Gian Carlo Menotti
Der 1911 in Italien Geborene übersiedelte mit 17 Jahren in die USA, wo er infolge der langen Freundschaft zu Samuel Barber lange Zeit lebte. Im Jahr 1958 war Menotti Mitbegründer des Festivals im italienischen Spoleto, mit dessen Orchester und Interpreten diverse Einspielungen der Werke des Komponisten auf dem Chandos-Label vorliegen. Von seinen modernistisch-avantgardistisch orientierten Zeitgenossen sticht seine oftmals innig lyrische und von ausdrucksvollen Melodien romantischer Prägung bestimmte Musik deutlich ab, womit er seinem Landsmann Nino Rota nahe steht. Ob man Menottis nicht avantgardistische Musik, eine, die traditionelle Vorbilder nicht verleugnet, für das 20. Jahrhundert als zeitgemäß ansehen oder (m. E. vorschnell) als eklektizistisch und altbacken abtun will, muss jeder für sich entscheiden. Ich empfehle, dieser frischen und durchaus persönlich gehaltenen Tonsprache eine Chance zu geben.
Die beiden hier ausgewählten Chandos-CDs präsentieren in erster Linie eine Reihe seiner Orchesterwerke. In der Anfang der 1950er Jahre entstandenen dreisätzigen „Apocalisse“ bringt der Komponist seine Vision der Apokalypse musikalisch durch eindringliche und markante Kontraste zum Ausdruck. Der episch gehaltene erste Satz „Improperia“ wird von immer wiederkehrenden Fanfaren bestimmt. Seine ausgeprägte Dynamik steht in scharfem Kontrast zur Statik der lyrischen Schönheit des postapokalyptischen Jerusalems in „La città celeste“. Im finalen „Gli angeli militanti“ geht es um die apokalyptischen Reiter. Deren zerstörerisches Werk kann musikalisch allerdings auch, wie das Booklet darlegt, als ein nicht enden wollendes zyklisches Ringen gedeutet werden.
Die Fantasie für Cello und Orchester ist eine Art einsätziges Cellokonzert, das zum einen fest im Geist der romantischen Tradition wurzelt, sich zum anderen aber durch im Mittelteil eigenwillig und markant gestaltete Passagen zugleich von den Vorbildern abhebt und dadurch persönliches Profil erhält.
Dem Ballett „Sebastian“ liegt ein eigenwilliger und zum Teil recht drastisch anmutender Handlungsablauf, angesiedelt im Venedig des 17. Jahrhunderts, zugrunde, der allerdings für das Verständnis der herrlichen Musik unerheblich ist. Dank der Wärme im Ausdruck, abwechslungsreicher Rhythmik und fast schon einer Fülle eingängiger und mitreißender Melodien sowie überaus farbiger Instrumentierung vermag diese Musik unmittelbar zu beeindrucken, ja mitzureißen.