Im Walde ist nicht Ruh’, dort geht’s vielmehr abenteuerlich zu. Glaubt man Epic – Verborgenes Königreich, tobt im für das menschliche Auge nicht sichtbaren Mikrokosmos ein fortwährender Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen gesunder und verrotteter Natur. Das Drehbuch orientiert sich dabei sehr frei an dem Kinderbuch „The Leafmen and the Brave Good Bucks“ des Amerikaners William Joyce, der übrigens auch für die Pixar-Studios diverse Charaktere für die Filme Toy Story und Das große Krabbeln entwickelt hat. Doch Epic – Verborgenes Königreich ist kein Pixar-Film, sondern stammt aus den Blue Sky Studios, der Nummero drei neben Pixar und Dreamworks, und damit von den Schöpfern der Ice-Age-Reihe, von Robots und Rio. Doch auch wenn der geradezu bestechende Pixar-Standard für Wald, etwa in Merida – Legende der Highlands oder auch für wirklich überzeugend nass ausschauendes Wasser (wie in Findet Nemo), nicht ganz erreicht wird, ist unübersehbar, wie die Blue Sky Studios seit den ersten Ice-Age-Filmen animationstechnisch zugelegt haben. Da kontrastiert der von sanftem, mitunter auch strahlendem Licht durchschienene, leuchtend grüne und in Teilen auch sehr farbenfrohe, gesunde Wald der Leafmen gelungen mit der einzig aus fahlen Grautönen bis zum Schwarz bestehenden, verfaulten und verdorrten Welt des schurkischen Mandrake, Anführer der Boggans.
Die von Regisseur Chris Wedge inszenierte, sehr geläufige Geschichte ist eher ein Konglomerat, denn eine Neuschöpfung: Horton hört ein Hu lässt mit der mikroskopischen Parallelwelt winziger Beschützer des Waldes, der Leafmen, ebenso grüßen wie etwa Liebling ich habe die Kinder geschrumpft, in Form der aus der Menschenwelt in das verborgene Königreich katapultierten Mary, Tochter des Naturforschers Professor Bomba. Hinzu kommen weitere Anleihen, etwa bei der unterschwelligen Öko-Botschaft oder den rasanten (Drachen-)Flugsequenzen in Avatar – Aufbruch nach Pandora. Was dabei herausgekommen ist, das ist zwar nun nicht besonders originell, allerdings erfüllt das nett zusammengeschusterte Konstrukt durchaus seinen Zweck und vermag solide zu unterhalten. Dafür zeichnen neben der ansprechend auf 3D konzipierten Optik auch witzige Sidegags verantwortlich, etwa das vorlaute Schnecken-Duo Mub & Grub, denen Oliver Kalkofe und Oliver Welke die Stimmen leihen. Josefine Preuß synchronisiert Mary, Raúl Richter den jungen Leafman Nod, in den sich Mary natürlich verguckt. Auch für den Finsterling Mandrake wird hochwertiges stimmliches Geschütz aufgefahren, in Form von Christoph Waltz. Dieser sorgt für schaurige Atmosphäre. Aber keine Angst: Dank einigem Wortwitz bleibt zwischendrin kein Auge trocken. Auch wenn hier zweifellos in erster Linie die Kleinen die Zielgruppe sind, junggebliebene Erwachsene mögen ebenfalls durchaus sitzen bleiben.
Epic 3D auf BD
Der Eindruck bei Auge und Ohr belegt gerade in HD sehr schnell, dass die technische Umsetzung sehr überzeugend gelungen ist. Einem fast durchweg knackigen Schärfeeindruck stehen neben den warmen wie satten Farben eine ausgeprägte Detailvielfalt sowie sehr guter Kontrast und Schwarzwert unterstützend zur Seite. Ebenso fein gibt sich der überaus solide, effektreiche wie klare Surroundsound. Geradezu vorbildlich ist die Unterteilung in über dreißig separat wählbare Kapitel, wobei es jedoch nur die 3D-Disc zusätzlich erlaubt auch eigene Marken zu setzen.
Die kleinere Bonikollektion befindet sich auf der BD-Disc mit der 2D-Version des Films. Davon betreiben kürzere Features wie „Der Kreislauf des Lebens im Wald“ ein wenig simplifizierten Biologieunterricht für die Kinder. Dafür wartet das rund 25-minütige Making-Of „Hinter den Kulissen von Epic“ immerhin mit einigen netten Einblicken in den Entstehungsprozess auf. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass sich im Set der Film außerdem noch in SD auf einer DVD befindet.
Danny Elfmans Filmmusik auf Sony Classical
Nach Frankenweenie, Hitchcock und Die fantastische Welt von Oz ist Epic bereits die vierte Elfman-Musik, die in diesem Jahr auf Cinemusic.de vorgestellt wird. Und auch diese, ähnlich wie der Film sicherlich kleinformatigere Komposition, enttäuscht nicht.
Wie in den Elfman-Musiken zu den vorstehend genannten Filmen bilden auch hier groß besetztes Orchester nebst Chor sowie dieses Mal als Würze und zur Charakterisierung der Leafmen zum Einsatz kommendes irisch anmutendes Kolorit die Ingredienzien einer im stilistischen Sinne sicher konventionellen und damit auch eher routinierten, aber deswegen eben gewiss nicht einfach hingeschluderten Fantasymusik von der „Stange“.
Obwohl Elfman nicht überrascht, vielmehr mit seinen sehr vertrauten, typischen Action- und sonstigen Standards aufwartet, verfügt die in Teilen zudem recht klangprächtig aufspielende Komposition über diverse ansprechende Momente. Bezugspunkte lassen sich diverse finden, reichen von den Batman-Scores über Black Beauty bis zu Alice im Wunderland und Die fantastische Welt von Oz. Zwar gilt auch für Epic, dass das thematische Material, insbesondere das im Zentrum stehende Hauptthema für die Leafmen, noch einen Schuss prägnanter, einprägsamer und damit prägender hätte sein dürfen. Darüber tröstet allerdings die effektvolle Instrumentierung zum Großteil hinweg. Somit verdient das alles in allem sehr unterhaltsame CD-Album in jedem Fall die kleine, mit drei Sternlein verbundene Cinemusic.de-Empfehlung. Was will man zwischendrin mehr?
Fazit: Wirklich episch ist Epic zwar nicht und ebenso wenig ein großer Wurf. Trotzdem vermag das rein aus diversen Vorbildern schöpfende Animationsmärchen dank seiner insgesamt recht liebevollen Machart, mit den geschickt eingestreuten Gags sowie einer mit coolen Sprüchen durchweg guter Sprecher aufwartenden, spritzigen Synchronisation, kurzweilig zu unterhalten. Auch wenn sich das Animationsspektakel in erster Linie an die Kinder wendet, dürfte auch mancher junggebliebene Erwachsene seinen Spaß daran finden. Bereits in 2D erscheinen die meist sehr ansprechend animierten Bilder betont plastisch. In 3D betrachtet bereiten Sie dann aber schon noch ein gutes Quäntchen mehr an Spaß.
Zwar erweist sich auch Danny Elfmans Filmmusik als ebenso wenig rekordverdächtig. Doch nach ein paar Mal Hören geht dieses Produkt gekonnter Routine immer besser ins Ohr und ist in Form des gut geschnittenen Sony-Albums schließlich denn doch etwas mehr als „nur“ ein nettes, klingendes Film-Souvenir.
Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.
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