Das schwarze Schaf

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
23. Dezember 2014
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(4/6)

Bild

(5/6)

Ton

(3/6)

Extras

(2/6)

Die zwei ersten deutschen Pater-Brown-Verfilmungen mit Heinz Rühmann gibt’s jetzt auch in HD auf Blu-ray: Das schwarze Schaf (Regie: Helmut Ashley) und Er kann’s nicht lassen (Regie: Axel von Ambesser). Rühmanns Interpretation unterscheidet sich zwar sehr vom Father-Brown in den als Vorlage dienenden Stories von Gilbert Keith Chesterton. Doch das tut hier dem Unterhaltungswert überhaupt keinen Abbruch. Wortwitzige, aber zugleich warmherzige Seitenhiebe auf Klerus wie Gesellschaft sowie eine, auch neben Heinz Rühmann, besonders sorgfältig gewählte Darstellerriege (u. a. Siegfried Lowitz, Lina Carstens, Herbert Tiede, Friedrich Domin und Karl Schönböck) bilden hier das Salz in der Suppe und sind mit dafür verantwortlich, dass die beliebten Filme unzählige Male im Fernsehen gezeigt worden sind. Auch wenn also eher Rühmann- denn Father-Brown-typisch, zählen die beiden Streifen zu seinen besonderen Leinwanderfolgen. Zugleich haben sie das hiesige Pater-Brown-Bild entscheidend mitgeprägt.

Nach diesen beiden von der Bavaria noch in feinstem Schwarzweiß produzierten Streifen folgte 1968 dann noch Die Abenteuer des Kardinal Braun, welche, wie häufiger zu lesen, das filmische Duo angeblich zur so genannten „Pater-Brown-Rühmann-Trilogie“ komplettiert. Allerdings hat dieser von Lucio Fulci nicht für die Bavaria, sondern für die Roxy Film GmbH inszenierte Film mit seinen beiden Vorläufern außer dem Darsteller der Titelfigur praktisch nichts mehr gemein. Fulcis Kardinal Braun ist trotz Farbe zu nur mehr plattem Klamauk degeneriert, der von seinen charmanten sw-Vorgängern bereits atmosphärisch unangenehm absticht. Dies entlarvt die Bezeichnung „Pater-Brown-Rühmann-Trilogie“ als eine in die Irre führende Mogelpackung.

Das schwarzweiße Pater-Brown-Duo erstmalig in HD auf Blu-ray

Zwar erscheinen die beiden 60er-Jahre Filme von BD nicht durchgängig in einheitlicher Top-Qualität, aber gegenüber den DVD-Ausgaben ist die Qualität kräftig gesteigert. Was jetzt in HD umso deutlicher hervorsticht sind qualitative Schwankungen, insbesondere beim Schärfeeindruck, welche bei den DVD-Ausgaben erheblich weniger deutlich sind. Das schwarze Schaf wartet insbesondere in den sehr liebevoll ausgeführten, erstklassig ausgeleuchteten Studio-Shots mit vielseitig abgestuften Grauabstufungen bis zum soliden Schwarz, etwa von Pater Browns Soutane, auf. Das ist exzellent ausschauendes Schwarz-weiß-Kino annähernd in Topqualität. Dagegen stechen nicht nur in den Überblendungen, sondern auch zwischendurch immer wieder kurzzeitig Einstellungen hervor, die zum Teil sogar ganz erheblich softer wirken. Geradezu extrem bescheiden, wie von mittelmäßiger VHS-Kassette umkopiert (!), kommt der auch Mängel in der Ausführung aufweisende Rollentitel daher. Da kann einem zuerst schon ganz schön mulmig werden. Aber keine Angst: direkt im Anschluss sieht das Bild knackig und wie blankgeputzt aus.

Er kann’s nicht lassen ist ebenfalls spürbar verbessert, aber insgesamt ist die Bildqualität doch etwas schwächer als die seines Vorgängers. Die im ersten Teil unübersehbaren Schwankungen in der Schärfe fallen hier zwar deutlich geringer aus, wobei allerdings der Schärfeeindruck selbst in den besten Momenten nicht voll mit dem des ersten Films gleichzuziehen vermag. Auch die zweifellos guten bis sehr guten Studioszenen reichen qualitativ nicht voll an die Qualität derer im Erstling heran. Insbesondere der Schwarzwert erscheint hier häufiger erheblich zu hell. Damit tendiert z. B. Browns Soutane oftmals eher zu grau denn zum satten Schwarz. Insgesamt erscheint Er kann’s nicht lassen in der Bildqualität zwar gleichmäßiger, er rangiert allerdings in diesem Punkt zugleich ein merkliches Quäntchen hinter seinem Vorgänger.

Das Bild beider Filme wird im Breitwand-Seitenverhältnis 1:1,66 präsentiert. Dies erscheint in den Proportionen sehr natürlich und dürfte seinerzeit so auch in den meisten Kinos gezeigt worden sein. In den früheren TV-Ausstrahlungen erschien das Pater-Brown-Duo freilich immer im 4:3-Vollbild – siehe auch die Kritik zur 2004 ebenfalls von Black Hill vorgelegten DVD-Edition. Das dezente Filmkorn erscheint bei beiden Filmen weitgehend naturbelassen. Der Ton ist ein sehr frisches und luftiges Mono. Abgesehen von den bereits von den DVD-Ausgaben geläufigen biografischen Infos auf Texttafeln sind keine weiteren Extras vorhanden.

Fazit: Alles in allem sind die aktuellen HD-Transfers des schwarzweißen Pater-Brown-Duos der 1960er gegenüber ihren SD-DVD-Vorläufern eine eindeutige Verbesserung und auch infolge der maßvollen Preisgestaltung willkommen. Vielleicht auch weil es in seiner liebenswürdigen Harmlosigkeit zwischenzeitlich unübersehbar Patina angesetzt hat, ist das nach wie vor amüsante Film-Duo als Vertreter des Wohlfühlkinos einer vergangenen Ära in jedem Fall ein Pflichtprogramm für Nostalgiker.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.


Mehrteilige Rezension:

Folgende Beiträge gehören ebenfalls dazu:


Regisseur:
Ashley, Helmut

Erschienen:
2014
Vertrieb:
Black Hill Pictures
Kennung:
Blu-ray 1005733
Zusatzinformationen:
D 1960

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