Jersey Boys (Blu-ray)

Geschrieben von:
Michael Boldhaus
Veröffentlicht am:
6. April 2015
Abgelegt unter:
Blu-Ray

Film

(3/6)

Bild

(5.5/6)

Ton

(5/6)

Extras

(4/6)

Eastwood goes Musical

Clint Eastwood hat in Jersey Boys „den vier Jungs unter der Laterne“, den Mitgliedern der aus Newark, New Jersey, stammenden US-Pop-Gruppe „The Four Seasons“ ein filmisches Denkmal gesetzt. Dafür hat sich der Regisseur, der sich ansonsten eher als vom Jazz begeistert zeigt, – wie übrigens viele andere bereits vor ihm – die Hauptdarsteller quasi direkt von der Bühne des gleichnamigen erfolgreichen Broadway Musicals geholt.

Die Handlungsmuster sind vertraut und bieten kaum Anlass für Überraschungen: Im an New York grenzenden New Jersey, versucht ab 1953 eine junge italienischstämmige Band gemäß ihrem großen Vorbild, Frank Sinatra, aus dem öden Alltag der Arbeiterviertel und damit letztlich auch den Umtrieben der Mafia zu entkommen. Mit Hilfe des Songwriters Bob Gaudio (Erich Bergen) und dem Plattenproduzenten Bob Crewe (Mike Doyle) gelingt den Jungs der Aufstieg an die Spitze, das Lösen aus den Fängen der Mafia hingegen nicht. Die Aufnahme in die „Rock and Roll Hall of Fame“ im Jahr 1990, setzt dabei den historischen Schlusspunkt. Nostalgiker dürften sich besonders an den zum Teil sehr ansprechend interpretierten Hits der Four Seasons, wie „Sherry“, „Cry for Me“, „Walk Like a Man“ oder „Big Girls Don’t Cry“ erfreuen.

Was die Objektivität und den Wahrheitsgehalt angeht, zieht sich Eastwood in Analogie zum Broadway-Musical geschickt aus der Affäre, indem er, beginnend mit Tommy De Vito (Vincent Piazza), sämtliche Bandmitglieder abwechselnd (bis auf Valli) als Off-Erzähler zu Wort kommen lässt. Diese berichten aus ihrer ganz persönlichen, subjektiven Sicht über die zarten, tastenden Anfänge, den Aufstieg, die Phase des großen Erfolgs und den beginnenden Abstieg der Kult-Band.

Christopher Walken als eher jovial anmutender Mafiaboss, Gyp de Carlo, bestreitet zwar nur eine Nebenrolle, er erweist sich gegenüber seinen solide agierenden jüngeren Kollegen aber dennoch als markanter und spielt sie mehrfach dezent an die Wand.

Im Ergebnis besitzt Jersey Boys allerdings nur bedingt Musical-Charakter. Es handelt sich eher um eine verfilmte Musikerbiografie mit einer Reihe in den Handlungsablauf integrierter Auftritte der Band und dabei zum Tragen kommender Songeinlagen. Die meisten Songs erhalten darüber hinaus erst spät ihren Auftritt, da sich Eastwood fast die gesamte erste Hälfte des Films nimmt, die Charaktere einzuführen. Weder dabei oder auch danach ist allerdings vom turbulenten Drumherum der Ära, etwa den annähernd zeitgleich auf den Plan tretenden Beach Boys, den Rolling Stones oder auch den Beatles und erst Recht vom Geist der Zeit, etwa den Jugend- und Vietnamprotesten, irgendetwas zu vernehmen. Der Film konzentriert sich vielmehr ausschließlich auf seine Protagonisten und zeigt, was auch aus anderen vergleichbaren Karrieren längst geläufig ist: nämlich, dass das Leben im Showbusiness nicht nur an den Nerven jedes Beteiligten zerrt, sondern auch Beziehungen gefährdet.

Da der Streifen in seiner Betrachtung der Figuren und der Musikszene nahezu völlig unkritisch, oberflächlich und allzu konventionell bleibt, resultiert eine Mischung aus Vorhersehbarkeit und Harmlosigkeit. Die unübersehbare Professionalität in der Ausführung sorgt jedoch für einige beachtliche Momente und macht die Jersey Boys insgesamt schon recht unterhaltsam. An die grandiosen Filme des reifen Eastwood (etwa das Iwo-Jima-Duo) reicht die Boygroup-Nostalgie freilich nicht heran.

Bemerkenswert ist das Finale, „Oh, What a Night to Remember“, wo sich alle Mitwirkenden auf einer so typischen artifiziellen (Studio-)Straße, tanzend und singend ein letztes Stelldichein geben. Dass dabei auch die ansonsten eher sehr dezente, auf gedämpfte Pastellfarben angelegte Farbgestaltung etwas aus der Reserve treten darf, schafft erstmalig einen überzeugenden Musical-Touch. Da darf natürlich auch der Mafia-Pate nicht fehlen, was dem Ganzen einen augenzwinkernden, dezent märchenhaft-nostalgischen und damit gelungenen Schlusspunkt gibt.

Die Jersey Boys auf Blu-ray

Insbesondere das HD-Bild sticht positiv hervor: Sehr gute Schärfe, ein entsprechendes Kontrastverhältnis und ein prima Schwarzwert sorgen für ein detailreiches, knackiges Bild. Dass sich selbst in kritisch ausgeleuchteten Szenen kaum Rauschen einschleicht, macht den visuellen Eindruck insgesamt vorzüglich. Eventuelle Vorbehalte sind primär stilmittelbedingt. Mancher mag sich allerdings am Look, an den dezent entsättigten Farben, stören. Hauttöne etwa, erscheinen häufiger etwas unnatürlich blass. Der Ton (Deutsch in Dolby Digital 5.1) ist für den Stoff tadellos. Dass er, was raffinierte Surroundeffekte anbelangt, eher unspektakulär daher kommt, liegt auf der Hand.

Bei den Boni geht es am Umfang von „nur“ rund einer halben Stunde gemessen zwar nicht allzu üppig zu. Trotzdem deckt das rund 23-minütige Making-of „Vom Broadway auf die große Leinwand“ die wichtigsten Aspekte der Produktion ab. Ebenfalls zu empfehlen ist die Featurette „Oh, what a Night“, in der es Blicke hinter die Kulissen der recht originellen finalen Musical-Sequenz gibt.

Fazit: Alles in allem ist Jersey Boys dank seiner unübersehbar professionellen Machart ein durchaus unterhaltsamer, aber in der Story zugleich etwas konventionell, letztlich zu bieder und glatt gebügelt daherkommender Film geworden.

Zur Erläuterung der Wertungen lesen Sie bitte unseren Hinweis zum Thema Blu-ray-Disc versus DVD.

Regisseur:
Eastwood, Clint

Erschienen:
2014
Vertrieb:
Warner Home Entertainment
Zusatzinformationen:
USA 2014

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