Joseph Marx (1882-1964)
Joseph Marx, geboren in Graz, gehört heutzutage zu den weitgehend Unbekannten. Zu Lebzeiten war er ein viel beschäftigter und besonders in der zweiten Lebenshälfte hoch angesehener Künstler und Musikpädagoge und zugleich ein ausgesprochener Gegner der „Neuen Wiener Schule“ um Schönberg. Die auf der vorliegenden CD erstmalig und außerdem ungekürzt erklingende „Natur-Trilogie“ zeigt ihn als einen im Ausdruck tiefromantischen Meister des Wohlklanges, einen, der den Impressionismus hörbar schätzte. Nicht allein die einleitende „Symphonische Nachtmusik“ gemahnt überdeutlich an das Vorbild Claude Debussy. Der Mittelteil, „Idylle — Concertino über die pastorale Quart“, gerät durch seine ausgeprägte stilistische Nähe zum berühmten „Nachmittag eines Fauns“ sogar zur klaren Debussy-Hommage.
Eine kleine, für Filmmusikfreunde interessante Kuriosität am Rande: Der spätere Filmkomponist Rolf Wilhelm erhielt übrigens im Kriegsjahr 1942 Gelegenheit, einige Monate bei Joseph Marx in Wien zu studieren. Die Begegnung mit der damals noch weitgehend unbekannten Klangwelt des Impressionismus in den Marx’schen Kompositionen beeindruckte ihn seinerzeit tief. Auch für den heutigen Hörer sind die Klangwelten des Joseph Marx noch ebenso anhörens- und entdeckenswert. Hier begegnet ihm außerdem eine Musik, die für alle, die den Weg zum musikalischen Impressionismus gefunden haben, keine Einstiegsprobleme bereitet. Die Bochumer Symphoniker unter Steven Sloane liefern eine engagierte und sehr saubere Darbietung und auch die Tonqualität der im Maximilian-Park in Hamm erstellten Aufnahme ist sehr überzeugend geraten.
Initiator der vorliegenden CD ist Berkant Haydin, zugleich Autor des Begleithefttextes sowie der dem Komponisten gewidmeten Website: www.joseph-marx.org. Die CD ist übrigens der Beginn einer Reihe mit sämtlichen Orchesterwerken des österreichischen Komponisten auf dem ASV-Label.