen Alter (1954), Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1957), Menschen im Hotel (1958), Schachnovelle (1960), Rheinsberg (1967) und Der Lord von Barmbeck (1974). Von Majewskis TV-Vertonungen findet sich Frühling in Baden Baden (1967).
Hans-Martin Majewski zählte nicht allein im deutschen Nachkriegsfilm zur ersten Garde. Sein großes uvre umfasst neben vielen Vertonungen für Kino und TV sowie Musik zu Kultur- und Dokumentarfilmen auch rund 80 Bühnenmusiken. Dabei zeigt der Komponist neben Gewandheit in sinfonischen Ausdrucksformen auch Mut und Lust am klanglichen Experiment (hierzu siehe auch „Hans-Martin Majewski: Deutsche Filmkomponisten, Folge 10“).
Erfreulich, dass dem diskografisch unterrepräsentierten Komponisten jetzt ein weiteres CD-Album gewidmet ist. Der aus Hinterpommern gebürtige Komponist ist im Bewusstsein des Kino- und TV-Publikums zwar nicht durch in Serie produzierte Hits bekannt. Dafür stellt die vorliegende Kompilation sein melodisches Talent jedoch besonders schön unter Beweis. Titel wie der „Zaza Walzer“ aus Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull oder der „Thesi Walzer“ aus Heute heiratet mein Mann (1956) zeigen dabei, dass zum Ohrwurm kaum (wenn überhaupt) etwas fehlt.
Auch wenn es sich hier ausschließlich um Walzer handelt, monoton wird es trotzdem nicht. Vielmehr zeigte der Komponist, wie geschickt er es verstand, diesen im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts im bayerisch-österreichischen Raum entstandenen Tanz in facettenreichen Abwandlungen in seine Filmpartituren zu integrieren. Und ebenso, wie stilvoll es ihm gelang, diese Tanzform sowohl der Stimmung des jeweiligen Films anzupassen als auch mit der Zeit zu gehen. Allein eine vergleichende (Hör-)Betrachtung der hier versammelten drei Musette-Walzer – aus Sie (1954), Herr über Leben und Tod (1955) und Fabrik der Offiziere (1960) – stellt die Vielseitigkeit des Komponisten klar unter Beweis. Reizend ist auch der klassizistische Touch in der Walzer-Ouvertüre zu Operette (1964).
Die Qualität der Tonmaster ist (wie zu erwarten) leicht schwankend, was nicht einfach nur mit dem jeweiligen Alter korreliert. So klingt der o. g. aus 1956 stammende „Thesi Walzer“ merklich verhangener als die beiden Walzer aus dem 1952er Liebe im Finanzamt. Alles in allem hat die digitale Aufbereitung aber erfolgreiche Arbeit geleistet, hat für einen durchweg befriedigenden bis sehr guten, klaren Mono-Sound gesorgt. So erhält der Käufer eine nicht nur gut bestückte Majewski-Kompilations-CD. Er bekommt außerdem eine, die infolge ihres sehr gefälligen Tonfalls und der gebotenen melodischen Fülle besonders gut und schnell ins Ohr zu gehen vermag. Es handelt sich damit um ein sehr ansprechendes und zugleich unterhaltsames Album, das Lust auf mehr macht und hoffentlich nicht die letzte klingende Hommage an diesen Komponisten ist.
Wertungsmäßig ist derartigen Kompilationen immer etwas problematisch beizukommen. Als „Albumwertung“ halte ich hier vier Sterne und damit eine klare Empfehlung für angemessen.