Die weiße Feder

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
23. Dezember 2010
Abgelegt unter:
DVD

Film

(4/6)

Bild

(3.5/6)

Ton

(3.5/6)

Extras

(3.5/6)

Das Western-Lexikon von Joe Hembus zitiert zu Robert D. Webbs (1903—1990) Film stimmig aus einer zeitgenössischen US-Kinokritik: „White Feather ist ein Film im Geist von Broken Arrow, dessen Regisseur Delmer Daves am Drehbuch mitgearbeitet hat“.“

4188Das Vorbild ist klar Delmer Daves’ Broken Arrow• Der gebrochene Pfeil (1950), in dem James Stewart, Jeff Chandler und ebenfalls Debra Paget mitwirken. Böse Zungen sprechen sogar von einem Abklatsch in CinemaScope. Das ist jedoch stark übertrieben, obwohl Debra Paget eine vergleichbare Rolle wie im genannten Vorbild verkörpert, die Geschichte klar eine Variante ist und Hugo Friedhofer in seiner Filmmusik in vielem ebenfalls auf das bereits für den 1950er Broken Arrow komponierte Material zurückgegriffen hat.

Sicherlich wirkt die Filmstory trotz ihrer unzweifelhaften Ambitionen, den Indianern gerecht zu werden, gerade aus heutiger Sicht etwas betulich und hat einige Schwachpunkte. Besonders kritisierbar ist das Finale, wo die letztlich doch gewaltsame Umsiedlung der Indianer eher verharmlosend dargestellt wird. Und auch dem, wie in Broken Arrow, erhobenen Anspruch, exakt so habe es sich zugetragen, werden beide Filme nicht gerecht. Beide interpretieren zugrunde liegende historische Ereignisse vielmehr sehr frei. Aber auch wenn die indianischen Hauptfiguren von Weißen gespielt sind (z. B. Eduard Franz als Häuptling Broken Hand oder der damalige Teenie-Schwarm Jeffrey Hunter als Little Dog), wirken die verkörperten Charaktere sympathisch und glaubwürdig. Und das gilt auch für die sorgfältige Ausstattung des Dorfs der Cheyenne, in das der weiße Hauptcharakter, Josh Tanner (Robert Wagner), in einer eindrucksvoll symbolhaft inszenierten Szene reitet. Robert Wagner (•1930) war damals ein vorzeigbarer Jüngling und wird TV-Serienfans besonders aus Ihr Auftritt, Al Mundy!, Hart aber herzlich oder auch dem sehr erfolgreichen Katastrophenfilm Flammendes Inferno (1974, Musik: John Williams) geläufig sein.

Sicher ist Die weiße Feder heutzutage eindeutig das Kind einer anderen Zeit. Das soll nun — auch nicht indirekt — heißen, dass damals alles besser gewesen sei. Aber auch beim aufgeschlossenen, nicht ausschließlich auf die mitunter übertrieben actionlastige moderne Unterhaltungskost abonnierten jüngeren Filminteressierten dürfte mehr als pure Nostalgie der Aspekt sein, welcher diesen Western der Fifties sehenswert macht. Hier kommt klar der auf seine Kosten, der sich eine Geschichte nach Art der alten Schule, in ruhigerer Art und Weise, erzählen und optisch in eindrucksvoll inszenierten Scope-Panoramen verpackt servieren lassen mag. Und gerade bei letzteren — die Außenaufnahmen entstanden im mexikanischen Victoria de Durango — hat Die weiße Feder einiges an prächtigen Bildern von epischem Format zu bieten. Und trotz einiger eher schludrig inszenierter Stunts ist es gerade die grandiose Wirkung der brillanten Scope-Einstellungen mit ihren massig in Szene gesetzten Indianern wie auch Kavallerie, was die unterm Strich beachtliche Wirkung des Films ausmacht.

Die weiße Feder auf DVD

4189Die vorliegende Edition bildet die Nr. 1 der Reihe „Koch Media Western Legenden“. Die DVD überzeugt mit einem zwar nicht der Topklasse zugehörigen, aber durchaus beachtlichen Bild. Neben dem annähernd originalen Scope-Format wartet es mit solider Schärfe, Kontrast und Detailliertheit auf. Die Farben sind zwar durch ausgeprägten Blaustich gekennzeichnet, was besonders die Landschaften mitunter etwas unnatürlich aussehen lässt. Die Fleischtöne wirken dafür ordentlich, und das gilt denn schlussendlich auch für den resultierenden Gesamteindruck. Besonders der stereofone englischsprachige Originalton kommt für sein Alter recht frisch herüber. Der Raumklang ist dabei durchaus nett. Großartige Surroundeffekte darf man freilich nicht erwarten. Das deutsche Pendant erklingt in naturgemäß etwas trockenem, aber solidem Mono. Der zum im Original noch im Format 1 : 2,55 produzierten Film zugehörige deutsche Vier-Kanal-Magnetton steht wohl nicht mehr zur Verfügung. Die kleine Boni-Kollektion ist ebenfalls durchaus okay. Sie wartet mit Trailern und einer umfangreichen Bildergalerie auf.

Das im Digi-Book eingeklebte achtseitige Begleitheft bietet dazu einen guten Einführungstext zum Film von Hank Schraudolph und präsentiert außerdem eine doppelseitige Auswahl nostalgischer Werbematerialien. Wer sich über das große FSK-Logo auf dem Frontcover ärgert, sei beruhigt: Es handelt sich erfreulicherweise um einen problemlos entfernbaren, nur aufgeklebten Sticker.

Fazit: In den 60er bis 80er Jahren waren solche Edelwestern noch relativ regelmäßige Gäste im TV-Programm. Heutzutage sind sie nur noch selten anzutreffen. Und gerade die im Kielwasser von Broken Arrow schwimmende weiße Feder hatte dabei eher selten ihren Auftritt. Umso erfreulicher ist es, dass der Film nun auch in solider Edition zum fairen Preis auf DVD verfügbar ist. Zwar ist Die weiße Feder weder wahr noch perfekt, aber sehr unterhaltsam und dabei recht bildgewaltig. Und das gilt letztlich ähnlich für Kevin Costners derzeit so beliebten, in Teilen allerdings doch etwas überschätzten Ausflug ins Western-Genre Der mit dem Wolf tanzt (1990, Musik: John Barry).

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema „Blu-ray-Disc versus DVD“.

Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zum Jahresausklang 2010.

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Regisseur:
Webb, Robert D.

Erschienen:
2010
Vertrieb:
Koch Media DVD
Kennung:
DVM000666D
Zusatzinformationen:
USA 1955

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