Geheimauftrag für John Drake zählte zu den besonders beliebten Vorabend-TV-Events in der ARD in den Jahren 1962 bis 1965. Ein smarter Patrick McGoohan verkörpert den Titelhelden, einen Top-Geheimagenten, der im Auftrag der Nato fast unmögliche Aufträge erledigt.
Wenn McGoohan sich eingangs jeder Folge vorstellt mit „Mein Name ist Drake: John Drake!“, dann nimmt besagter John Drake eine der so typischen Manierismen vorweg, die man von einem rund zwei Jahre später seine legendäre, bis heute andauernde Karriere beginnenden Kollegen gewohnt ist: James Bond. (Der erste, den Grundstein für die Serie legende Film des Geheimagenten ihrer Majestät, James Bond jagt Dr. No, kam im Oktober 1962 in die Kinos.) Ähnlich wie seinen berühmten Kollegen Bond führen auch Drake die Einsätze rund um die Welt. Gegenüber dem schwachen Geschlecht erweist sich dieser allerdings eher betont britisch gentlemenlike und damit deutlich weniger sexy als James Bond. In diesem Punkt war der streng katholisch erzogene Patrick McGoohan besonders prüde, er lehnte aber auch Brutalitäten im Film ab. Und so setzt John Drake seine Gegner eher stilvoll, mit Verstand und Humor, nicht durch rohe Gewalt außer Gefecht.
Natürlich sieht man hier deutlich, dass mit kleinem Budget gearbeitet und man entsprechend ohne groß angelegte Szenen und Special-Effects auskommen musste. Allerdings, trotz dieser und anderer sichtbarer Patina, besitzen die Abenteuer des Geheimagenten John Drake auch rund 45 Jahre nach ihrer Erstausstrahlung zum überwiegenden Teil noch beträchtlichen Charme. Für eine Vorabend-TV-Unterhaltung ohne Anspruch auf Tiefgang erweisen sie sich als pfiffig und sind keineswegs lieblos inszeniert; etwas, das man von der Masse des heutzutage üblichen TV-Serien-Angebots kaum behaupten kann.
In den Jahren 1960/61 entstanden 39 Folgen der Serie mit jeweils 25 Minuten Länge, von denen 32 Episoden im deutschen TV gezeigt worden sind. Allerdings sind die deutschen Fassungen um jeweils rund fünf Minuten gekürzt worden, um in das damalige Vorabend-Programmschema der ARD zu passen. Epix Media AG hat Ende 2006 nun diese komplette erste Serienstaffel in zwei Boxen mit jeweils 4 DVDs, mit einer Gesamtlaufzeit von rund 1650 Minuten herausgebracht. Diese beachtliche Laufzeit von ca. 27,5 Stunden kommt zustande, weil sowohl die gekürzten deutschen als auch sämtliche englischen Originalfolgen vertreten sind. Dabei bestechen besonders die englischen Originalfassungen durch ihr fast durchweg in differenzierten Grautönen sehr fein abgestuftes und sauber durchzeichnetes, rauscharmes und scharfes Schwarzweiß-Bild. Die Bildqualität der deutschen Fassungen liegt ein Stück darunter. Sie ist für sich genommen aber ebenfalls ordentlich. Das durchaus ansehnliche Bild ist im Vergleich zur Originalversion in den Flächen körniger und vor allem merklich weniger detailfreudig. Den Ton gibt’s dazu jeweils in klarem, sauberem Mono. Zusätzlich können solide ausgeführte Untertitel wahlweise in Deutsch oder Englisch angewählt werden. Darüber hinaus finden sich leider nur eine Biografie von Patrick McGoohan sowie ein etwas schlichter Episodenführer (mit knappen Hinweisen zur jeweiligen Handlung) auf Texttafeln sowie eine Fotogalerie. Das ist zwar nun gewiss nicht einfach schlecht, schneidet aber im Vergleich mit dem vorzüglichen Begleitheft der DVD-Box zu Nummer 6 zwangsläufig mäßiger ab. Es ist einfach nicht dasselbe, in einem übersichtlichen Begleitheft stöbern zu können oder sich auf Texttafeln via TV-Bildschirm informieren zu müssen.
Für Patrick McGoohan war Danger Man das Vorspiel zur ambitionierten Eigenproduktion Nummer 6, bei der auch Danger-Man-Kameramann Brendan J. Stafford wieder mit von der Partie war und zu besonderer Hochform auflief. Danger Man entwickelte einige Beliebtheit, ja sogar gewissen Kultstatus; wohl auch, weil sein Hauptdarsteller es seinerzeit abgelehnt hatte, die Rolle James Bonds zu übernehmen. Beflügelt vom Erfolg der Bond-Filme wurden dafür 1964 nochmals 47 Folgen — jetzt à 45 Minuten — nachgelegt, die im US-TV auch unter dem Titel Secret Agent gezeigt worden sind.
Dieser Artikel ist Teil unseres Spezialprogramms zu Ostern 2007.
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