Die Abenteuer des Robin Hood (Special Edition)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
13. Dezember 2003
Abgelegt unter:
DVD

Film

(6/6)

Bild

(5.5/6)

Ton

(3/6)

Extras

(6/6)

Die Abenteuer des Robin Hood als DVD-Special-Edition

Die ideale Ergänzung zur Marco-Polo-CD ist Warners Doppel-DVD-Special-Edition im geschmackvollen Digi-Pack. DVD-1 präsentiert den Film in fast makelloser Qualität. Hier bietet sich der Vergleich mit der US-Laser-Disc-Ausgabe von 1992 an. Diese bringt den Spielfilm bereits sehr beeindruckend auf die Mattscheibe: wobei hier neben einer Reihe kleinerer Bildfehler in einigen wenigen Szenen die Farbwiedergabe nicht optimal ist. Die Farben der DVD sind durchweg tadellos und auch Kontrast und Detailliertheit erreichen insgesamt sogar noch etwas bessere Werte. Als kleine (!) Einschränkung muss hier aber ein passagenweise immer wieder auftauchender leichter Griesel genannt werden, der im Bild für etwas Unruhe sorgt. Die Laser-Disc ist hier allerdings mit durchgehend leichtem Chroma-Rauschen bei der Sache. Unterm Strich würde ich den Bildeindruck von LD als etwas schlechter und daher knapp hinter der DVD einordnen. Mit diesem kleinen, den Spitzenplatz in der Bild-Bewertung kostenden Manko kann man aber mehr als nur bescheiden leben, denn nur für ein „Perfekt“ reicht es nicht, hingegen für ein „Sehr Gut“ allemal.

Den Ton gibt es in Deutsch, Englisch und Spanisch in ordentlichem Mono-Sound, wobei besonders die Musik in der englischen Version am klarsten klingt. (Der englische Ton der Laser-Disc hält da nicht mit, ist in weiten Teilen durch Verzerrungen beeinträchtigt.) Wer möchte, kann zum Film einen sehr informativen Kommentar des renommierten Filmhistorikers und Errol-Flynn-Kenners Rudy Behlmer anwählen oder auch die isolierte Korngold-Musik auf einer separaten Musikspur parallel zum Film anhören.

Über das weitere beigegebene Zusatzmaterial kann sich König Kunde nicht nur nicht beklagen, es dürfte sogar kaum noch sinnvoll zu erweitern sein. Mit spürbarer Liebe und Akribie hat man hier eine Fülle von Material zusammengetragen, das sowohl die Entstehung des Films als auch sein zeitliches Umfeld lebendig werden lässt. Hierfür steht die knapp einstündige Dokumentation „Welcome To Sherwood: The Story of Robin Hood“, in der sich auch ein Segment mit Korngolds Musik befasst. Daneben gibt es Einblicke in frühere Leinwandversionen, besonders in die Douglas-Fairbanks-Fassung von 1922. Und ebenso Einblicke in Kunsthistorie, Kostümdesign, Szenen- und Konzeptskizzen und Weiteres in Bilder-Galerien. Sehr liebevoll gemacht ist eine Art von „Making Of“, in dem selten zu sehende Privataufnahmen (auf Schmalfilm) von den Dreharbeiten zu sehen sind. Und sogar eine Reihe geschnittener Szenen haben sich im Archiv auftreiben lassen und werden von Rudy Behlmer versiert kommentiert. Und ebenso ist eine Errol-Flynn-Kuriosität im Angebot: Der 1946er Kurzfilm Cruise of the Zaca.

2717Aber damit noch nicht genug: Ein lustig anzuschauender Kinokurzfilm — gezeigt im Vorprogramm jener Zeit — präsentiert im Stile von „Pleiten, Pech und Pannen“ die witzigsten Pannen bei den Drehs der Warner-Filme des Jahres 1938. Weitere Blicke ins zeitliche Umfeld liefern Wochenschauausschnitte, der Kino-Trailer zu Angels with Dirty Faces, und auch Warners Toon-Helden Bugs Bunny und Daffy Duck werden bei ihrer Auseinandersetzung mit der Robin-Hood-Legende ins Bild gesetzt.

Daneben ist die ebenfalls rund einstündige Dokumentation „Glorious Technicolor“ ein Highlight, das mit wertvollen Informationen zur Entwicklung des berühmten Farbverfahrens aufwartet. Hier wird auch gut verdeutlicht, dass Farbe im Kino seinerzeit weder eine bislang kaum gebotene, noch eine einfach heiß ersehnte Angelegenheit war. Im Gegenteil: Weite Teile des Publikums und der Kritik waren der oftmals nur bescheidenen bis schlechten Ergebnisse unzähliger vorangegangener Farbexperimente eher überdrüssig. Und so wurde das neue 3-Farben-Technicolor anfänglich eher misstrauisch beäugt, musste sich erst durchsetzen.

Es ist allerdings etwas merkwürdig, in einem Segment zu Technicolor, das natürlich zugleich ein legendäres Synonym für die Entwicklung der Farbe im Kinofilm allgemein ist, allein das Kodachrome-Verfahren als Ablösung anzuführen. Das deutsche Agfacolor als die Mutter aller modernen (Mehrschicht-)Farbfilmverfahren an dieser Stelle zu unterschlagen, ist zumindest irreführend — mutet fast schon etwas patriotisch angehaucht an.

Aber das macht letztlich (fast) gar nichts! Der Sammler sollte sich daher weder die herrliche Neueinspielung der Filmmusik noch die edle DVD-Edition entgehen lassen. Auch wenn die beiden Ausgaben der Filmmusikneueinspielung (auf CD und DVD-A) äußerlich ein wenig unscheinbar wirken — als fast schon hässliche Entlein daherkommen — ihr Inhalt entpuppt sich als stolzer Schwan.

Fazit: Alles in allem ist The Adventures of Robin Hood ein frischer, von Humor, Action und üppiger Ausstattung geprägter, stilvoller und wohl auch zeitlos schöner Abenteuerfilm. Einer, der seine Zuschauer einlädt, für begrenzte Zeit der Wirklichkeit zu entfliehen, sich dabei eine fremde märchenhafte Welt zu entdecken und zu erträumen. Er steht damit in besonderem Maße für den klassischen Kino-Slogan: „Mach dir ein paar schöne Stunden, geh ins Kino!“ Aber ebenso gilt: „Mach dir ein paar schöne Stunden, geh ins Pantoffelkino und gönne dir außerdem noch die Filmmusik!“

© der Abbildungen auf dieser Seite bei Naxos und Warner Brothers.

Regisseur:
Curtiz, Michael

Erschienen:
1938
Land:
USA
Vertrieb:
Warner Brothers
Kennung:
DVD 6513195 (2003)

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