Der japanische Regisseur Hideo Nakata hatte im Land der aufgehenden Sonne mit seinen Horrorfilmen Ringu (1998) und Dark Water derart großen Erfolg, dass er zwischenzeitlich auch in Hollywood arbeitet. Während Gore Verbinski The Ring (2002) das Remake von Nakatas Ringu inszenierte, hat sich der Japaner als US-Regiedebüt die Fortsetzung, The Ring Two, höchstpersönlich vorgenommen.
Fernsehen und Video als Instrumente modernen Horrors: Dieses Mal spukt das Videoband! Es geht um eine fluchbeladene Videokassette, über die der offenbar rachsüchtige Geist eines ermordeten Mädchens neue Opfer sucht. „Wenn Du stirbst, siehst Du den Ring“ heißt die anfänglich unverständliche Botschaft, die jeder, der sich besagte Videokassette anschaut, erhält: worauf er binnen sieben Tagen sein Leben verliert. Und wie es sich gehört, kommt ein böser Geist, wenns einigermaßen in der Kasse klingelt, nicht so schnell zur Ruhe: und siehe da, schon ist er da: The Ring Two.
Vom 2002er Score aus dem Hause Media Ventures war bislang keine offizielle CD erhältlich. Dafür kursieren aber offenbar insgesamt drei (!)Bootleg-Ausgaben. Wartete das erste mit gerade mal 26 Minuten Musik auf, sind die Nachfolger auf 33 bzw. 38 Minuten verlängert. Anlässlich von The Ring Two ist nun von Decca ein offizielles Album mit Musik aus beiden Filmen erschienen. Von den rund 63 Albumminuten entfallen auf beide Ring-Scores rund 51, den Rest bilden vier eher blasse Remix-Tracks, in denen Teile der Scores mit massiven Ambient-Anteilen und/oder ebenso synthetischer Rhythmik aufgepeppt worden sind; mein Fazit: anhörbar, aber letztlich entbehrlich.
Umso interessanter sind die ersten acht Tracks der CD. Der Score ist von tiefen Streichern dominiert: Celli und Kontrabässe tragen die Hauptlast, Klavier und Glockenspiel setzen zusätzliche klangliche Akzente. Im Zentrum steht ein einfaches liedartiges Thema, das wie ein nach Moll transponiertes Kinderlied anmutet. Hinzu kommt noch eine knappe motivische Tonfolge, deren partiell unermüdlicher Einsatz der Komposition minimalistische Züge verleiht.
Erfreulich ist, wie recht einfallsreich und wirkungsvoll mit dem Thema im Score gearbeitet und gestaltet wird. Der die Cello-Soli interpretierende Media-Ventures-Jünger, der Schweizer Martin Tillmann dürfte daran den Hauptverdienst haben. Neben ihm ist auch der aus Lauras Stern geläufige Henning Lohner mit von der Partie — wobei in den Album-Credits noch drei weitere Namen auftauchen. Ähnlich wie (wohl nicht nur) bei Lauras Stern, dürfte Hans Zimmer wohl auch bei dieser Filmmusik in erster Linie das Thema und seinen zugkräftigen Namen eingebracht haben.
Wie auch immer, diese (Team-)Leistung ist unterm Strich recht beachtlich geraten. Sowohl die thematischen Varianten als auch die klanglichen Einfälle sind nicht ohne Geschick realisiert. Im Gegensatz zu Hannibal, der für meinen Geschmack allzu sehr zwischen Mahler (Light-)Plagiat und absolut standardisiertem Synthiehorror pendelt, ist die Musik zu den beiden Ring-Filmen deutlich eigenständiger und wirkt frischer. Wertungsmäßig sind hierfür drei Sterne ein Muss und mit etwas gutem Willen auch noch ein halber Stern mehr vertretbar.