Der zuvor bereits auf DVD veröffentlichte Reed-Klassiker wurde bereits 2015 im Auftrag von Studiocanal bei Deluxe in Großbritannien einer sorgfältigen 4K-Restaurierung unterzogen, und dieser Neu-Transfer ist daraufhin erstmalig im Juli desselben Jahres auf DVD und BD erschienen. Im Jahr 2019 folgte eine 4-Discs (1x BD, 2x DVD sowie 1x Filmmusik-CD) umfassende „Limited 70th Anniversary Collectorʼs Edition“. Anlässlich des 75. Jubiläums des Films hat Studiocanal nun nochmals eine Special Edition im Schuber herausgebracht, die neben einem beachtlichen Begleitheft und der BD erstmalig auch eine UHD-BD enthält. Dabei hat die aktuelle 4K-Version des Films inzwischen auch die große Kinoleinwand erblickt. Diese war am 27. Oktober 2024 als Teil des FILM RESTORED Festivals in Berlin zu sehen.
Bild und Ton
Das HD-Bild wird im Akademie-Format (1:1,37) präsentiert. Auch wenn mir Der dritte Mann bisher nie in wirklich schlechter Verfassung untergekommen ist, verzeichnet die restaurierte Fassung bereits von der BD klaren qualitativen Mehrwert im erheblich geschärften, markanteren Kontrast und den so deutlich vielfältiger erscheinenden Grauabstufungen bis herunter zum satten Schwarz. Zum Vergleich diente eine etwa drei Jahre zurückliegende TV-Aufzeichnung des Films in HD im Rahmen eines 3sat-Thementags, die für sich genommen zwar ebenfalls durchaus solide aussieht, aber gegenüber der BD-Ausgabe eindeutig kontrastschwächer und insgesamt matter erscheint. Von BD ist nicht nur der Schärfeeindruck insgesamt überlegen, auch diverse Bilddetails sind nun nochmals deutlicher zu erkennen. Der Unterschied zur UHD-Version fällt dagegen doch eher geringfügig aus. Der gegenüber der BD vergrößerte Kontrastumfang bringt zwar noch an einzelnen Stellen ein dezentes Quäntchen mehr an Brillanz in der Darstellung der vielfältig schattierten Graustufen. Von spektakulär kann hierbei allerdings nicht wirklich die Rede sein.
Der sehr solide, aber zwangsläufig unspektakuläre Mono-Tonmix (sowohl in Deutsch wie in Englisch) klingt insgesamt sehr frisch und präsent und ist auch frei von Verzerrungen.
Extras
Einen markanten Pluspunkt bildet in der aktuellen Edition das 64-seitige Begleitheft, welches neben diversem seltenem Bildmaterial auch mit sehr informativen Texten aufwartet. Dabei sticht der Beitrag von John Walsh, Autor des jüngst erschienenen Buchs „The Third Man: The Official Story of The Film“ (Titan Books) besonders hervor. Walshs „Auf der Suche nach dem dritten Mann“ bildet hier eine kleine aufschlussreiche, für die aktuelle Buchveröffentlichung werbende Vorschau. Dieses brandaktuelle Buch scheint in besonderem Maße dazu geeignet zu sein, beim Vergleich des über die Jahrzehnte entstandenen Mythos mit den eindeutig belegbaren Fakten schon noch einige zusätzlich erhellende Akzente in der Betrachtung des Films setzen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass dieses mittelfristig auch in einer deutschen Übersetzung vorliegen wird.
Bei den Boni ist einzig das rund 6-minütige Audio-Interview „Noreen Ackland über Der dritte Mann“ neu. Die übrigen Teile, der umfangreichen Kollektion entstammen den diversen Vorläufer-Editionen. Neben der Doku in Spielfilmlänge (94 min.) „Auf den Spuren des Dritten Mannes“ ist dabei besonders die knapp 20-minütige Bonus-Featurette „Die Restaurierung“ erwähnenswert. Dabei wird nämlich besonders detailliert verdeutlicht, wie arbeitsintensiv und aufwändig derartige Restaurationen sind. Die erforderlichen Korrekturen von Fehlern in den transferierten Ausgangsmaterialien werden zwar von Software unterstützt. Es kommen aber eben auch viele von Hand vorzunehmende Schritte hinzu, die nur zu allererst am PC mit Großbildmonitor erarbeitet werden. Deren Perfektionierung muss zwischendrin durch Tests unter Kinobedingungen mit Großbildprojektion sichergestellt werden. Bemerkenswert ist hierbei auch der bei Schwarz-Weiß zuerst merkwürdig erscheinende Begriff des Colour-Gradings, der hier nun für die vielfältig ausbalancierten Grauabstufungen steht.
Alles in allem ist die aktuelle 75th Anniversary Edition insbesondere für diejenigen eine feine Angelegenheit, die bereits vor 2015 etwas dazu auf Video erworben haben. Studiocanal sollte sich jetzt besonders um Carol Reeds übriges Vermächtnis verdient machen. Neben einigen seiner hierzulande praktisch unbekannten War Documentaries sollten die Spielfilme The Fallen Idol und insbesondere Odd Man out vergleichbar hochwertig zugänglich gemacht werden.
Zum „Kommentar zum Film“ geht’s hier.
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